Striptease: Roman (German Edition)
die Schultern. »Ich kann Rap nicht von Reggae unterscheiden. Kennst du mein Geheimnis? Ich hör einfach nicht zu.« Er drehte an einem unsichtbaren Knopf an seinem rechten Ohrläppchen. »Ich schalte es einfach aus.« Dann erkundigte er sich, wie es bei den Lings gelaufen war.
»Lausig«, sagte Shad.
»Haben sie die Schlange der Kleinen nicht?«
»Doch, doch, aber sie wollen sie nicht herausrücken, auch nicht gegen Lösegeld.«
Orly hob die Hände in einer flehenden Geste. »Weshalb denn nicht, verdammt noch mal? Geschäft ist doch Geschäft.«
»Ich denke, weil sie Sie auf den Tod nicht ausstehen können.«
»Weil ich Lorelei eingestellt habe?«
»Wegen allem«, erwiderte Shad.
»Demnach lautet die Antwort nein. Du hast zwei verdammte Stunden gebraucht, um dir von diesen abgewichsten Japsen ein N-E-I-N zu holen. Unterdessen zieht eine durchgedrehte Stripperin bei einem meiner Gäste eine Chuck-Norris-Nummer ab...«
»Die Antwort war nicht nur nein«, sagte Shad. »Das hier gehört auch dazu.« Er legte ein längliches Paket auf Orlys Schreibtisch. »Die Ling-Brüder schicken Ihnen das.«
Orly betrachtete das seltsame Paket, das in Cocktailservietten der Flesh Farm eingewickelt und mit Klebeband verschnürt war. »Was zum Teufel ist das?« wollte er von Shad wissen.
»Etwa dreißig Zentimeter vom toten Bubba.«
Orly stieß einen unterdrückten Schrei aus und wich zurück.
»Hab ich dir nicht gesagt, daß sie keine Menschen sind, sondern Tiere? Habe ich das nicht gesagt? Mein Gott, was haben diese verdammten Lings denn noch gesagt?«
»Nur daß dort, wo das da herkommt, noch ein ganzes Ende von dem Zeug herumliegt.«
23. KAPITEL
Am Morgen des 3. Oktober, bei stahlblauem Himmel, wanderten Perry Crispin und Willa Oakley Crispin hinunter zum Strand.
Das gutaussehende junge Ehepaar breitete Badetücher aus ihrer Suite im Breakers Hotel aus und lag anschließend nebeneinander im hellen Sand. Abwechselnd rieben sie sich gegenseitig mit einer Creme mit Sonnenschutzfaktor 29 am ganzen Körper ein. Perry schrieb »Ich liebe Dich!!!« auf den Bauch seiner Frau. Willa zeichnete ein fettiges Herz auf das untere Ende des mit Sommersprossen übersäten Rückens ihres Mannes.
Ein kräftiger Wind füllte die Luft mit Salzgeruch und trieb die Wellen schäumend auf den Strand. Die Crispins, die gleiche Ray-Ban-Sonnenbrillen trugen, hatten die Absicht, später, wenn sie schweißnaß waren, schwimmen zu gehen. Sie lachten und flüsterten miteinander und berührten sich häufig, wie es bei Jungverheirateten üblich ist. Willa und Perry stammten aus reichen Familien in Connecticut, daher war die Hochzeitsfeier entsprechend extravagant gewesen. Palm Beach war die erste Station einer vierwöchigen Hochzeitsreise, die sie nach Freeport, St. Bart’s und schließlich nach Cozumel führen sollte. Die Sonne brannte vom Himmel, und die Crispins glänzten auf ihren Badetüchern. Sie waren unverfroren romantisch, total entspannt und völlig sorglos, was ihre gemeinsame Zukunft betraf; auf beide warteten beträchtliche Treuhandvermögen.
Gegen Mittag hatte Willas anbetungswürdige Nase sich rosig verfärbt, was Perry voller Sorge bemerkte. Sein Vater war an vier Hautkliniken beteiligt, und Hautkrebs war bei Familientreffen ein immer wiederkehrendes Thema. Schon seit früher Kindheit hatte Perry einen scharfen Blick für sich verfärbende Muttermale und bedenklich aussehende, ungewöhnliche Hauterscheinungen. Er erklärte seiner Braut, es werde Zeit, sich vor weiterer UV-Strahlung zu schützen.
»Aber ich bin hergekommen, um braun zu werden«, protestierte sie.
»Liebling, wir haben vier ganze Wochen vor uns.« Während sie über den Strand zum Hotel gingen, wurden die Crispins von einem schlanken blonden Mann in schmuddeligen Jeans und Cowboystiefeln verfolgt. Perry und Willa bemerkten den Fremden nicht – sie unterhielten sich angeregt über die schlechte Qualität der Sonnenschutzcreme und über die Möglichkeit, Zinksalbe zu benutzen, zumindest auf ihren Nasen.
Der Mann hinter ihnen sagte: »’ntschuldigt mal, Leute.«
Perry und Willa wandten sich um. Der Mann war eindeutig nicht für Palm Beach gekleidet, und seine blauen Augen waren blutunterlaufen. Das Haar war auf einer Seite des Kopfes verklebt, als hätte er auf dieser Seite geschlafen.
»Habt ihr’nen Wagen?« fragte er.
Willa musterte ihn ängstlich. Perry maß den Fremden abschätzend und machte einen kleinen Schritt vorwärts. Der Mann zückte ein
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