Striptease: Roman (German Edition)
die Ling-Brüder ihn eine Stunde warten ließen. Shad vertrieb sich die Zeit, indem er einige Virgin Marys trank und die Tänzerinnen begutachtete, falls Orly von ihm einen Bericht verlangte. Seine glatzköpfige Erscheinung vertrieb sehr schnell einen großen Teil des Publikums und erhöhte die Wut der Lings. Endlich erhielt er seine Audienz, aber die Brüder reagierten auf das Schlangenangebot weitaus gereizter als erwartet.
Er kehrte zurück und fand das Tickled Pink in heller Aufregung vor. Erin schien irgendwie mittendrin zu stecken. Sanitäter befestigten eine Stützmanschette am Hals eines blassen und benommenen jungen Mannes, der von einem Dutzend ähnlich geschwächter Gefährten mit Maiskörnern in den Haaren umringt wurde. Die Männer riefen den Sanitätern über die Preßlufthammermusik hinweg schrille Fragen zu. Als schützende Maßnahme hatte Urbana Sprawl ihre unüberwindlichen Brüste zwischen Erin und Orly geschoben, dessen Gesicht vor Wut rot angelaufen war.
»Verdammt noch mal«, sagte Shad und stürzte sich in das Chaos.
Später im Büro tönte Orly herum von wegen Schadenersatz und Gerichtsverfahren und Ausschanklizenz.
»Sie hören nicht zu«, protestierte Erin. »Der Mann hat mich angefaßt.«
Urbana Sprawl, geduscht und vollständig bekleidet, unterstützte ihre Freundin lautstark. »Ich habe den ganzen Vorfall beobachtet, Mr. Orly. Er hat nur bekommen, was er verdiente.«
Orly schnaubte. »Einen verrenkten Hals! Hat er das etwa verdient? Einen Krankenhausaufenthalt, nur weil er mal ein bißchen mit der Hand zugefaßt hat?«
»Er hat mich berührt«, wiederholte Erin. »Zwischen den Beinen.«
»Ach, er war betrunken.«
Erin wandte sich zu Urbana um. »Siehst du, deshalb hasse ich die Tischtanzerei.«
Orly sagte: »Du hättest den Knaben zum Krüppel machen können! Ihm so einfach gegen den Kopf zu treten!«
»Und was sollte sie sonst tun?« fragte Urbana. »Sich nett und höflich auf seinen Finger setzen?«
Orly schüttelte den Kopf. »Mein Gott, das reicht. Kein Wort mehr über die Sache.«
»Demnach ist es ganz okay, wenn Shad einem Gast in den Arsch tritt, aber nicht, wenn wir uns wehren. Läuft es hier in diesem Laden so?«
»Ich sagte, es reicht jetzt.«
»Urbana hat recht«, sagte Erin. »Das ist nicht fair.«
»Scheiß auf fair.« Orly blies die Backen auf. »Shad hat den Job, für Frieden zu sorgen. Euer Job ist es zu tanzen. So und nicht anders sieht es aus.«
An der Bürotür stehend, brach Shad nur widerstrebend das Schweigen. »Ich wurde zur Konkurrenz geschickt«, sagte er, »sonst wäre es nicht passiert.«
Orly lachte ätzend. »Wunderbar. Jetzt ist alles meine Schuld. Wißt ihr, ihr könnt mich mal alle am Arsch lecken.«
Urbana wurde fuchsteufelswild.
Sie lehnte ihren übergroßen Busen über seinen Schreibtisch und fuchtelte ihm mit einem grellrot lackierten Fingernagel vor der Nase herum. »Niemand faßt mich an, wenn ich nicht angefaßt werden will, und schon gar nicht da unten. Dabei interessiert es mich nicht, wer er ist oder wie besoffen er ist oder wieviel Geld er in der Tasche hat. Ich dulde es nicht. Dieser kleine Scheißer kann von Glück sagen, daß er sich nur einen verrenkten Hals geholt hat, denn wenn er mir zu nahe getreten wäre, hätte ich ihm seine Eier mit bloßen Händen abgerissen, einfach so...«
Orlys Mund klappte auf, als Urbana ihre Technik demonstrierte und imaginäre Hoden von einem imaginären Flegel abtrennte.
»Und glauben Sie ja nicht, ich könnte das nicht!«
Damit rauschte sie hinaus. Für einen längeren Moment herrschte Stille. Dann sagte Orly: »Dieses Girl bringt dicke Titten in einen schlechten Ruf.«
Erin stand auf. »Nun, für mich ist der Abend gelaufen.«
»Moment mal, Sekunde...«
»Nein. Ich fahre jetzt zu meiner Tochter.«
Nachdem Erin gegangen war, verteidigte Shad sie und erzählte Orly, daß Erin eine Menge Gründe hatte nervös zu sein – der Sorgerechtsfall, der Einbruch in ihre Wohnung und nun ein Kongreßabgeordneter, der ihr nachstieg. »Sie macht im Augenblick eine schlimme Zeit durch. Deshalb ist sie heute abend auch explodiert.«
Orly wischte sich den Hals mit einem schmutzigen Taschentuch ab. »Du und ich, wir sind die einzigen in diesem Laden, die nicht irgendwelche Anfälle kriegen, und manchmal bin ich mir bei dir nicht allzu sicher.«
»Das liegt an der Musik«, sagte Shad. »Ich bekomme davon Kopfschmerzen.«
»Rede mit Kevin.«
»Kevin sagt, ich solle mich an Sie wenden.«
Orly hob
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