Striptease: Roman (German Edition)
Erins Wohnung Musik. Er klopfte laut und klingelte. Als niemand reagierte, holte er den Schlüssel heraus, den sie ihm gegeben hatte, und öffnete die Tür. Erin lag reglos auf dem Bett und hatte sich ein Kissen wie einen Helm um den Kopf gewickelt. Sie trug einen rosafarbenen Schlüpfer und einen ebenfalls rosafarbenen BH und schien ruhig und völlig normal zu atmen. Eine halbvolle Karaffe Martini stand auf dem Nachttisch, und die Stereoanlage dröhnte mit voller Lautstärke. García drehte sie leise.
Erins Stimme klang gedämpft. »Was zum Teufel fällt Ihnen ein?«
Der Detective ließ sich auf die Bettkante sinken. »Wir müssen miteinander reden.«
»Orly läßt mich nicht mehr zu Jackson Browne tanzen.«
»Wie kommts?«
»Oder zu Van Morrison. Er sagt, die Musik sei zu langsam. Er sagt, die Mädchen auf den Tischen seien sauer auf mich.«
»Erin, was soll das mit dem Gin?«
»Das ist das erste Mal, daß Sie mich Erin nennen.« Ihr Gesicht tauchte aus den Kissen auf. »Übrigens, ich will meine Pistole zurückhaben.«
»Sie liegt in der Kommode«, sagte García.
»Geladen?«
»Jawohl, Ma’am.«
»Gut. Wie spät ist es?«
»Mittag.« García versuchte sie mit einem Laken zuzudekken. Erin schleuderte es von sich und lachte rauh.
»Jetzt behaupten Sie nur nicht, es sei Ihnen peinlich«, sagte sie.
Der Detective errötete. Erin erinnerte ihn daran, daß er sie im Club schon mehrmals nackt gesehen habe.
»Das hier ist etwas anderes«, sagte er.
»Ach.« Erin hakte den BH auf und warf ihn dem Mann zu. Er landete auf seiner rechten Schulter. Dann schlängelte sie sich aus dem Schlüpfer und schleuderte ihn auf den Fußboden. »Da bin ich«, sagte sie und breitete die Arme aus.
Der Detective starrte auf seine Schuhspitzen. »Lassen Sie mich mal raten. Es stört Sie, daß Sie sich mit dem Kongreßabgeordneten treffen sollen.«
»Sehr vornehm ausgedrückt. Ich bin nervös, angeekelt, habe Angst und fühle mich ziemlich allein. Das einzige auf der Welt, was mir wirklich wichtig ist, kann ich nicht haben …«
»Angela geht es gut«, unterbrach Al García ihren Redefluß. »Sie sind bald wieder zusammen.« Er nahm den Büstenhalter von der Schulter und legte ihn zusammengefaltet aufs Bett.
Erin seufzte. Sie sah für ihr Alter ziemlich ausgelaugt aus. »Gestern abend hat mich ein Kerl angefaßt.«
»Mein Gott.«
»Dabei bin ich etwas durchgedreht. Nichts Besonderes.«
»Haben Sie ihn umgebracht?«
»Nee.«
»Dann ist es nicht weiter schlimm.« Der Detective holte eine Zigarre aus der Hemdtasche, schob sie sich zwischen die Lippen, zündete sie aber nicht an.
Erin blickte zur Decke. »Ich hatte einen Traum, in dem der andere Mann auf diesem Foto vorkam. Ich meine den, der meine Knie umarmt hat. Ich habe geträumt, daß sie auch ihn getötet haben, genauso wie Mr. Peepers.«
García beruhigte sie, sie solle sich keine Sorgen machen. »Er heißt Paul Guber, und es geht ihm gut. Er ist für ein paar Wochen nach New York verreist.«
»Auf Ihren Rat hin?« Erin stieß ihn spielerisch mit einem Zeh an.
»Seine Firma hat eine Filiale in der Wall Street. Es schien der richtige Zeitpunkt für einen Abstecher dorthin zu sein.«
Sie nickte. »Sie kümmern sich wirklich um jeden, nicht wahr?«
Der Detective schüttelte unglücklich den Kopf und erzählte Erin von Darrell Grants verrückter Flucht. Sie nahm diese Nachricht weitaus ruhiger zur Kenntnis, als er erwartet hatte. Allerdings hatte sie mehrere Martinis intus.
»Darrell«, erklärte sie, »ist völlig von der Rolle.«
»Könnte er verrückt genug sein, plötzlich im Club aufzutauchen?«
»Schon möglich.« Erin drehte sich auf den Bauch. »Ich such mir offenbar immer die Richtigen aus, wie?«
García verließ das Zimmer, um zu telefonieren. Als er zurückkam, hatte Erin sich ein weißes T-Shirt und eine Jeans angezogen, stand vor dem Spiegel und bürstete sich das Haar. Die Martinikaraffe war leer.
»Ich hab das Zeug weggeschüttet«, sagte sie und musterte ihn mit eindringlichem Blick. »Ich bin nicht so hinüber, wie Sie denken.«
Sie fuhren zu Fridays und bestellten Cheeseburger. García genehmigte sich ein Bier, Erin trank Kaffee. Ihr Gespräch verlief absolut freundschaftlich, bis der Detective sie fragte, ob sie einen Freund habe.
»Scheiße, tun Sie das doch nicht«, fuhr sie ihn an.
»Was?«
»Sie wissen genau, was ich meine.«
García kaute nachdenklich seinen Burger. »Mein Interesse ist rein beruflicher Natur. Ich möchte jede
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