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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Scarfo?«
    »Ja«, sagte Shad. »Aber es war ihnen völlig gleichgültig. Übrigens, Fat Tony ist gestorben. Die Lings haben die Meldung im Herald gesehen.«
    Orly stützte seine Ellbogen auf den Toilettentisch. »Amerika geht den Bach runter, und weißt du, warum? Weil diese verdammten Fremden keinen Respekt vor unseren nationalen Institutionen haben – weder vor Detroit noch vor der Wall Street noch vor der Mafia.«
    Shad gefiel die Richtung, die das Gespräch nahm, ganz und gar nicht. Bald würde Orly ihn bitten, die Flesh Farm zu sabotieren. Über das Thema hatten sie schon oft gesprochen.
    »Ich würde gerne helfen«, sagte Shad, »aber ich kann nicht.«
    »Was ist denn los?«
    »Ich kann einfach nicht.« Er hatte Hemmungen, Mr. Orly von seinem Vorstrafenregister zu erzählen, da die Alkoholkommission grundsätzlich gegen die Einstellung von Vorbestraften in Schankbetrieben war. »Rufen Sie doch Ihre Leute im Norden an«, riet Shad. »Lassen Sie einen Profi kommen.« Natürlich würde der Anruf niemals ausgeführt; Orly kannte niemanden, der zum Mob gehörte.
    Der Clubbesitzer griff nach einer Haarbürste und trommelte damit auf den Schminktisch. »Diese Lings«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich kann einfach nicht glauben, daß sie eine völlig intakte Schlange zerstückelt haben.«
    Shad meinte, sie hätten damit sicher etwas ganz Bestimmtes ausdrücken wollen.
    »Sie haben dem Girl das Herz gebrochen«, sagte Orly. »Hey, sieh doch mal im Kühlschrank nach, ob du ein kaltes Getränk findest.«
    Shad holte eine Dose Cola Cream Soda heraus.
    »Ich denke manchmal an früher«, sagte Orly und leckte den Büchsenrand ab. »Weißt du noch, als wir hauptsächlich Motorradfreaks als Kunden hatten? Damals hieß der Laden noch Booby Hatch und später Pleasure Palace. Biker-Girls, Biker-Kundschaft, Biker-Prügeleien. Damals waren die Regeln eindeutig.«
    »Es war eine Spelunke«, stellte Shad völlig unsentimental fest.
    »Aber wir wußten, wo es langging. Die Stripperinnen gingen auf den Strich. Die Gäste dealten mit Dope. Und jeder hatte ein Messer oder eine Kanone in der Tasche.«
    Shad grinste säuerlich. »Jaja, die gute alte Zeit. Ich fang gleich an zu heulen.«
    »Na schön, es war tatsächlich eine Spelunke. Ein Dreckloch. Aber es herrschte verdammt noch mal Ordnung.« Orly nahm einen Schluck Soda. »Damals brauchte man sich keine Sorgen wegen Typen wie den Lings zu machen. Konkurrenz? Die gab es gar nicht. Discjockeys, Musikprogramme, Windmaschinen, ausgebildete Pythonschlangen, davon war keine Rede! Damals konnten die Girls kein bißchen tanzen, und ich muß auch zugeben, daß niemals die Gefahr bestand, daß eine vom Playboy entdeckt und weggelockt wurde. Erinnerst du dich noch an Thin Lizzie?«
    Shad mußte unwillkürlich grinsen. Lizzie war eine Bikerin und Tänzerin gewesen, wog bei einer Größe von einssechzig hundertsiebenundzwanzig Pfund und hatte sich ein Stockcar-Emblem auf den Rücken tätowieren lassen. Wer konnte die vergessen?
    »Erinnerst du dich?« Orly strahlte. »Mag sein, daß sie auf meinem Parkplatz halb Fort Lauderdale einen geblasen hat. Aber die Lady machte mir keine Probleme. Überhaupt nicht. Ich sag ihr, tanz schnell, dann tanzte sie schnell. Ich sag ihr, tanz langsam, dann tanzte sie langsam. Das war lange bevor diese Mode mit den Ringkämpfen anfing, aber eins weiß ich ganz sicher – wenn ich von Lizzie verlangt hätte, sie solle in Getriebeöl ringen, dann wäre sie bei Gott hineingestiegen und hätte losgelegt. Das Girl war ein richtiger Soldat, und sie begriff die Regeln.«
    Shad öffnete eine Flasche mit Aspirintabletten und schluckte fünf Stück.
    Orly bot ihm einen Schluck Cream Soda zum Nachspülen an, aber Shad verzichtete.
    »Sieh dir nur mal an, wie das ganze Gewerbe sich verändert hat«, fuhr Orly fort. »Meine Tänzerinnen sind dank deiner Freundin Erin praktisch gewerkschaftlich organisiert. Sie suchen sich ihre eigenen Songs aus, legen ihre Arbeitszeit selbst fest. Gleichzeitig sind meine Schadenersatzzahlungen dank der Bankiers und Anwälte und Buchhaltertypen, die in meinem Laden herumhängen, um das Dreifache gestiegen. Jedesmal, wenn es irgendwelchen Streit gibt, bekomme ich fast einen Herzinfarkt bei der Vorstellung, daß so ein Yuppiearschloch mich wieder verklagt.«
    Shad nickte. »Eins muß man den Motorradfreaks lassen. Die verklagen einen nicht.«
    »Richtig.«
    »Andererseits verdienen Sie jetzt richtig gutes Geld. Wir verkaufen vier- bis fünfmal

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