Striptease: Roman (German Edition)
würde jederzeit eine Messerstecherei einem solchen Scheiß vorziehen. Kommt da so ein Typ, den ich nie gesehen habe, und macht mir Schwierigkeiten wegen meiner Lizenz.«
In fünf Minuten sollte Urbana Sprawl zu einem Ringkampf in einem Bottich voll frisch gekochter Linguini antreten. Shad hatte die Absicht, den Ringrichter zu spielen. Er stand auf und sagte: »Was sein muß, muß sein. Wir bringen schon alles auf die Reihe.«
»Wie?«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Orly.«
Sie gingen zusammen durch den großen Gastraum. Rapmusik donnerte gegen die Wände. Auf der Bühne mühte sich Lorelei mit der neuen Schlange ab, die sich in voller Länge um ihr rechtes Bein gewickelt hatte. Selbst die besoffensten Gäste begriffen, daß dies nicht zu der Nummer gehörte.
Orly formte mit den Händen vor dem Mund einen Trichter, lehnte sich vor zu Shads Ohr und rief: »Vielleicht sollte ich ein Schild an der Tür anbringen: Zutritt für Politiker verboten! Axtmörder und Perverse jederzeit willkommen, aber keine verdammten Politiker!«
Shad produzierte ein gekünsteltes Grinsen. Er war in der Stimmung, einer Katze den Kopf abzubeißen.
»Motorradfreaks von morgens bis abends«, fuhr Orly fort. »Aber keine Kongreßabgeordneten mehr in meinem Laden...«
Auf der Bühne humpelte Lorelei unerschütterlich aus dem Scheinwerferlicht heraus. Dann brüllte sie etwas von einem blau angelaufenen Bein.
Ich muß schnellstens hier raus, dachte Shad. Bevor ich etwas Schlimmes tue.
Malcom J. Moldowsky wußte, daß der Kongreßabgeordnete nicht von einem Rausschmeißer mit langem Vorstrafenregister erpreßt werden konnte. Problematischer war der junge Börsenmakler, Paul Guber, doch der hatte plötzlich die Stadt verlassen. Es war die dritte Person auf den Fotos von der Junggesellenparty, die Moldy die größten Sorgen machte: die Stripteasetänzerin.
Falls sie dies beabsichtigte, konnte Erin Grant im Handumdrehen das fadenscheinige Ansehen des Kongreßabgeordneten vernichten. Weshalb Moldowsky das Rendezvous der beiden arrangiert hatte.
Moldy verbrachte den Vormittag des 4. Oktober mit einer Strategiekonferenz auf höchster Ebene – mit sich selbst. Weder brauchte noch suchte er den Rat anderer. Stille förderte gedankliche Klarheit, und Einsamkeit rückte die Perspektive zurecht. Wichtig war, daß er seine persönliche Abneigung gegen David Dilbeck beiseite schob und sich auf die Mission konzentrierte, für die er bezahlt wurde. Viele Dinge waren in letzter Zeit außer Kontrolle geraten; es wurde Zeit, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.
Er brauchte Munition, aber Erins Vergangenheit gab in dieser Hinsicht nicht viel her. Die Unterlagen des Sorgerechtsstreits waren voller saftiger Anschuldigungen, aber Moldowsky bezweifelte die Wahrheitsliebe des Ex-Ehemanns; Darrell Grant schien ein verachtenswerter Mistkerl zu sein.
Moldy beschloß, Mrs. Grant sehr zuvorkommend zu begegnen. Ansehen, aber nicht anfassen, hatte er dem Kongreßabgeordneten eingeschärft. Tun Sie nichts, was diese Frau erschrecken oder in Rage bringen könnte. Wenn sie nein sagt, dann versuchen Sie nicht, sie zu überreden. Wenn alles andere keine Wirkung hat, versuchen Sie, mit ihr Freundschaft zu schließen.
Wenn man sich doch nur darauf verlassen könnte, daß Dilbeck sich auch an dieses Drehbuch hält! Das Thema des verstorbenen Jerry Killian sollte tunlichst gemieden werden. Über die Tochter der Stripperin müßten behutsam Erkundigungen eingezogen werden. Falls Mrs. Grant sich wegen der Sorgerechtsregelung beklagte, sollte Dilbeck seine Hilfe anbieten. Ich kenne den neuen Richter ganz gut – etwas Beiläufiges in dieser Richtung, nichts Aufdringliches oder Prahlerisches. Wenn Mrs. Grant auf Dilbecks gewalttätiges Auftreten im Eager Beaver zu sprechen käme, sollte der Kongreßabgeordnete sein Bedauern ausdrücken, aber darüber hinaus keine weiteren Angebote machen. Moldy schärfte ihm diesen Punkt besonders ein. Er gab sich Mühe, alles so einfach wie möglich zu halten, da er wußte, daß Dilbecks Hirn von Leidenschaft umnebelt sein würde. Vorsichtsmaßnahmen mußten ergriffen werden, um die Stripperin vor einer unsittlichen Attacke zu bewahren, aber ein Restrisiko blieb. Der Kongreßabgeordnete lief langsam aus dem Ruder. Es war ein Wettrennen mit der Zeit.
Malcolm Moldowsky betrachtete sein Spiegelbild im Panoramafenster, und ihm gefiel, was er sah – ein Sinnbild eleganter Selbstsicherheit unter Streß. Sogar zu Hause fühlte er sich
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