Striptease: Roman (German Edition)
Kleidung gesehen.
»Nun, wie ist es gelaufen?« Orlys Stimme klang angespannt.
»Ich bin hier, oder?« sagte die Tänzerin. »Vergessen wir das Thema.«
Shad warf Orly einen vielsagenden Blick zu. »Ich hab’s Ihnen doch gesagt.«
Orly rutschte von der Motorhaube herunter. »Moment, Schätzchen. Du hast tausend Dollar abgeschlagen, um hier zu bleiben und weiterhin für mich zu arbeiten?«
»Bilden Sie sich nur nichts ein«, sagte Urbana ungehalten.
Shad drückte ihre Hand. »Du mußt nicht darüber reden.«
»Er wollte mit meinen Möpsen ›Scheibenwischer‹ spielen.«
»Wer?« fragte Orly.
»Ling. Er hat versucht, meine Träger runterzustreifen und …«
»Welcher Ling?« fragte Shad.
»Der kleine. Ich hab mir zwei Fingernägel in seinem Gesicht abgebrochen.« Urbana zeigte ihre demolierte Maniküre. »Ich würde nicht einmal für eine Million für diese Bastarde arbeiten.« Sie schlüpfte zwischen Orly und Shad hindurch in den Club.
Orly seufzte. »Einer von uns sollte auf die Tür aufpassen.«
Shad blickte die Straße hinunter zum fernen Neonblinken der Flesh Farm. »Mr. Orly«, fragte er, »welcher Ling ist der kleine?«
»Ist das jetzt wichtig?«
»Nee. Eigentlich nicht.«
Die Princess Pia lockte bereits an dem Tag Fische an, an dem sie in neunundsiebzig Fuß Tiefe vor dem Strand von Fort Lauderdale auf dem Meeresboden aufsetzte. Tauchbootkapitäne wie Abe Cochran steuerten den verschrotteten Frachter regelmäßig an, und zwar vor allem dann, wenn sie nur noch wenig Sprit hatten und sich nicht zu weit vom Hafen entfernen wollten. Wohin auf dem Atlantik sie ihre Kunden brachten, hing von den Kunden selbst ab. Weitgereiste Sporttaucher gaben sich nicht damit zufrieden, einen derart offensichtlichen Touristenschwindel wie ein erst kürzlich versenktes Bananenboot zu erforschen. Touristen hingegen waren die reinsten Trottel und scharf darauf. Sie waren schon von aufsteigenden Luftbläschen begeistert und total fasziniert von jedem noch so flüchtigen Hinweis auf Leben unter der Wasseroberfläche. Viele von ihnen konnten einen Fisch nicht vom nächsten unterscheiden, was Captain Abe Cochran die Möglichkeit gab, das Unterwasserrevier frei zu wählen.
Am Morgen des 6. Oktober kletterten Kate Esposito und ihr Freund an Bord von Abe Cochrans Charterboot, der Alimony III. Sie erhielten Gesellschaft von vier jungen Reisebüroangestellten, die in Fort Lauderdale an einem Kongreß teilnahmen. Abe Cochran schätzte die Truppe gleich richtig ein und nahm Kurs auf das Wrack der Princess Pia . Das Meer war ruhig, und der Anker hielt bereits beim ersten Abwurf. Die Reisebüroangestellten waren stark verkatert, daher teilte Abe Cochran Schnorchel aus und instruierte sie, stets in der Nähe des Hecks zu schwimmen, wo er sie im Auge hatte. Kate Esposito und ihr Freund tauchten allein zu dem Frachter hinab.
Kate hatte das Tauchen als Teenager in einem Schwimmbecken des YMCA in Boston gelernt, aber sie träumte seitdem davon, einmal in die Tropen zu reisen. Sie wartete gespannt auf ihre erste Begegnung mit einer Muräne. Ihr Freund hatte für diese Gelegenheit eine billige Unterwasserkamera gekauft.
Als sie sich rückwärts von Abe Cochrans Boot kippen ließen, bemerkte Kate Esposito, daß das Wasser trüber war, als sie erwartet hatte. »Klar wie Gin« hatten die Urlaubsbroschüren versprochen, aber Kate konnte kaum drei Meter weit sehen. Ihre Enttäuschung ließ nach, als sie sich dem Wrack der Princess Pia näherten, das unversehrt auf der Steuerbordseite lag. Kate erschien es genauso überwältigend und gespenstisch wie die Titanic . Gemeinsam mit ihrem Freund schwamm sie an dem Frachter entlang. Wolken kleiner, bläulich gestreifter Fische flitzten durch die Dynamitlöcher ein und aus, und einmal segelte ein Rochen elegant aus dem Steuerhaus hervor. Jede Entdeckung erzeugte neue aufgeregte Luftblasen von Kate und ihrem Freund, der von jedem Meereslebewesen, auf das sie stießen, Fotos zu schießen versuchte.
Kate war die bessere Taucherin, und sie war es auch, die entschied, das Innere des Schiffsrumpfs zu untersuchen. Aus Filmbeiträgen im naturwissenschaftlichen Kabelkanal wußte sie, daß Muränen dunkle und verwinkelte Spalten bevorzugten; vielleicht hatte eines dieser Tiere sich in der Princess Pia verkrochen. Kate klopfte ihrem Freund auf die Preßluftflasche und teilte ihm per Zeichensprache ihre Absichten mit, aber er winkte lustlos ab und reichte ihr die Kamera. Durch die Tauchmaske flackerten
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