Striptease: Roman (German Edition)
Gesundheitsinspektors aufgeführt. »Das ist Quatsch«, sagte Shad. »Wir wurden reingelegt.«
»Lies weiter«, befahl ihm Orly.
Im Bericht stand geschrieben: »Während der sogenannten Ringkämpfe wurden männliche Gäste dabei beobachtet, wie sie versuchten, verschmutzte Lebensmittelprodukte in die Münder und andere Körperöffnungen der weiblichen Teilnehmer einzuführen.«
Shad reichte das Schriftstück Orly zurück. »Das passiert doch nicht jeden Abend. Die Kerle besaufen sich, und Sie wissen ja, wie das so läuft.«
Orly wandte sich von der Bar ab. »So, wie sie es ausdrükken, klingt es widerlich. Im Grunde sind es doch nur gewöhnliche Nudeln.«
Die beiden Männer schwiegen. Sabrina stand auf der Hauptbühne, Monique Sr. arbeitete im Käfig, und ein neues Girl namens Suzette tanzte in der ersten Reihe auf den Tischen. Suzettes erster Vorgeschmack auf den Bühnenruhm war ein Auftritt in einem George-Michael-Video gewesen. Orly hatte erzählt, sie spiele darin eine Nonne in Radfahrerhosen.
Jeder Song, den Kevin auflegte, war von Prince oder Madonna oder Marky Mark. Die Heftigkeit seiner Kopfschmerzen ließ Shad vermuten, die Musik habe möglicherweise sein Gehirn anschwellen lassen. Er nahm die Mütze ab und balancierte einen Beutel voller Eiswürfel auf seiner pulsierenden Schädeldecke.
»Wo ist Urbana?« wollte er wissen.
Orly erwiderte, sie sei zur Flesh Farm gegangen, um mit den Lings zu verhandeln. »Soviel zum Thema Loyalität.« Er hielt inne. »Haben die Lings eine Windmaschine? Urbana tanzt nämlich niemals in der Nähe eines solchen Apparats.«
»Richtig«, nickte Shad.
»Aber was rede ich da? Ein Tausender ist nun mal ein Tausender.«
Shad riet ihm, sich keine Sorgen zu machen. »Sie absolviert keine Intimtänze. Nicht für eine Million Bucks.«
»Hast du schon mal daran gedacht«, schnauzte Orly ihn an, »daß diese Kerle sie vielleicht gar nicht für diese Tänze haben wollen?«
Shad gab dem Barkeeper ein Zeichen, er solle dem Boss eine frische Dose Dr. Pepper bringen. »Die Ling-Brüder sind nicht dumm«, fuhr Orly fort. »Sie erkennen eine Möglichkeit auf Schadenersatz schon auf den ersten Blick. Mit diesen Titten könnte sie durchaus jemanden umbringen.« Er stellte die Sodadose ab. »Ich habe eine Theorie: Sie wollen mit den Kontakttänzen aufhören und was Besseres bieten. Sie versuchen, sich etwas Klasse zu kaufen, weißt du? Sie wollen genauso seriös sein wie wir.«
»Seriös«, wiederholte Shad ungläubig. Mr. Orly konnte manchmal sehr amüsant sein. Shad verschob den Eisbeutel, damit er sich seiner Schädelform besser anpaßte. »Sind Sie sicher, daß es die Lings waren, die uns verpfiffen haben?«
»Wer sonst. Sie sind immer noch wegen der Schlangentänzerin sauer, wie hieß sie doch gleich?«
Kevin näherte sich der Bar und bestellte fröhlich ein Perrier. Sein Gesicht verdüsterte sich, als er Shads bohrenden Blick bemerkte. Der Discjockey verzog sich schnell wieder.
»Dieser verdammte Gesundheitsinspektor«, sagte Orly, »er kämmte den gesamten Laden durch. Buchstäblich.«
»Und?«
»Ich geriet dabei leicht in Panik. Ich habe deinen Hüttenkäse in die Toilette geworfen.«
Shad schloß die Augen. »Verdammt.«
»Ich mußte es tun«, beteuerte Orly. »Der Kerl war gnadenlos. Wenn er nun den verdammten Skorpion gefunden hätte, was dann? Er hat bereits gedroht, unseren Laden zu schließen.«
»Sie haben ihn weggespült.«
»Hol dir einen neuen. Und gib mir die Rechnung.«
Shad war niedergeschlagen. »Ich bin eben ein geborener Pechvogel.«
Orly bedeutete seinem Rausschmeißer, mit ihm nach draußen zu gehen. Shad war darüber froh; der Verkehrslärm kam ihm im Vergleich mit dem geistlosen Scheiß, den Kevin über die Stereoanlage jagte, wie ein Wiegenlied von Brahms vor.
Auf dem Parkplatz suchte Orly sich eine Volvo-Limousine und ließ sich auf der Motorhaube nieder. »Also – was tun wir jetzt mit diesen Lings? Ich bin für jeden Vorschlag zu haben.«
»Mein Gehirn tut zu weh«, sagte Shad.
»Du bist der einzige, dem ich trauen kann.«
»Ich bin kein Brandstifter, Mr. Orly. Ich kann noch nicht mal ein Grillfeuer anzünden.«
»Na schön, dann laß uns mal nachdenken.«
Ein anthrazitfarbener Acura rollte auf den Parkplatz und hielt unweit des Eingangs, und Urbana Sprawl stieg aus. Sie war gekleidet, als wolle sie einen Wohltätigkeitsball der Krebsgesellschaft in Palm Beach besuchen. Orly und Shad hatten sie noch nie in derart vollständiger
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