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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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fortgeschrittenen Verwesungszustands der Verstorbenen würden sich sowieso nicht sehr viele Leute einfinden.
    García, der zuerst bei Mordecais Bank vorbeischaute, erschien als letzter im Büro des Coroners in Hollywood. Die Truppe, der die Leichenbeschau zugeteilt worden war, bestand aus drei Gerichtspathologen, drei Detectives aus dem Sheriff’s Office in Broward County sowie aus ein paar Medizinstudenten im ersten Jahr von der Universität von Miami. Die Anwaltskammer von Florida hatte darauf verzichtet, einen Vertreter zu schicken.
    Bevor er den Autopsiesaal betrat, drückte García seine Zigarre aus und besprenkelte das Innere der Einwegoperationsmaske mit Old Spice. Der Leichensack mit Mordecai wurde als erster geöffnet. Die Krabben hatten gründliche Arbeit geleistet. Der Schädel war praktisch völlig sauber gefressen, wodurch es die Pathologen etwas einfacher hatten, die drei kleinkalibrigen Einschußlöcher zu untersuchen. Die Detectives von Broward County machten sich Notizen und deuteten mit gelben Bleistiften der Härte Nr. 2 hierhin und dorthin. Niemand blickte auf, als die von Unwohlsein befallenen Medizinstudenten durch die Tür nach draußen stürzten.
    Die Ärzte hatten Mühe, den triefnassen Nadelstreifenanzug des Anwalts wegzuschneiden. García kam näher an den Operationstisch heran und fragte, ob er die Taschen durchsuchen dürfe. Die Ärzte zuckten die Achseln und arbeiteten weiter.
    García hielt die Luft an, während er so tat, als kontrolliere er Mordecais Anzug. Einer der Detectives fragte unwirsch, wonach zum Teufel er denn suche.
    »Danach«, sagte Al García. Er hielt einen kleinen Schlüssel hoch.
     
    Malcolm J. Moldowsky verpaßte die Mittagsnachrichten im Fernsehen, weil er mit zwei nervösen Senatoren in New York zu Mittag aß, und er verpaßte auch die Sechs-Uhr-Nachrichten. Diesmal hielt er sich im Bad auf und bereitete sich auf ein wichtiges Abendessen mit dem Gouverneur vor. In letzter Zeit setzten die staatlichen Behörden Floridas den Betreibern von Phosphatbergwerken zu, weil sie ihren radioaktiven Abfall in Trinkwasserschutzzonen abluden. Die Phosphatindustrie hingegen betrachtete die Vorstellung, den eigenen Abfall zu reinigen und sicher zu lagern, als subversiv. Malcolm Moldowsky war für ein sechsstelliges Honorar angeheuert worden, um sich bei seinem alten Freund, dem Gouverneur, für diese Sache zu verwenden, damit der Vorschriftenkatalog für die Bergwerke wieder auf ein normales Maß schrumpfte.
    Moldy kleidete sich stets nach der gleichen Routine an, angefangen mit den Socken. Dann folgten Unterwäsche, Oberhemd, Manschettenknöpfe, Krawatte, Hose und schließlich die Schuhe. Es war nicht ungewöhnlich für ihn, zwanzig Minuten damit zuzubringen, einen perfekten Windsorknoten zu knüpfen, und es geschah in dieser wichtigen Phase, daß jemand an die Wohnungstür klopfte. Moldowsky war durch die Störung ungehalten und verwirrt, denn der Wachmann in der Halle sollte ihn eigentlich benachrichtigen, wenn ein Besucher erschien. Moldy schritt mit nackten Beinen zur Tür, wo er von einem stämmigen Kubaner mit buschigem Schnurrbart, einem feuchten Zigarrenstummel und einem Mobiltelefon unterm Arm erwartet wurde.
    »Ja?« sagte Moldowsky und schlug einen befehlenden Ton an.
    Al García zeigte seine Dienstmarke und kam lässig hereingeschlendert. Er grinste, als er das Porträt John Mitchells entdeckte. »Entweder haben Sie einen ganz besonderen Sinn für Humor«, sagte er zu Moldy, »oder Sie sind der makaberste Mistkerl, den ich je kennengelernt habe.«
    »Ich habe Ihren Namen nicht verstanden«, sagte Moldowsky steif.
    García nannte ihn.
    Moldy runzelte die Stirn. »Und Sie gehören zu wem?«
    »Morddezernat der Metropolitan.«
    »Gibt es irgendwelchen Ärger hier im Haus?«
    »Sicher«, sagte García, »aber deshalb bin ich nicht hergekommen. Meinen Sie nicht, Sie sollten mal eine Hose anziehen?«
    Malcolm J. Moldowsky nickte eisig, verschwand im Schlafzimmer und zog sich roboterhaft zu Ende an. Er kam heraus, während er die Flusen von seinem Wolljackett bürstete. Hundert Möglichkeiten schossen ihm durch den Kopf, und keine davon sah gut aus. Er hatte zu dreist agiert, indem er dem County Commissioner auf die Zehen getreten war. Der Versuch, Sergeant Al García unter Druck zu setzen, schien sich als Rohrkrepierer zu entpuppen.
    »Ich bin mit dem Gouverneur zum Abendessen verabredet«, sagte Moldowsky, »deshalb habe ich es ein wenig eilig.«
    »Ich auch«, sagte

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