Striptease: Roman (German Edition)
Unterton in der Stimme des Gouverneurs wahrgenommen. Sie haben sich den Magen verdorben? Das tut mir aber leid, Malcolm. Rufen Sie mich an, wenn es Ihnen wieder besser geht. Als er auflegte, zwinkerte der Gouverneur einem Mitarbeiter zu und sagte: »Wollen wir hoffen, daß es Magenkrebs ist.«
Während er auf die Türme von Turnberry Isle zufuhr, versuchte Moldowsky, seine Panik in den Griff zu kriegen. Der Cop hatte eigentlich gar nichts in der Hand außer einem Diapositiv und einer Motelrechnung.
Der Telefonanruf aus Missoula ließ sich leicht erklären. Moldy würde behaupten, er habe an diesem Abend Gäste gehabt, und es habe eine Menge Ferngespräche gegeben, ausgehende wie eingehende. Es dürfte nicht schwierig sein, jemanden aufzutreiben, der (gegen entsprechende Bezahlung) sagen würde: Ja, sicher, jetzt fällt es mir wieder ein. Der Patenonkel von irgendeinem Freund hat aus Montana angerufen. Hat völlig besoffen irgendwelchen Unsinn gelabert... wie hieß er noch gleich?
Das Foto aus der Tittenbar war schon etwas anderes. Dieser verdammte García kannte die Geschichte seiner Entstehung. Malcolm Moldowsky umklammerte krampfhaft das Lenkrad und schlängelte sich im Zickzackkurs durch den Verkehr. Eine gräßliche Szene spielte sich ständig vor seinem geistigen Auge ab …
Der Kongreßabgeordnete, nur mit Cowboystiefeln und Boxershorts bekleidet, stand niedergeschlagen und verkatert am Bug der Yacht.
Der kubanische Polizist, der mit spöttischem Grinsen seine Zigarre paffte, umkreiste ihn wie ein hungriger Panther, wedelte mit dem Diapositiv und schoß brutale Fragen schneller ab, als David Lane Dilbeck halbwegs glaubhafte Antworten erfinden konnte.
Dilbeck – zitternd und sich windend – kapitulierte schließlich. Ja, Sergeant, das auf dem Bild bin ich. Ich mit einer Sektflasche. Bitte verstehen Sie doch, mir geht es nicht gut. Ich brauche Hilfe, um meine animalischen Triebe unter Kontrolle zu bekommen. Fragen Sie die Lady, gehen Sie nur hin. Ich hatte niemals die Absicht, irgend jemand zu schaden …
Moldy fuhr schneller. Zum Trost klammerte er sich an die Tatsache, daß Dilbeck keine Ahnung hatte, was mit den Erpressern geschehen war. Der Kongreßabgeordnete hatte keinen Schimmer, welche drastischen Schritte unternommen worden waren, um ihn vor einem Skandal zu bewahren. Dieser Arsch García könnte ihn den lieben langen Tag verhören und wäre am Ende doch nicht schlauer. Es gab sicherlich viele Vergehen, die ein in die Enge getriebener Dilbeck gestehen könnte, aber Mord gehörte nicht dazu.
Der Verkehr stockte, weil sich ein mit Kalkstein beladener Truck auf einer Auffahrt quergestellt hatte. Moldowsky fluchte, schnaubte, kratzte mit seinen polierten Fingernägeln über das Armaturenbrett. Er konnte Garcías Interesse an einem ertrunkenen Angler und einem ermordeten Rechtsanwalt überhaupt nicht verstehen. Die Fälle gehörten doch in die Zuständigkeit von Broward County und nicht in die von Dade. Was wollte er? Hinter was war er her? Wenn er nur daran dachte, wie dieser verrückte Hund ihn in die Zange genommen hatte, ohne auch nur einen Anflug von Respekt oder Höflichkeit – als sei es eine ganz persönliche Angelegenheit.
Die Wagen schoben sich mit entnervender Langsamkeit vorwärts. Als Therapie hämmerte Moldowsky mit beiden Fäusten auf den Hupknopf. In dem Kombiwagen vor ihm zeigte eine Frau mit Afrofrisur den Finger. Der Mann auf der Beifahrerseite hielt eine MAC-10 aus dem Fenster als gutgemeinte Aufforderung an Moldy, sich in Geduld zu üben und verdammt noch mal mit der Huperei aufzuhören.
Um sich abzulenken, schaltete Moldowsky das Radio ein und landete in einer Telefon-Talk-Show, deren Studiogast zufälligerweise Eloy Flickman war, Dilbecks republikanischer Gegner im Kampf um einen Sitz im Repräsentantenhaus. Moldy wurde durch das, was er zu hören bekam, getröstet. Flickman forderte jetzt die zwangsweise Sterilisierung aller ledigen Mütter, die Lebensmittelgutscheine beantragten. Einem anderen Anrufer erklärte Hickman, daß Kubas aufstrebende Tourismusindustrie zu viele europäische Besucher von Miami weglocke und daß nur ein direkter Atombombenabwurf auf Havanna diese zunehmende wirtschaftliche Bedrohung bannen könne. Wunderbar! dachte Moldy. Der Mann ist irrenhausreif. Dilbeck hat seine Wiederwahl so gut wie in der Tasche – falls er nicht in den Schlagzeilen auftaucht.
Der Verkehrsstau löste sich langsam auf. Malcolm Moldowsky suchte einen Sender mit klassischer
Weitere Kostenlose Bücher