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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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als er von der Tänzerin angerufen wurde, einleuchtend. Vielleicht war der Schmerz ein notwendiger Bestandteil ihrer Liebe. Diese Aussicht erregte Dilbeck, denn er hatte schon öfter von solchen wilden Frauen gehört; nun bot sich ihm die Chance, eine zu zähmen und zu besitzen. So fühlte er sich zu allen Schandtaten bereit und strotzte vor Kühnheit.
    Kurz nach Einbruch der Dämmerung traf er in Turnberry ein. Außer dem Gegenstand, um den Erin gebeten hatte, hatte er zwei Magnumflaschen Champagner, drei Dutzend rote Rosen, ein goldenes Armband und eine Einkaufstasche mit diversen CDs mitgebracht: die Smithereens, Pearl Jam, Toad the Wet Sprocket, Men II Boyz, REM, Wilson Phillips. Dilbeck hatte keine Ahnung von dieser Art Musik, und sie interessierte ihn auch nicht. Er hatte einfach einen eifrigen jungen Verkäufer bei Peaches gebeten, das Nötige zusammenzusuchen, in der Hoffnung, daß auf dem einen oder anderen Album Songs wären, die sich als Erins Lieblingsnummern erweisen würden. Wenn er mit direkten Geschenken nicht weiterkäme, würde er dazu übergehen, ihr mit Klatsch aus den höchsten Kreisen Washingtons den Kopf zu verdrehen.
    An jenem ersten Abend auf der Yacht war es Dilbeck so vorgekommen, als sei Erin von seinem Titel völlig unbeeindruckt. Die meisten Frauen, die mit ihm schliefen, taten dies vorwiegend, weil er als Mitglied des Repräsentantenhauses zu dem kleinen Zirkel der »Mächtigen« gehörte. Erin hingegen behandelte ihn wie einen ordinären, geilen, reichen alten Kerl. Sie bekundete überhaupt kein Interesse an seiner Position oder seinen schamlos ausgeschmückten Erfolgen und wich jeder Unterhaltung aus, die zu einer Aufzählung Washingtoner Prominenter geführt hätte. Die Beziehung konnte sich nicht entwickeln, entschied Dilbeck, bevor die Frau nicht in angemessener Weise über seine Bedeutung aufgeklärt war. Daher hatte er als Vorbereitung einige seiner erfolgreichsten Partythemen aufpoliert. Außerdem, um die Richtigkeit seiner Erzählungen zu dokumentieren, hatte er auch noch daran gedacht, einige Fotos einzustecken.
    Erin kam gegen Viertel nach acht an Bord der Sweetheart Deal . Als sie den Salon betrat, fühlte sie sich wieder eingesperrt. »Wo sind Abbot und Costello?«
    »Wer?«
    »Na, die Wächter.«
    »Auf den Bahamas«, erwiderte der Kongreßabgeordnete. »Mit den Rojos.« Der Anblick des Minikleids löste einen weiteren leichten Krampf unterhalb der Narbe seiner doppelten Bypass-Operation aus.
    Erin lobte Dilbecks Country-and-Western-Outfit. »Dwight Yoakam?« riet sie.
    »Eigentlich Garth Brooks.«
    »Nun, auf jeden Fall steht es Ihnen.« Erin stellte zufrieden fest, wie überzeugend sie klang. Der Mann sah einfach absurd aus. Und woher kam nur dieser seltsame Glanz auf seiner Haut?
    Dilbeck überreichte ihr die Geschenke. »Ich habe auch noch ein paar Bilder mitgebracht.«
    »Wovon?« Sie war nicht in Stimmung für Pornos.
    »Bilder von mir«, erklärte der Kongreßabgeordnete, »während meiner Arbeit.«
    »Tatsächlich?« staunte Erin und unterdrückte ein Gähnen.
    Sie bedankte sich höflich für die Rosen und das Armband, aber Dilbeck dachte, daß sie die Dinge mit der Miene eines Menschen entgegennahm, der solche Aufmerksamkeiten gewohnt war. Sie ging den Stapel CDs durch und legte alles bis auf die Smithereens beiseite. Wie schon vorher hatte sie ihre eigene Musik zum Tanzen mitgebracht. Im Angedenken an Jerry Killian legte sie nur ZZ Top auf.
    Der Kongreßabgeordnete sagte mit einem Ausdruck maskuliner Kultiviertheit: »Es hat zwar einige Mühe gekostet, aber ich habe gefunden, was Sie suchten.«
    Erin drückte seinen Arm. »Süßer, ich wußte, daß du es schaffst.«
    Ihre Berührung ließ ihn angenehm erschauern, und für einen Moment sah Dilbeck darin eine Art Vorspiel für einen Ganzkörperkontakt. Dann begriff er, daß Erin ihn nur als Stütze benutzte, um auf den Kapitänstisch zu klettern. Blitzschnell war sie aus dem Minikleid geschlüpft. Nur die Perlenketten blieben.
    »Weshalb so eilig?« fragte Dilbeck. »Ich dachte, wir unterhalten uns noch eine Weile.«
    Erin begann zu tanzen. Der rote Büstenhalter fiel.
    »Mein Gott«, murmelte der Kongreßabgeordnete.
    »Setz dich, Cowboy«, rief Erin ihm zu. »Und genieße.«
     
    Malcolm J. Moldowsky näherte sich wie zufällig dem Pier, als habe er nichts anderes als einen Abendspaziergang im Sinn, und nahm seine Krawatte ab, um mehr wie ein Yachtbesitzer auszusehen.
    Zweimal schlenderte er an der Sweetheart

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