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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Deal vorbei, entdeckte aber keine Spur von dem kubanischen Detective. Schließlich kletterte er leise an Bord. Von drinnen hörte er ein dumpfes Dröhnen: Schlagzeug, satte Gitarrenklänge. Eigentlich bevorzugte der Kongreßabgeordnete eher Schnulzensänger, daher wußte Moldowsky, daß David Dilbeck nicht allein war. Die Show hatte begonnen, Erin Grant war auf dem Boot.
    Moldy beglückwünschte sich, vor García die Yacht erreicht zu haben, und legte das Ohr an die Tür, hörte aber nur Rockmusik, keine menschlichen Geräusche. Er nahm das als ermutigendes Zeichen; schließlich war Stille immer dem Lärm eines Streits vorzuziehen.
    Er hatte gerade die Hand auf den Türknauf gelegt, als ein Schatten über das Deck huschte. Malcolm Moldowsky fuhr herum und sah auf dem Heckaufbau einen Mann, dessen Silhouette sich deutlich vor der Pierbeleuchtung im Hintergrund abzeichnete. Der Mann wiegte sich im Rhythmus der gedämpften Rockmusik von einem Fuß auf den anderen.
    »Was haben Sie hier zu suchen?« fragte Moldowsky.
    Der Mann sprang vom Aufbau herab und kam auf ihn zu. »Ich will meine Tochter.«
    Moldowsky lächelte mit erzwungener Geduld, denn der Mann war zu jung, um der Vater der Tänzerin zu sein. »Da liegt wohl ein Irrtum vor. Ihre Tochter ist nicht hier.«
    »Ich kann Sie auch erschießen«, sagte der Mann.
    Beim Anblick der Pistole hob Moldowsky die Hände über den Kopf. Der Eindringling schien leicht verrückt zu sein. Sein fettiges blondes Haar war auf einer Kopfseite verklebt, die Knie seiner Jeans waren schmutzig, die Augen verhangen und feucht. Ein Golfschläger war bedrohlich an einem notdürftig bandagierten Arm befestigt. Moldy vermutete, daß der Mann ein Opfer des Hurrikans war, nunmehr heimatlos und um den Verstand gebracht. Sie trieben sich noch immer da draußen herum, verwirrte Streuner, die nach den Bruchstükken ihres zerstörten Lebens suchten.
    »Sie ist nicht hier«, wiederholte Moldowsky, »Ihre Kleine, meine ich.«
    Darrell Grant brachte die Pistole in Anschlag und kniff zielend ein Auge zu. »Sag adieu, Shorty.«
    Moldowsky gab einen Seufzer von sich und schlug die Hände vors Gesicht. In Erwartung des Todes beschäftigten seine Gedanken sich egoistischerweise mit dem, was danach kam. Erschossen auf einer Yacht in Gesellschaft eines betrunkenen Kongreßabgeordneten und einer Stripteasetänzerin – so sähe die Schlagzeile aus! Was für ein Foto würden sie zu dieser Meldung wohl auswählen? Ein Porträt aus dem Fotostudio, hoffte Moldy, und keinen Schnappschuß vom Tatort. Und wie würde er wohl im Text beschrieben werden – als politischer Berater? Als mächtiger Mann im Hintergrund? Als Gauner?
    Schicksalsergeben wartete Moldy auf den trockenen Knall des Pistolenschusses, aber nichts geschah.
    Das Problem war, daß Darrell im Umgang mit Schußwaffen völlig unerfahren war, denn eigentlich hatte er für sie nichts übrig, hatte nie eine mit sich geführt, niemals eine abgefeuert. Und nun konnte er den verdammten Abzug nicht finden! Sein Finger suchte angestrengt, wurde jedoch von einer harten Plastikscheibe gebremst. Er hielt die Pistole ins Licht und inspizierte das unüberwindliche Hindernis.
    »Ich werd verrückt«, heulte er auf.
    Es war ein Schloß. Darrell konnte sein verdammtes Pech nicht fassen. Der bescheuerte Alberto mußte ausgerechnet einer der wenigen Bürger in ganz Dade County sein, der auf die Idee gekommen war, sich eine Abzugssperre zu kaufen. Der in der Werbung beschriebene Zweck dieser Einrichtung bestand darin, Diebe wie Darrell Grant davon abzuhalten, eine gestohlene Handfeuerwaffe gegen einen unschuldigen Bürger zu benutzen. Darrell hingegen hegte den Verdacht, daß Alberto Alonso eher fürchtete, von Rita im Schlaf erschossen zu werden.
    Auf jeden Fall war die derart gesicherte Pistole genauso tödlich wie ein Türstopper. Darrell Grant schleuderte sie über das Steuerhaus mitten in den Intracoastal Waterway. »Nicht zu glauben«, kicherte er.
    Als er das Klatschen hörte, riskierte Malcolm Moldowsky einen Blick zwischen seinen Fingern hindurch. Die Pistole war verschwunden, was Moldy bestätigte, daß der Eindringling ziemlich durcheinander war.
    »Aus dem Weg«, befahl Darrell Grant und winkte mit dem Kopf des Golfschlägers, der aus dem Schienenverband herausragte.
    Moldowsky mimte Besorgnis. »Der Arm ist aber ziemlich schlimm zugerichtet.«
    »Hey, das habe ich noch gar nicht bemerkt.« Darrell Grant hob das bandagierte und verlängerte Glied und stieß es

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