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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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bestimmen!«
    Erin gab sich Mühe, nicht zu lachen. Der arme Säufer glaubte tatsächlich, er sei eine Säule des Staates.
    »Es ist schwierig, die Macht genau zu beschreiben«, fuhr der Kongreßabgeordnete fort. »Sie macht einen süchtig, Liebling. Total abhängig. Wenn du mit mir nach Washington kämst, würdest du es sofort spüren. Du würdest auch ihre Verlokkungen verstehen.«
    Erin beteuerte, sie habe sich nicht lustig machen wollen. Dilbeck legte das Album auf den Tisch und betonte erneut, dies seien alles wichtige Männer.
    »Auch Chuck Norris?«
    »Das war während einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Georgetown …«
    »Ich bitte dich, Davey...«
    »Für Kinderlähmung oder so was.«
    »Ich weiß, aber...«
    »Sieh mal, Erin, es geht darum, daß du zur Kenntnis nimmst, wer ich bin. Es ist eine Frage des Respekts.«
    »Davey, weißt du, welches Bild ich wirklich gerne mal sehen würde? Das von Malcolm Moldowsky. Ist er auch in deinem Album?«
    Dilbeck biß die Zähne zusammen. »Nein.« Dann, mißtrauisch: »Kennst du Moldy?« War das möglich? Hatte der kleine Scheißer ihm etwas verheimlicht? Eilig formulierte Dilbeck die Frage um: »Wie kennst du Moldy?«
    »Nur seinem Ruf nach«, sagte Erin augenzwinkernd.
    Der Kongreßabgeordnete, verblüffter als zuvor, stieß einen Fluch aus. »Hör auf, verdammt noch mal! Mach keine dummen Scherze, sondern beweise mal ein wenig Achtung.«
    »Achtung?« Erin lächelte. »Bist du denn nicht der Gentleman, der sich auf meinen Wäscheflusen einen runtergeholt hat?«
    »Wechseln wir lieber das Thema.«
    Sie ergriff seine Handgelenke und legte seine schlaffen Hände auf ihre Brüste. Dilbeck schien wachsam und gespannt zu sein, als erwarte er einen elektrischen Schlag.
    Erin ließ nicht zu, daß er die Hände wegzog, und sagte: »Aufregend, was? Zwei hübsche Hände voller Fett.«
    »Mein Gott...«
    »Das und nicht mehr ist die menschliche Brust, Davey. Achtundneunzig Prozent Fett mit einer Kirsche obendrauf. Was ist daran so toll?«
    Er wich ruckartig zurück und preßte die Fäuste auf seinen Bauch.
    »Tausende von Dollars«, sagte Erin, »nur für einen Blick und ein bißchen Fummeln. Das macht mich geradezu sprachlos, Sweetie.«
    »Jetzt reicht es.« Der Kongreßabgeordnete war grau im Gesicht. »Du bringst mich um. Du verdirbst mir den ganzen Abend. Ist das deine Absicht?«
    Erin zuckte die Achseln. »Ich bin neugierig, mehr nicht.« Sie ermahnte sich, etwas zurückhaltender zu sein, ihre Wut im Zaum zu halten.
    Dilbeck sagte gerade: »Ich kämpfe ständig gegen meine fleischlichen Gelüste an. Das tun alle Männer.«
    »Du bist doch eine Frau, Davey.«
    Er streckte die Hand nach dem Sektkühler aus. »Herzlichen Glückwunsch«, schnappte er. »Jetzt ist der Abend wirklich ruiniert.«
    Erin legte ihre liebste Van-Morrison-Kassette ein, zog das Kleid aus, kletterte auf den Kapitänstisch und begann wieder zu tanzen – diesmal langsam. Schon bald verschwanden David Dilbeck und seine kummervollen Stöhnlaute aus ihrem Bewußtsein. Sie fühlte sich euphorisch und voller Energie. Jede Bewegung war perfekt – jeder Schritt, jede fließende Drehung, jeder Hüftschwung. Sie nahm die Perlen zwischen die Zähne und schloß die Augen und stellte sich Mondschein vor.
    Draußen auf dem Deck war ein lautes Geräusch zu hören. Erin verdrängte es aus ihrem Bewußtsein. Sie war weit, weit weg, tanzte an einem mit Zucker bedeckten Strand auf den Inseln. Oberhalb der Düne wiegte sich ein Palmenhain, und das einzige Geräusch war der Gesang der wilden Vögel.
     
    Darrell Grant konnte sich nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal seine Ex-Frau unbekleidet gesehen hatte. Er war ziemlich sicher, daß es im Badezimmer gewesen war – sie hatte sich die Haare gewaschen, während er heimlich den Arzneischrank nach Darvons durchsucht hatte. Vor einer verdammt langen Zeit, dachte Darrell. Er hatte vergessen, was für einen schönen Körper sie hatte. Ein bißchen mager obenherum, mein Gott, aber tolle Beine! Als er schwankend in der Türöffnung der Kabine stand und sich auf sein Neunereisen stützte, verspürte er ein aufregendes Ziehen in seinen Lenden. Wirklich erstaunlich, wenn man die hochwirksamen Pharmazeutika berücksichtigte, die er geschluckt hatte.
    In der Yacht befand sich ein alter Mann in steifen neuen Jeans, einem gestreiften Hemd und einem schwarzen Zehn-Gallonen-Hut. Er sah betrunken oder unwohl aus, wahrscheinlich beides. Darrell Grant betrat den Salon und setzte

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