Striptease: Roman (German Edition)
langsamen Rundgang durch den Club, um festzustellen, ob er irgendein bekanntes Gesicht entdeckte. Wegen der Presse machte er sich keine Sorgen, denn Reporter verdienten nicht genug, um in Läden wie der Flesh Farm herumzuhängen. Es waren Republikaner, vor denen Erb Crandall Angst hatte – nur ein einziger brauchte irgendwo herumzuhocken und alles mit anzusehen, und schon wäre David Lane Dilbeck geliefert. Die zerzauste Perücke und die Sonnenbrille machten ihn nur noch verdächtiger. Die Chauffeursmütze, die er sich von dem schweigsamen Pierre ausgeborgt hatte, war mindestens drei Nummern zu klein. Damit sie nicht herunterfiel, hatte Dilbeck sie an seine Perücke geheftet. Immer wenn die Mütze sich bewegte, bewegten sich auch die Haare. Nicht einmal Christopher Rojo schien es zu bemerken. Das war das Gute an Dilbecks kleinem Problem. Besucher von Nacktlokalen vergeudeten nicht viel Zeit damit, einander zu beobachten. Die gesamte Aufmerksamkeit galt den Tänzerinnen.
Heute abend war der Club kaum zur Hälfte gefüllt, und Crandall entdeckte niemanden aus der wunderschönen Welt der Politik. Als er an den Tisch zurückkehrte, war der Stuhl des Kongreßabgeordneten leer. Rojo deutete zum hinteren Teil des Clubs, wo eine Reihe vergoldeter Kabinen eine Wand säumte. Die Kabinen waren für enges Tanzen und andere private Vergnügungen reserviert.
»Ich hab ihm zweihundert zugesteckt«, verriet Rojo. »Er wollte dreihundert, aber ich beließ es bei zwei.«
»Zwei reicht völlig.« Crandall setzte sich und sah auf die Uhr. Er würde ihm zehn Minuten genehmigen.
Rojo seufzte. »Ich bin vielleicht müde, Mann.« Er griff in seine Sakkotasche und holte ein kleines mit Stanniolpapier umwickeltes Päckchen hervor. »Wollen Sie auch was für die Nase?«
Erb Crandall fühlte sich total verbraucht. »Das ist ja toll, Chris. Was für eine glänzende Idee. Darf ich?« Er faltete das Stanniolpapier auseinander und betrachtete das Pulver. Rojo grinste aufmunternd. Crandall erwiderte das Grinsen. Dann zog er hoch und spuckte einen Schleimbrocken auf Christopher Rojos Dope.
»Herrgott im Himmel!« rief Rojo aus.
Crandall schob das offene Stanniolpäckchen über den Tisch. »Sehen Sie zu, daß Sie das auf dem Weg nach draußen loswerden.«
»Sie verrückter Heini!«
»Chris, hören Sie gut zu. Wenn Sie nicht innerhalb von dreißig Sekunden verschwunden sind, erzähle ich Ihrem alten Herrn von dieser Sache. Mahana , in aller Frühe.«
Vor seinem geistigen Auge sah Rojo, wie das Familienerbe sich verflüchtigte. Hastig wickelte er das speichelgetränkte Kokain in ein mit seinem Monogramm versehenes Taschentuch. »So«, sagte er zu Crandall. »Sind Sie jetzt zufrieden?«
»Ich sagte, Sie sollen verschwinden.«
»Aber wann komme ich denn an die Reihe?«
Crandall schaute ihn verständnislos an.
»Bei der Schlangenlady, Erb. Ich bin als nächster nach Davey dran.«
»Lassen Sie sich Ihr Geld zurückgeben«, riet Crandall ihm. Er stand auf, um den Kongreßabgeordneten zu suchen.
Nichts lenkte David Dilbeck so nachhaltig von seinen Problemen ab wie enges Tanzen. Die Abstimmung über das Zuckergesetz, der Kampf um die Wiederwahl, die Ehefrau, die Erpressung – wen kümmerte das?
Er war allein mit der Pythonprinzessin, hatte seine Hände auf ihren Hintern gelegt und wiegte sich zu einem imaginären Johnny-Mathis-Song. Lorelei rieb ihre erfreulich natürlichen Wölbungen an seinem mittelalterlichen Speck. Ihre Stimme klang lieblich und aufrichtig. Ihr Haar duftete nach Orchideen. Dilbeck wurde allmählich steif. Das Leben war herrlich.
Als er Loreleis Oberteil aufhaken wollte, stoppte sie den Versuch.
»Das geht aber nicht«, flüsterte sie.
»Wie bitte?«
»Das ist gesetzlich verboten, Baby.«
»Mach dir deshalb keine Sorgen«, sagte er.
»Sieh mal, wenn du mit mir tanzen willst, dann darf ich nicht nackt sein. So lautet das Gesetz. Wenn ich nackt bin, darfst du mich nirgendwo anfassen.«
Dilbeck besaß flüchtige Kenntnisse der Obszönitätsverordnungen des County.
Lorelei hob die Schultern. »Tut mir leid, Baby.« Sie preßte ihre Hüften gegen ihn und bewegte sich schlangenhaft. »Das ist doch auch nicht so übel, oder?« Sie hatte ihn gegen die Kabinentür gedrängt.
»Ich habe eine Idee«, sagte Dilbeck.
»Ja, und?«
»Wie wäre es, wenn du halbnackt wärst? Dann könnte ich den Teil berühren, der nicht nackt ist.«
»Ein hübscher Gedanke«, sagte Lorelei, »aber es heißt alles oder nichts.«
Also
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