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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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eine Teilzeitkraft namens Rachel, deren unermüdlich sprudelndes Temperament ihre mangelnden Kenntnisse in Stenographie und ihr schleppendes Tempo an der Schreibmaschine durchaus wettmachte. Mordecai rief Rachel in sein Büro und bat sie, den Blaubeerjoghurt aus dem Kühlschrank zu holen. Das Lächeln wich schlagartig aus ihrem Gesicht, und Mordecai wußte alles.
    »Ich hole frischen«, versprach sie hastig, »gleich in der Mittagspause.«
    Mordecai fand keine Worte, um sein Mißfallen auszudrükken. Der Delicato-Anwalt bat höflich, das Telefon im Nebenzimmer benutzen zu dürfen.
    »O Rachel«, sagte Mordecai niedergeschlagen.
    »Ich kaufe auch die Großpackung. Acht Geschmacksrichtungen tropischer Früchte.«
    »Rachel!«
    »Ja, Sir?«
    »Wie konnten Sie nur!«
    »Ich hatte Hunger.«
    »Haben Sie denn nicht bemerkt, daß der Becher schon offen war?«
    »Ich dachte, er gehört Bev. Ich wollte nicht, daß er schlecht wird.«
    »Rachel«, sagte Mordecai. »Sie verstehen nicht.«
    »Es tut mir furchtbar leid.« Sie begann zu schluchzen.
    »Hören Sie auf«, sagte Mordecai. »Auf der Stelle!« Als er an Shad dachte, brach ihm der kalte Schweiß aus. Wie sollte er es ihm beibringen? Welche Katastrophe würde daraufhin ausbrechen? Mordecai trauerte außerdem seinem eigenen finanziellen Verlust nach: vierzig Prozent von Nichts war Nichts. Sein großer leerer Magen verkrampfte sich.
    »Ich wußte nicht, daß der Joghurt Ihnen gehörte«, sagte Rachel schluchzend. »Ich wußte nicht, daß auch Sie so etwas mögen.«
    »Ich hasse Joghurt. Ich bekomme davon Durchfall!«
    Das traurige Gesicht der Sekretärin bekam nach und nach einen verwirrten Ausdruck. »Weshalb regen Sie sich denn dann so auf?«
    »Weil Sie mein Beweismittel verspeist haben.« Mordecai benutzte nun eine seltsame Singsangstimme. »Wie war er denn, Rachel?«
    »Der Joghurt?«
    »Ja, der Joghurt. Ein wenig grobkörnig, vielleicht?«
    »Jetzt, wo Sie es erwähnen.« Ihre Stimme klang besorgt. »Werfen Sie mich nun raus?«
    »Ach, noch etwas viel Schlimmeres«, sagte Mordecai. »Bitte, setzen Sie sich.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Etwas, das mir noch viel mehr Vergnügen machen wird. Ich werde Ihnen nun genau erklären, was Sie gegessen haben.«
     
    Besuchstag.
    Erin wartete unter einem bedeckten Himmel im Holiday Park. Sie entschied sich für eine Bank unweit der öffentlichen Tennisplätze, wo Chris Evert den Umgang mit dem Tennisschläger gelernt hatte. Heute spielten dort französisch-kanadische Touristen ein Doppelmatch. Sie hatten die weißeste Haut und die blauesten Adern, die Erin je gesehen hatte.
    Darrell Grant ließ Erin immer warten, weil ihm dies ein Gefühl der Macht verschaffte, wußte er doch, daß sie nur für diese Nachmittage lebte. Heute kam er eine Dreiviertelstunde später und schob Angela in einem Rollstuhl vor sich her.
    »Mami, sieh mal, was wir im Krankenhaus bekommen haben.«
    Erin hob ihre Tochter aus dem Stuhl und stellte sie auf den Gehsteig. Dann verlangte sie von Darrell Grant zu verschwinden.
    »Wie geht’s denn deinem arschgesichtigen Freund?« erkundigte er sich.
    »Mami hat einen Freund?« wollte Angela wissen.
    »Nein, Baby, ich habe keinen.«
    Erin war wütend, daß Darrell Angie bei seinen Rollstuhldiebereien benutzte. Wenn er erwischt würde, wären die Folgen furchtbar – die staatlichen Behörden würden das kleine Mädchen in ihre Obhut nehmen. Erin verspürte unbändige Lust, Darrell anzubrüllen, aber sie wollte sich die kurze Zeit mit Angela nicht verderben.
    Darrell Grant sagte: »Wie ich sehe, hast du neue Reifen.«
    Erin ignorierte ihn. Sie überprüfte die Kleidung, die Socken und die Unterwäsche ihrer Tochter, um sich zu vergewissern, daß alles sauber war. Für einen Soziopathen achtete Darrell erstaunlich sorgfältig auf die Wäsche.
    »Paß gut auf meine hübsche kleine Partnerin auf«, sagte er und schob den leeren Rollstuhl zurück zu seinem Van, um dort zu warten. An Besuchstagen ließ er Erin und Angela niemals aus den Augen. Falls sich die Gelegenheit ergab, würde Erin ganz bestimmt mit dem Mädchen durchbrennen. Davon war Darrell überzeugt.
    Erin nahm die Hand ihrer Tochter, und sie schlenderten los.
    »Wie geht es dir, mein Baby?«
    »Ganz gut.«
    »Lernst du neue Freunde oder Freundinnen kennen?«
    »Am Freitag war ich bei Tante Rita. Sie hat einen richtigen Wolf!«
    Toll, dachte Erin. Die verrückte Rita und ihre kuscheligen Raubtiere. »Nimm dich vor dem Wolf in acht, Angela. Die können

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