Striptease: Roman (German Edition)
manchmal sehr gefährlich sein.«
»Sie sagte, ich könnte eins der Babys bekommen, Mami.«
»Nein, wir kaufen dir einen richtigen Hund -«
»Aber Daddy sagte nein. Er sagte, vielleicht einen Vogel.«
»Einen Vogel?« wiederholte Erin. Genau das, was jedes vierjährige Kind sich wünscht.
»Einen sprechenden«, sagte Angie. »Wie Big Bird aus der Sesamstraße, nur kleiner.«
»Würde dir das gefallen?«
»Er sagte, wir können ihn Humpy nennen. Ist das ein schöner Name?«
»Nein«, sagte Erin. »Eigentlich nicht.«
Sie gingen am Park entlang. Darrell Grant folgte ihnen langsam in seinem Van. Erin veranstaltete ein Picknick unter den Bäumen. Sie und Angela aßen Brote mit Erdnußbutter und sangen Lieder aus »The Electric Company«. Ein graues Eichhörnchen erschien, und sie fütterten es mit Käsekräckern.
Um zehn vor drei betätigte Darrell die Hupe. Als Erin nicht reagierte, wurden die Huptöne immer länger und störender. Das Heulen deckte schließlich alle anderen Geräusche zu. Die Kanadier unterbrachen ihr Tennisspiel und begannen, Darrell Grant auf französisch zu beschimpfen.
»Um Gottes willen«, sagte Erin.
»Macht Daddy diesen Lärm?«
»Ich fürchte ja.« Erin umarmte ihre Tochter und gab ihr einen Kuß. Sie roch Darrells gottverdammte Zigaretten im Haar ihrer Tochter.
»Mami, ich habe vergessen, dir noch etwas zu erzählen.«
»Was denn, Liebling?«
»Ich habe alle meine Puppen verloren.«
»Das tut mir aber leid.«
»Als wir umgezogen sind. Daddy sagte, er kann sie nicht mehr finden.«
»Ich besorg dir ein paar neue«, versprach Erin. Sie würde Angela niemals erzählen, was ihr Vater getan hatte. So etwas konnte man nicht erklären.
»Ich liebe dich, Angie.«
»Ich liebe dich auch, Mami. Kann ich Daddy von den neuen Puppen erzählen?«
»Laß mal. Es soll eine Überraschung sein.«
Von Agent Cleary hatte Erin die folgenden allgemeinen Informationen über Jerry Killian erhalten: Er war achtundvierzig Jahre alt und ungefähr einsachtzig groß, wog siebzig Kilo und war geschieden. Er arbeitete als Redakteur in der örtlichen CBS-Filiale, war eingetragener Demokrat und fuhr einen 1988er Chevrolet Caprice. Seine Brillen kaufte er bei einem Billigoptiker. Er abonnierte Newsweek, Harper’s, The New Yorker, Rolling Stone, Consumer Reports und Hustler . Seine Ex-Frau hatte vor kurzem einen Kunstgewerbeladen in einem Vorort von Atlanta eröffnet, und er hatte für das Existenzgründungsdarlehen gebürgt. Er hatte zwei Töchter an der George State University. Er besaß eine Saisonkarte für die Miami Dolphins. Er lieh jeden Film aus, den Debra Winger je gedreht hatte. Der Überziehungskredit seiner Visakarte betrug dreitausend Dollar. Im Herbst fuhr er zum Forellenfischen nach Montana und mietete dazu stets einen Kleinwagen. In seinem ganzen Leben war er noch nie mit der Polizei in Konflikt geraten.
Und er wohnte in Apartment 317 am 4566 Green Duck Parkway in Fort Lauderdale, Florida.
Erin rief vorher an. Killian war völlig fassungslos, als er ihre Stimme hörte. Er zog Sakko und Krawatte an, um sie an der Tür zu empfangen.
»In meiner Handtasche«, sagte Erin, »befindet sich eine geladene Pistole.«
»Dort kann sie bleiben.«
»Ich bin rein geschäftlich hergekommen.«
»Schon verstanden«, erwiderte Killian.
Sie hatte erwartet, daß in seiner Wohnung Ordnung herrschte, und so war es auch. Es roch nach Lemon Pledge. Sie nahmen auf einander gegenüberstehenden Stühlen an einem ovalen Eßtisch Platz.
»Ich wollte mich nur bei Ihnen bedanken«, begann sie. »Die Musik, die Sie vorgeschlagen haben, ist ganz toll zum Tanzen.«
Killian strahlte. »Sie haben es ausprobiert? Das freut mich sehr.«
»Sie sollten mal in den Club kommen und es sich ansehen. Ich habe Shad gesagt, es sei in Ordnung, wenn Sie kommen.«
»Tatsächlich?« Er betrachtete sie versonnen. »Vielleicht später mal.«
»Weshalb später? Weshalb nicht jetzt?«
»Ich habe die Sache in Gang gebracht. Ein Teil der Abmachung besagt, daß ich mich vorerst vom Eager Beaver fernhalten muß.« Killian hielt inne. »Das ist das Schwierigste, das ich je getan habe. Ich vermisse Sie sehr.«
Da geht’s schon los, dachte Erin. Her mit dem Wasserschlauch.
Sie fragte: »Darf ich Sie Jerry nennen?«
»Ich wäre im siebten Himmel, wenn Sie es täten...«
»Jerry, sehen Sie, ich muß mehr über das sogenannte Geschäft wissen. Es geht schließlich um mich und meine kleine Tochter.«
»Natürlich trauen Sie mir
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