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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Rehe. Am zweiten Tag fand Lynne den kleinen ausgebleichten Schädel eines toten Stinktiers. Sie wollte ihn nach Florida mitnehmen, aber Donna verbot es. Lieber sollte sie ihn auf würdige Art im Garten beerdigen.
    Am dritten Tag rannte Andy so schnell am Flußufer entlang auf ihn zu, daß García glaubte, ein Bär sei hinter ihm her. Der Junge rief etwas. »Al, komm mit! Beeil dich!«
    García riet ihm, sich zu beruhigen und tief Luft zu holen. Andy umklammerte seinen Arm und zerrte daran. »Komm schon. Es ist ein Stück flußabwärts.«
    »Was denn, mein Sohn?«
    »Ein Abgesoffener!« rief Andy aus.
    García spürte, wie sich in seinem Magen ein säuerlicher Kloß zusammenballte. Das Zusammenleben mit einem Detective des Morddezernats hatte Donnas Kindern zu einem ziemlich rüden Wortschatz verholfen. Sie wußten alles über Kofferraumleichen, namenlose Mordopfer, Schußwunden.
    Und natürlich über Wasserleichen.
    García folgte dem Jungen den Hügel hinunter zum Flußufer. Der Detective watete durch das Wasser und tastete sich in Tennisschuhen über den kiesigen Untergrund. Die Leiche trieb mit dem Gesicht nach oben und hatte sich in einem Gebüsch im seichten Uferbereich verfangen. Das Gesicht war blauviolett und aufgedunsen. Die Augen wölbten sich comichaft vor.
    »Ist er tot, Al?« Andy stand am Ufer. Er verschränkte die mageren Arme vor der Brust und machte ein sehr ernstes Gesicht. »Er ist doch tot, nicht wahr?«
    »Und wie«, bestätigte García.
    »Ich hab’s dir gesagt!«
    Der tote Mann trug eine dicke Gummihose und eine olivfarbene Weste mit vielen kleinen Taschen. García öffnete den Reißverschluß der linken Brusttasche und holte eine Brieftasche heraus. Die Brieftasche enthielt drei Hundertdollarscheine, ein halbes Dutzend Reiseschecks und eine in Plastik eingeschweißte Fahrerlaubnis in vertrauten Farben.
    García sagte: »Gottverdammte Hölle!«
    »Wer ist es, Al?« erkundigte sich der Junge.
    »Sag deiner Mutter Bescheid, sie soll die Polizei benachrichtigen.«
    Der Junge rannte davon. Das Gesicht des toten Mannes starrte ihn glotzäugig aus dem leise plätschernden Fluß an.
    »Du bist ein Arsch«, sagte Al García zu der Leiche. »Du bist ein Arsch, weil du mir den Urlaub vermasselst.«
    Er blickte wieder auf den Führerschein des toten Mannes und fluchte. Der Hurensohn stammte aus Fort Lauderdale, Florida.
    Warum? fragte García. Warum lassen sie mich nicht in Ruhe?

10. KAPITEL
     
    Shad war von den Augenbrauen des Psychiaters fasziniert. Sie waren buschig und mehrfarbig.
    »Sind die echt?« fragte er.
    »Bitte«, sagte der Arzt und wich zurück. »Nicht berühren.«
    Es war Shads erster Besuch bei einem Psychiater – Mordecais Experte. Er hieß Vibbs und ergriff stets Partei für den Kläger. An einer Wand hing ein in Plastikfolie eingeschweißtes Diplom der Yale-Universität. Shad interessierte sich jedoch viel mehr für ein Glas Bonbons auf dem Schreibtisch des Arztes. Er stopfte sich die Backen voll und begann zu kauen.
    »Erzählen Sie mir von der Kakerlake«, forderte Dr. Vibbs ihn auf.
    »Ein kapitaler Bursche.« Die Worte kamen knirschend aus Shads Mund.
    »Hat das Tier Sie erschreckt?«
    Shads Gelächter gab den Blick auf ein matschiges Gemisch aus Pfefferminz- und Karamelmasse frei. »Erschreckt? Zum Teufel, ich bin traumatisiert! Schreiben Sie das auf.«
    Dr. Vibbs war durch Shads haarlose, massige Erscheinung verunsichert. Die meisten von Mordecais Kunden hatten keine Schäden. Dieser hier war jedoch völlig anders. Als der haarlose Mann sich vorbeugte, um ein Bonbonpapier vom Fußboden aufzuheben, bemerkte der Psychiater ein in die Haut des Schädels eingeritztes G. Er vermutete, daß Shad selbst dieses Werk vollbracht hatte.
    Vibbs tastete sich vorsichtig weiter. »Ich muß Ihnen einige persönliche Fragen stellen – das ist bei solchen Beurteilungen üblich.«
    »Beurteilen Sie ruhig drauflos«, erwiderte Shad. »Ich sagte schon, ich war verdammt noch mal traumatisiert. Was wollen Sie sonst noch?«
    »Haben Sie irgendwelche Angstträume?«
    »Nee.«
    »Nicht einmal im Zusammenhang mit der Kakerlake? Versuchen Sie sich zu erinnern.«
    »Ah«, sagte Shad. Er begann zu begreifen. »Wo Sie es erwähnen, ich hatte einige schreckliche Alpträume.«
    »Das ist durchaus verständlich«, sagte der Psychiater und schrieb wie ein Wilder. »Erzählen Sie mir davon.«
    »Ich werde von einer riesigen Kakerlake über den Sunrise Boulevard gejagt. Joghurt tropft dem Vieh aus den

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