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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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zwei Kognaks einschenkte. Er reichte Crandall ein Glas und antwortete: »Ich glaube an die Einflußnahme um der Einflußnahme willen.«
    »An die Hebel der Macht.«
    »Das ist doch aufregend – meinen Sie nicht?«
    Crandall hob die Schultern. »Um ganz ehrlich zu sein, manchmal ist es ganz schön beschissen.«
    »Noch kämpfen Sie in vorderster Front, Erb. Haben Sie Geduld.«
    »Sie meinen, eines Tages könnte ich enden wie... er?« Er deutete auf John Mitchells Krötengesicht. »Donnerwetter, Malcolm, ich kann es kaum erwarten.«
    »Sie sind wirklich ein zynischer Hund.«
    Sie saßen in Moldowskys elegantem Wohnzimmer, von dem aus man einen grandiosen Blick auf den Atlantik hatte. Vom Golfstrom blinkten ferne Lichter von Frachtern und Kreuzfahrtschiffen herüber. Crandall wurde durch den Anblick beruhigt und vom Cognac gewärmt.
    Moldowsky bat um einen Lagebericht zum Wahlkampf. Er erfuhr zu seiner Freude, daß David Dilbecks republikanischer Gegner, ein weit rechts stehender Händler für Haushaltsgeräte, bisher nur sechzigtausend Dollar an Spenden hatte aufbringen können. Der unglückliche Trottel verbrachte die meiste Zeit des Tages damit, die Presse abzuwimmeln und sich wegen zwei lang zurückliegender Verurteilungen wegen Postbetrugs in Little Rock, Arkansas, zu rechtfertigen. Moldy selbst hatte das obskure Vorstrafenregister ausgegraben und es einem freundlich gesinnten Journalisten in Miami zukommen lassen.
    Dann berichtete Erb Crandall, daß jeder lebende Rojo, darunter auch Scharen entferntester Cousins, pflichtschuldigst Barschecks über den gesetzlich erlaubten Spendenhöchstbetrag an das Komitee zur Wiederwahl David Dilbecks geschickt hatte. Weitere Tausende von Dollars kamen von angeblich einfachen Bürgern, die die beispielhafte Arbeit des Kongreßabgeordneten unterstützen wollten. Die Spendernamen in den Wahllisten oder auch nur im Telefonbuch zu suchen wäre sinnlos gewesen, denn die Namen gehörten zu Landarbeitern aus der Karibik, die von der Zuckerindustrie auf die Zuckerrohrfelder geschickt wurden. Es war Moldowskys geniale Idee gewesen, die nicht ausfindig zu machenden Wanderarbeiter als Tarnung für illegale Rojo-Spenden zu benutzen.
    »Davey weiß es noch immer nicht«, sagte Crandall.
    »Erzählen Sie’s ihm nicht«, sagte Moldy.
    »Er glaubt, die Massen verehren ihn.«
    »Unterstützen Sie diese Meinung, Erb. Wir lieben Kandidaten mit Selbstvertrauen.«
    »Oh, das hat er«, sagte Crandall. »Er hat soviel gottverdammtes Selbstvertrauen, daß ich ihn kaum unter Kontrolle halten kann.« Er reichte Moldy die jüngste Rechnung des Kongreßabgeordneten aus der Flesh Farm. Mr. Ling hatte kühn vierzig Dollar für den »Ersatz von beschädigtem Verpackungsmaterial« – womit einige lädierte Dessous gemeint waren – hinzugefügt.
    »Und wo waren Sie ?« wollte Moldowsky von Crandall wissen.
    »Er verdrückte sich durch die Hintertür, Malcolm. Chris Rojo hat den Wagen geschickt.«
    »Ich fragte, wo Sie waren?«
    »Ich habe im Wohnzimmer geschlafen.«
    »Gute Arbeit.«
    »Sie können mich mal«, schimpfte Crandall. »Heute abend bringen Sie ihn ins Bettchen. Ich würde wer weiß was dafür zahlen, um das sehen zu dürfen.«
    Moldowsky war aufs höchste beunruhigt, als er hörte, daß Dilbeck wieder seine alten ausschweifenden Gewohnheiten aufgenommen hatte. Offenbar hatte der Idiot aus der Episode im Eager Beaver nichts gelernt.
    Erb Crandall seufzte. »Können wir ihm nicht irgendwas ins Essen tun? Ich dachte an Salpeter.«
    »Ja? Ich dachte an Thorazin.« Moldowsky war über die Dummheit des Kongreßabgeordneten verblüfft. Begriff er denn nicht, wie haarscharf er an einer Katastrophe vorbeigeschrammt war? Jerry Killian war verschwunden, aber es würden andere Jerry Killians kommen, andere gefährliche Erpresser, wenn Dilbeck sich nicht endlich von den Nacktbars fernhielt.
    »Da ist noch etwas anderes«, sagte Crandall.
    Moldowsky lockerte seine Krawatte mit heftigen Bewegungen, als wolle er sich von einer Galgenschlinge befreien. »Lassen Sie mich mal raten. Er hat ein Cheerleader-Girl geschwängert, das auch noch minderjährig ist. Vielleicht sogar von einer katholischen Mädchenschule?«
    »Sie baten mich doch, Sie über alle Verrückten auf dem laufenden zu halten, die sich bei uns melden.«
    »Schießen Sie los.«
    Crandall schnippte sich ein Hustenbonbon in den Mund. »Der Kongreßabgeordnete bekam heute morgen einen ungewöhnlichen Anruf.«
    »Hier oder in seinem Büro in

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