Striptease: Roman (German Edition)
persönlich.«
»Immer noch die Joghurt-Nummer?«
Er lachte und entspannte sich etwas. »Kein Joghurt, keine Scheißinsekten.«
Erin erkundigte sich nach der Kopfhautverletzung. Shad senkte den Kopf, um ihr zu zeigen, wie gut Darrell Grants Messerspuren verheilten. »Die Narbe verblaßt«, sagte er. »Das enttäuscht mich ein wenig.«
Zum fünfzehntenmal entschuldigte Erin sich für das, was passiert war.
»Vergiß es«, sagte Shad. »Ich nehme an, wir sehen uns noch mal, ich und dein Ex.«
»Ganz bestimmt nicht, wenn es nach mir geht«, sagte Erin. Vor ihrem geistigen Auge sah sie, wie Darrell Grant in einen Krankenwagen geschoben wurde.
Die neue Tänzerin, Marvela, kam auf die Hauptbühne. Mit beiden Händen ergriff sie eine der goldenen Stangen, streckte ihre langen Beine und lehnte sich aufreizend lässig zurück. Sie begann ihren Kopf wie einen Mop zu schütteln, drehte ihn dabei im Rhythmus zur Musik. Die Männer in der ersten Reihe johlten begeistert.
»Was meinst du?« wollte Erin von Shad wissen. »Liegt es an den Möpsen oder an den Haaren?«
»Eindeutig an den Haaren.«
»Angeblich hat sie neulich vierhundert an einem Abend eingenommen.«
»Ach ja?« Shad nahm sich vor, mit dieser Marvela zu reden; sie hatte ihm nur fünf Dollar Trinkgeld zukommen lassen. »Du bist noch immer die Beste«, versicherte er Erin.
»Ich weiß nicht. Sie kann wirklich tanzen.«
»Nicht so wie du.« Er vertiefte sich wieder in seinen Kafka.
Erin wußte, daß sie eigentlich auf der Bühne stehen und ein paar Dollars verdienen sollte, aber es tat gut, einmal eine Pause einzulegen. Sie fühlte sich wohl dabei, in der dunklen Nische zu sitzen und sich mit Shad zu unterhalten.
»Ich habe ein kleines Problem«, offenbarte sie ihm.
»Was ist los?« Er sah von seinem Buch hoch.
»Ich möchte, daß du mit jemandem redest.«
»Mit wem?«
»Er ist in Ordnung. Ich glaube, er kann mir behilflich sein.«
»Ich sagte, mit wem?«
Als Erin ihm gestand, daß der Betreffende ein Cop war, schnaubte Shad abfällig. »Dann hast du mehr als nur ein kleines Problem.«
»Nun, er ist Detective im Morddezernat.«
»Allmächtiger Gott.«
»Es klingt schlimmer, als es ist.« Aber als Erin damit herausrückte, was Mr. Peepers zugestoßen war, klang es ganz schlimm. Shad konnte nicht begreifen, weshalb jemand sich die Mühe gemacht hatte, den kleinen Kerl zu töten, und eigentlich war es ihm auch gleichgültig. Er machte sich mehr Sorgen wegen Erin.
»Meinst du nicht, daß du reif bist für einen Urlaub?« fragte er. »Ich würde dir den Mars empfehlen.«
»Der Detective möchte etwas über den Abend vor ein paar Wochen erfahren, als dieser Typ dich mit einer Kanone in Schach hielt.«
»Daran kann ich mich nicht erinnern. Tut mir leid.«
»Na komm schon«, sagte Erin und legte eine Hand auf seinen Arm. »Es würde mir bei Angela helfen. Es hat auch damit zu tun.«
»Wie?« fragte Shad. »Deine Tochter hängt mit drin – wie hast du denn das geschafft?« Er konnte nicht glauben, daß Erin sich in einen solchen Schlamassel gebracht hatte.
»Shhh«, sagte sie.
Monique Jr. kam zur Nische und sagte, Mr. Orly wolle Shad sprechen. Kevin verlange eine Entschuldigung. Shad erwiderte, er werde sich entschuldigen, sobald Kevin ein wenig guten Geschmack bei seiner Musikauswahl beweise. Monique Jr. versprach mißmutig, Mr. Orly Bescheid zu sagen.
Nachdem sie sich entfernt hatte, wandte Shad sich wieder Erin zu und erklärte, der Job des Saalmanagers ging ihm allmählich auf die Nerven. »Ich muß so bald wie möglich etwas anderes anfangen.«
»Ich auch«, pflichtete Erin ihm bei. »Ich brauche einen Job, bei dem ich wieder einen normalen Schlüpfer tragen kann.«
Shad legte seine Hände um den Kopf und drückte sacht, als überprüfe er eine Melone auf ihren Reifegrad. Er kniff die Augen zu, dann zwinkerte er heftig. »Ich sehe nicht mal mehr ganz normale Dinge, und das macht mir Sorgen. Zum Beispiel ist mir gerade erst klargeworden, daß deine Möpse heraushängen.«
Erin bedeckte sich. »Mein Gott, entschuldige. Ich hab mitten im Auftritt Schluß gemacht.«
»Der Punkt ist, daß ich das längst hätte sehen müssen. Meinst du nicht auch?«
»Aber du siehst das doch so oft.«
»Genau! Viel zu oft. Ich muß raus aus diesem Geschäft.« Shad deutete auf das Buch auf dem Cocktailtisch. »Der Typ in dieser Geschichte verwandelt sich in eine Schabe. Eines Morgens wacht er auf, und peng!, schon ist er ein Käfer. Das klingt zwar
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