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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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zweispurigen Lkw-Route, bekannt als Bloody 27, in Richtung Norden. Mordecai hielt einen stetigen Monolog, um seine Nervosität auf dem Highway zu kaschieren. Joyce hatte vergessen, was für ein furchtbar schlechter Autofahrer ihr Cousin war: schlechte Augen, schwerfällige Reflexe und eine nur begrenzte Bewegungsfähigkeit hinter dem Lenkrad dank eines enormen Leibesumfangs. Paul Guber war das reinste Nervenbündel, als sie endlich in Clewiston eintrafen. Mordecai parkte den Wagen und hievte sich aus dem Fahrersitz.
    »Wo sind wir?« fragte Paul.
    »Bei einer Zuckerfabrik«, antwortete der Anwalt. »Haben Sie schon mal eine gesehen?«
    Die Fabrik bestand aus einer ausgedehnten Ansammlung von wahllos verstreuten Schuppen, Schornsteinen und Lagerhäusern. Bis zur Ernte dauerte es noch einige Wochen, daher standen alle Maschinen still. Lediglich das Klappern von Ventilen war zu hören. Zahlreiche Mechaniker mit nackten Oberkörpern machten sich an Treckern, Anhängern und Autobussen für Wanderarbeiter zu schaffen. Ein Schild, von dem die weiße und blaue Farbe abblätterte und das neben der Straße stand, verkündete ROJO FARMS. In kleinen Buchstaben stand darunter:
    Division of Sweetheart Sugar Corp.
    »Nun«, sagte Mordecai. »Sollen wir um eine Führung bitten?«
    »Wir sollen nicht«, sagte Paul. Joyce schloß sich ihm an, da sie befürchtete, daß die unangenehmen landwirtschaftlichen Gerüche ihre französische Bluse verderben könnten.
    Der Anwalt ließ sich schwerfällig gegen den Kotflügel des Wagens plumpsen. »Na schön«, sagte er, »wie ihr wollt.«
    Joyce verschränkte die Arme ungeduldig. »Es ist heiß und drückend hier draußen. Könntest du endlich zur Sache kommen?«
    Mordecai seufzte wie eine Schildkröte. »Der Zweck dieses Ausflugs besteht darin, euch die finanzielle Dimension eures Falles vor Augen zu führen. Die Rojos« – er deutete mit einem Kopfnicken auf das Schild – »sind an die vierhundert Millionen Dollar wert.«
    »Hmmm«, sagte Joyce.
    »Vorsichtig geschätzt.«
    »Wir klagen nicht gegen die Rojos«, stellte Paul Guber fest.
    »Richtig«, sagte der Anwalt, »aber wir verklagen ihren geschätzten Kongreßabgeordneten, nämlich den Burschen, der all diesen Reichtum erst ermöglicht hat. Fangt ihr endlich an zu kapieren? Es geht um Zucker-Millionen.«
    »Verstehen Sie endlich, ich wurde in einem Striplokal zusammengeschlagen. Mehr nicht.«
    »Nicht sehr weit gedacht«, sagte Mordecai tadelnd.
    »Ich habe verdammtes Glück, daß mein Chef es noch nicht erfahren hat. Wenn diese Sache vor Gericht kommt, dann bin ich meinen Job los.«
    »Paul, Sie werden keinen Job mehr brauchen«, sagte der Anwalt. »Statt dessen einen Geldtransporter. Erklär es ihm, Joyce.«
    Der Zorn über die Fotos von der Junggesellenparty hatte sich offenbar gelegt, denn Joyce unterstützte uneingeschränkt den Plan ihres Cousins. »Mordecai versichert, daß es niemals zum Prozeß kommen wird. Vergiß nicht, Darling, wir haben ein Wahljahr.«
    »Was bedeutet«, schaltete sich der Anwalt ein, »daß der Vergleich schnell, großzügig und überaus geheim werden dürfte. Auch der Kongreßabgeordnete hat viel zu verlieren.«
    Paul Guber kommentierte dies mit einem skeptischen Knurren.
    »Wir reden von zwei, drei Millionen Dollar«, sagte Mordecai. »Das ist doch ein recht hübscher Grundstock für zwei Jungverheiratete.« Er verschwieg wohlweislich Shads Rolle und Anteil an dem Unternehmen.
    Paul kickte ein paar Steine über die Straße, während ein Düsenjet über ihnen vorbeidröhnte und die Unterhaltung erstickte. Als es wieder still war, sah er Joyce und Mordecai an. »Die Antwort lautet noch immer nein«, sagte er.
    »Überschlaft es erst einmal«, riet der Anwalt. Er zwinkerte Joyce vielsagend zu. »Beredet die Sache mal ungestört unter euch.«
    Paul sagte, daß er nicht darüber zu schlafen und auch nicht in Ruhe zu reden brauche: Er weigere sich ganz einfach, irgendwen zu verklagen. »Was geschehen ist, ist geschehen. Es gibt keine bleibenden Schäden – verdammt noch mal, meine Versicherung hat sogar die Krankenhauskosten übernommen.« Er begann lebhaft umherzuhüpfen, so daß Joyce besorgt aufseufzte.
    »Seht ihr?« sagte Paul ein wenig atemlos. »In der nächsten Woche kehre ich schon wieder in die Firma zurück.«
    Wütend schlug Mordecai mit seiner fleischigen Hand auf die Motorhaube des Lincoln. »Für Ihren Zustand gibt es einen juristischen Begriff«, erklärte er Paul. »Er lautet ›verminderte

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