Striptease: Roman (German Edition)
bescheuert, aber es macht einen nachdenklich. Man verwandelt sich praktisch über Nacht, wenn man nicht aufpaßt.«
Erin sagte: »Vielleicht brauchst du Ferien.«
»Ja, vielleicht.« Shad trommelte mit den Fäusten sacht auf dem Tisch. »Okay, ich rede mit deinem verdammten Detective. Aber wie ich schon angedeutet habe, mein Gedächtnis ist nicht so toll.«
Erin beugte sich vor und gab ihm einen Kuß auf die weitflächige Stirn.
Shad sagte: »Hey, das ist ja ein neuer Tanga.«
»Richtig beobachtet.«
»Todschick.«
»Sieh mal, Klettband anstelle von Verschlüssen.« Erin demonstrierte ihm, wie es funktionierte.
»Mich laust der Affe.« Shad untersuchte den Kunststoffstreifen nachdenklich. »Wer sich das ausgedacht hat, dürfte ein Vermögen verdient haben.«
»Es war eine Sie, die damit reich wurde.«
Shad zuckte die Achseln. »Eines ist auf jeden Fall sicher, wir stehen am völlig falschen Ende dieses Business.«
»Amen«, sagte Erin.
Als David Dilbeck die letzten Wahlkampfspendenzahlen hörte, wies er Erb Crandall an, die Limousine kommen zu lassen. Es war Zeit zum Feiern! Crandall sagte, ganz bestimmt nicht, heute würden sie zu Hause bleiben.
»Erb«, sagte der Kongreßabgeordnete, »sehen Sie sich mal meinen bisherigen Tag an. Ich war bei drei beschissenen Anti-Castro-Kundgebungen. Fidel ist ein Tyrann. Fidel ist ein Penner. Fidel ist ein Monster.«
»Jeder Politiker muß dieses Lied singen.«
»Es ist ermüdend, Erb. Nach so etwas braucht jeder ein wenig Entspannung.«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Ich hab eine neue Perücke angeschafft.«
»Vergessen Sie’s.«
»Wir sitzen ganz weit hinten, Erb. Kein Körpertanz, Ehrenwort. Rufen Sie bei den Lings an, und lassen Sie für uns einen Tisch reservieren.«
Crandall bot einen Alternativplan an. Der Kongreßabgeordnete machte ein interessiertes Gesicht.
»Wo ist Pamela?« erkundigte sich Crandall.
»In Virginia. Eine der Kennedys veranstaltet eine Wohltätigkeitsparty für irgendeine Krankheit. Ich weiß nicht welche.«
»Nicht, welche Kennedy?«
»Nein, nicht welche Krankheit«, sagte Dilbeck. »Irgendeine Anämieart.«
»Aber Pamela kommt heute abend ganz bestimmt nicht nach Hause?«
»Nicht vor Sonntag.«
»Demnach kann man getrost Besuch empfangen.«
Der Kongreßabgeordnete strahlte. »Je mehr, desto lustiger wird’s.«
Um halb zehn erschienen die Tänzerinnen aus der Flesh Farm. Sie brachten ihre eigene Musik mit. Erb Crandall dirigierte die beiden Frauen zu einem Rauchtisch aus Teakholz im Herrenzimmer. Dilbeck erschien in einem weiten weißen Bademantel und ließ sich mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Fußboden nieder. Er bat Crandall, eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank zu holen. Die Tänzerinnen äußerten Bedenken, auf dem edlen Holz zu tanzen, daher gestattete Dilbeck ihnen, ihre Stöckelschuhe auszuziehen und barfuß zu arbeiten. Erb Crandall kam mit dem Champagner zurück. Er schenkte drei Gläser voll, stellte die Flasche in einen Eiskübel und verließ den Raum. Er rückte sich einen Sessel in den Flur und postierte sich in der Nähe der Tür zum Herrenzimmer. Die Musik pulsierte durch die Wände und klang unerträglich monoton. Nach etwa einer Stunde ging Erb Crandall an Pamela Dilbecks Medizinschrank, um nach Migränetabletten zu suchen. Er hatte Glück, fand eine Flasche Darvon und schluckte zwei Tabletten, die er mit einem Glas Bitterorangensaft aus der Küche hinunterspülte.
Als er auf seinen Posten zurückkehrte, schien die Tanzmusik lauter zu sein als zuvor. Crandall bemerkte, daß die Tür des Herrenzimmers offenstand. Ehe er einen Blick hineinwerfen konnte, tauchte eine der Tänzerinnen aus einem Badezimmer auf der anderen Flurseite auf. In der einen Hand hielt sie eine lockige schwarze Perücke, in der anderen ein nasses Handtuch. Sie schien es eilig zu haben.
»Alles okay?« erkundigte sich Crandall.
»Bestens«, erwiderte die Tänzerin. »Ich hoffe, Sie verstehen was von Erster Hilfe.«
Im Herrenzimmer war von der zweiten Tänzerin nichts zu sehen. Der Kongreßabgeordnete lag bewußtlos neben dem Rauchtisch. Sein Bademantel klaffte auf und enthüllte rosigen Bauchspeck und seidene Boxershorts mit Paisleymuster. Erb Crandall kniete sich hin und legte eine Hand auf David Dilbecks Brust, die sich heftig hob und senkte.
»Herzattacke«, vermutete Crandall.
»Falsch«, sagte die perückenlose Tänzerin. Sie berichtete Crandall, was geschehen war.
Er verdrehte die Augen.
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