Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
nicht einmal eine Zigarre anzünden konnte. Sand von den aufgeschütteten Kalksteinhalden peitschte über den See und brannte in den Augen des Detectives. Während er durch den kalkweißen Staub stapfte, beschäftigte García sich mit Jerry Killian und den fast unüberwindlichen Hindernissen, diesen Mord aufzuklären. Schon die Frage der Zuständigkeit war ziemlich verwickelt. Es kam darauf an, wo Killian gestorben war. Wenn er in seinem Apartment ermordet worden war, dann gehörte der Fall der Polizei in Fort Lauderdale. Hatte er jedoch in der Nähe des Flusses in Montana den Tod gefunden, dann oblagen die Ermittlungen den Behörden in Mineral County. Und wenn Killian gegen seinen Willen von Florida nach Montana entführt worden war, müßte eigentlich das FBI mitmischen.
    García selbst war in keinster Hinsicht zuständig. Er hatte keine legitime Begründung, diesen Fall zu verfolgen, außer einer einzigen: niemand sonst schien sich dafür zu interessieren. Der Detective hing der ziemlich altmodischen Überzeugung an, daß niemand so einfach mit einem Mord durchkommen dürfe. Er wollte außerdem die Kerle bestrafen, die seiner Familie den Urlaub verdorben hatten. Die mögliche Beteiligung eines einflußreichen Politikers machte die Aufklärung um einiges spannender. Tatsächlich war García mittlerweile von dem Killian-Fall derart fasziniert, daß er geneigt war, sich von seinem Job im Morddezernat von Dade County krankheitshalber beurlauben zu lassen. Er ärgerte sich über jede Minute, die er mit sinnlosen Morduntersuchungen vergeudete, wie zum Beispiel mit dem Einsammeln der Einzelteile Francisco Goyos, eines notorischen Spitzbuben mit einem fünf Seiten langen Vorstrafenregister. Die Welt war durch sein plötzliches Hinscheiden eindeutig zu einem angenehmeren Ort geworden. Weshalb, fragte García sich, treibe ich mich eigentlich hier draußen herum, um den Kopf dieses Mannes zu suchen? Der tiefere Sinn des Ganzen blieb ihm ein Rätsel.
    Gegen Mittag kam einer der Polizeitaucher an die Oberfläche. Während er zum Ufer kraulte, hielt er einen Gegenstand hoch aus dem Wasser. Das Objekt hatte die Form einer großen Kokosnuß. Da er mit dem Schlimmsten rechnete, holte García den umfangreichen Papierwust des Goyo-Mordes aus dem Kofferraum des Caprice und kehrte zum Seeufer zurück, wo die Taucher sich um den abgetrennten Schädel eines großen Wildschweins versammelt hatten. Das Schwein trug eine Baseballmütze der Atlanta Braves.
    »Fletcher wird sauer sein«, sagte García.
    Die Taucher diskutierten über die Bedeutung des Fundes. Tieropfer waren durchaus üblich unter den Anhängern von Santería, einem schwarzmagischen Kult, der in Teilen SüdFloridas verbreitet war. Hühner, Ziegen, Truthähne und andere Lebewesen wurden geschlachtet, um spezielle Götter gnädig zu stimmen. Je nach Art der Zeremonie war es nicht ungewöhnlich, derartige schauerliche Opfergaben an öffentlichen Plätzen zu finden. Die Baseballmütze war allerdings rätselhaft. Keiner der Polizisten wußte eine Erklärung. War das Schwein als Fluch gegen die Atlanta Braves enthauptet worden oder als eine Opfergabe? Um sich weitere Anweisungen zu holen, kamen die Taucher zu Al García. Als ältester Kubaner verfügte er nach ihrer Meinung über die gründlichsten Kenntnisse im Bereich des Okkulten.
    »Das ist kein religiöses Opfer«, sagte García abwehrend. »Das ist ein Haustier.«
    »Unmöglich«, widersprach der Taucher, der den Schädel gefunden hatte.
    »Habt ihr noch nie ›Unsere kleine Farm‹ gesehen? Dort trat doch auch ein solches Schwein auf.«
    Der Taucher schüttelte den Kopf. »Jetzt hören Sie aber auf, Al. Welcher Mensch bringt denn sein eigenes Haustier um?«
    »Hey, chico , wir haben eine Rezession. Jetzt gelten andere Regeln.« Nach diesem ernsten Hinweis verließ García den Baggersee, aber anstatt zum Revier zu fahren, fuhr er auf der nördlichen Umgehungsstraße in Richtung Broward County. Unterwegs stoppte er an einer Mautstation, rief Donna an und teilte ihr mit, daß er es bis zum Abendessen nicht schaffen werde.
    »Was ist los?« fragte sie.
    »Das übliche«, erwiderte García. »Mord. Oben-ohne-Girls. Nackte Ölringkämpfe.«
    »Du Ärmster.«
    »Ich bin gegen neun zu Hause.«
    »Gut«, sagte Donna. »Ich erwarte von dir einen ausführlichen Bericht, damit ich auch etwas davon habe.«
     
    Shad entsprach allem, was García erwartet hatte, und weit mehr. Die Muskeln des Mannes waren enorm, aber für sein Gewerbe

Weitere Kostenlose Bücher