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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Fußarbeit und halbherziger Unterleibsgymnastik.
    »Apropos Gäste«, sagte Erin, »erinnert ihr euch noch an Mr. Peepers?«
    Die beiden Moniques bejahten. Erin fragte sie, ob sie sich daran erinnern könnten, ihn am Abend des Sektflaschenvorfalls im Club gesehen zu haben. Monique Jr. sagte ja, sie habe gerade auf Tisch drei für ihn eine private Tanzvorführung gegeben, als die Schlägerei losging. Sie erinnere sich deshalb so deutlich, weil Jerry Killian zur Hauptbühne geeilt sei, um den Vorfall genau zu verfolgen, und sie nicht bezahlt habe und sie daraufhin auf einem leeren Tisch tanzte.
    »Ich war sauer«, sagte Monique Jr., »aber er kam später zurück und gab mir ganze zehn Dollar.« Sie verdrehte mißbilligend die Augen.
    »Hat er irgend etwas gesagt?« hakte Erin nach.
    »Er sagte, ich hätte kecke Brustwarzen, was immer das bedeuten sollte.«
    »Nein, redete er über das, was er gesehen hatte – den Kampf?«
    »Er fragte, ob ich den Typ mit der Flasche kennen würde, und ich sagte nein. Dann fragte er mich, ob ich wisse, was Ritterlichkeit sei, und ich sagte klar, natürlich weiß ich, was Ritterlichkeit ist. ›Nun‹, fuhr er fort, ›dann freut es Sie sicher zu hören, daß sie noch nicht ausgestorben ist.‹ Und ich sagte prima, freut mich aufrichtig. Dann fing er wieder von meinen Brustwarzen an.«
    Urbana Sprawl war beeindruckt von der detaillierten Wiedergabe einer drei Wochen alten Unterhaltung durch die junge Monique. Die meisten Tänzerinnen achteten nicht auf das zusammenhanglose Geschwätz der Gäste.
    »Ich erinnere mich immer an miese Trinkgeldgeber«, erklärte Monique Jr., »genauso wie ich mich an die großzügigen erinnere.«
    Erin fuhr sich durchs Haar, frischte ihren Lippenstift auf und verschwand zu einem drei Tänze währenden Auftritt im Käfig. Kevin legte eine ihrer bevorzugten Musiknummern der Allman Brothers auf, und Erin hauchte ihm einen Kuß zu. Lange Titel waren schlecht fürs Geschäft, aber gelegentlich brauchte sie einen, um ein wenig aus der Routine auszusteigen und sich von der Musik treiben zu lassen.
    An diesem Abend nutzte sie die Zeit, um über alles nachzudenken. Die Fakten schienen in Sergeant Al Garcías Szenario hineinzupassen: Killian befand sich unter den Zuschauern, als der scharfe Kongreßabgeordnete durchdrehte. Der kleine Kerl hatte Dilbeck wahrscheinlich erkannt, trotz seines zerzausten Schnurrbarts, und dabei die Idee zu der Erpressung ausgeheckt.
    Und Tage später wurde er ermordet …
    Erin war derart in Gedanken vertieft, daß sie den Gast nicht sofort bemerkte. Er stand unter dem Käfig, betrachtete ihr Gesäß und wartete darauf, daß sie sich in seine Richtung drehte. Schließlich rief er Erins Namen, und sie tanzte an die Gitterstäbe heran. Er streckte die Hand aus und schob einen zusammengefalteten Geldschein in ihren Strumpfhalter. Es war ein Fünfzigdollarschein. Erin lächelte, kreuzte die Arme vor der Brust und spielte die Verliebte. Später setzte sie sich an seinen Tisch, um sich zu bedanken. Es war ein in Stripteaseclubs übliches Ritual, wenn ein Gast ein besonders großzügiges Trinkgeld gegeben hatte. Ein drei oder vier Minuten langer Besuch wurde als ausreichend betrachtet. Alles, was darüber hinausging, ging von der wertvollen Arbeitszeit der Tänzerin ab. Aus gesprächiger Freundlichkeit wurde schnell ein Verkaufsgespräch, und erfahrene Stripperinnen waren darin wahre Meister. Eine gute Tischtänzerin konnte so zwischen den einzelnen Auftritten ein halbes Dutzend private Vorstellungen aus einem Gast herausholen. Auf diese Weise verdienten die meisten ihr Geld. Erin war die einzige, die sich mit Trinkgeldern auf der Bühne zufriedengab.
    Dieser Trinkgeldgeber war Mitte Fünfzig und gekleidet wie ein höherer Sparkassenangestellter. Er nippte zaghaft an seinem Jack Daniel’s und hatte nicht einmal die Krawatte gelokkert. Offenbar hatte er noch weitere Pläne für den Abend. Als Erin sich bei ihm für das Geld bedankte, griff er nach ihrer Hand. »Wenn ich soviel zahle, nur um zu schauen, dann stell dir mal vor, wieviel ich zahlen würde, um auch mal anzufassen.«
    Nicht schon wieder, dachte Erin. Sie versuchte sich zu befreien, aber der Mann wollte nicht loslassen. Sie sagte: »Offensichtlich sind Sie zum erstenmal hier.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich tippe auf den Mittleren Westen – Chicago, Minneapolis?«
    »St. Paul«, sagte der Mann. »Du bist ziemlich gut, Zuckerpüppchen.«
    »Zuckerpüppchen? Ist das alles, was Ihnen

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