Stromschnellen: Roman (German Edition)
legte. An einem ihrer Stiefel war der lederne Schnürsenkel aufgegangen, und sie band ihn zu. Dann strich sie mit der flachen Hand über ihre weiche, abgetragene Jeans, die sie gerade erst in Smokes Waschmaschine gewaschen hatte. Die drei oberen Knöpfe hatte sie offen gelassen, und sie trug die Hose etwas tiefer, weil sich ihr Bauch bereits wölbte. Sie saß im Warmen, war sauber und fühlte sich wohl – trotz des Streits und trotz ihrer Verunsicherung wegen des in ihr heranwachsenden Kindes. Sie gehörte zu diesen Männern und zu Nightmare.
»Irgendwas riecht hier nicht gut, Smoky.«
»Das sind die Zimtkerzen«, sagte Margo, aber auch sie hatte etwas gerochen, einen stinktierartigen Geruch.
Fishbone beugte sich zu Smoke hin und schnupperte an seinem Hemdkragen. »Du bist das. Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Mir geht’s prima.«
»Du solltest ein Bad nehmen.«
Fishbone musste los. Er setzte seinen Hut auf, klopfte Smoke auf die Schulter und ließ die Hand einen Augenblick dort liegen. Smoke griff nach ihr und drückte sie, bis Fishbone sie wegzog.
»Bitte kümmere dich um ihn«, sagte Fishbone zu Margo. »Wenn ich könnte, würde ich es selbst tun, aber ich hab das Haus voll mit Verwandtschaft und Gästen, die auf mich warten.«
Kaum hatte Fishbone die Tür hinter sich zugezogen, wetterte Smoke: »Von wegen, er würde es selbst tun!«
»Wie kommt es, dass er mit der dünnen Jacke und dem Hut nicht friert?«, fragte Margo.
Smoke überlegte kurz. »Er gehört zu den Männern, die selbst bestimmen, wie sie sich fühlen wollen, und dann fühlt er sich auch so – egal, bei welcher Temperatur!«
»Das funktioniert?« Margo legte Fishbones Teller und Gabel ins Spülbecken und schenkte Smoke Kaffee nach. »Kann man selbst bestimmen, wie man sich fühlt?«
»Manche Menschen können das«, antwortete Smoke. »Sag mal, Kindchen, hat Fishbone recht? Rieche ich schlecht?«
»Warum lassen Sie sich von Ihrer Pflegerin nicht richtig waschen?« Einmal wöchentlich kam eine Hilfskraft von der Altenpflege vorbei, aber Smoke ließ sie lediglich das Haus aufräumen, das Bett frisch beziehen und die Einkäufe, die sie mitbrachte, in den Kühlschrank stellen. Margo beugte sich zu ihm hin und roch ebenfalls an seinem Hemdkragen.
»Mein Körper geht diese Schlampen nichts an. Aber es ist schon ein paar Wochen her, seit ich es in die Wanne geschafft habe.«
»Ich kann Sie waschen, Smoke, morgen fahren Sie doch zu Ihren Nichten. Die denken sonst noch, Sie können nicht mehr für sich selbst sorgen. Ich hab Ihnen doch erzählt, dass ich meinem Großvater geholfen habe, als er krank war.«
Smoke nickte. Lieber hätte Margo ihm nicht beim Waschen geholfen, aber sie war die Einzige, die er an sich heranlassen würde. Außerdem hatte Fishbone sie gebeten, sich um ihn zu kümmern.
Margo drehte den Thermostat höher und hörte, wie der Boiler ansprang. Smoke knöpfte sein Arbeitshemd auf, und ein schmuddeliges langes Unterhemd kam zum Vorschein. Als sie es ihm auszog, verstärkte sich der Geruch. Sie half ihm ins Badezimmer, stellte für ihn eine umgedrehte Milchkiste mit einem zusammengefalteten Handtuch darauf als Hocker in die Dusche und wusch ihm mit einem Waschlappen die Arme und den Oberkörper.
Unter seinem Arm stieß sie auf eine wunde Stelle, die sich möglicherweise entzünden konnte. Margo machte ihre Sache im schummrigen Licht zweier Kerzen, so gut sie konnte. Smoke erlaubte ihr nicht, die Deckenlampe einzuschalten, und die Brille wollte er auch nicht abnehmen. Er schien sich unter der Berührung ihrer Hände zu entspannen. Auf seinem Rücken waren mehrere rote Geschwülste, die sich heiß anfühlten. »Was ist das?«
»Druckgeschwüre«, antwortete Smoke leise und zuckte zusammen, als sie ihn dort berührte. »Ich soll im Rollstuhl immer wieder die Position wechseln. Und ich soll gerade sitzen. Ich hab den Doktor gefragt, wie ich beides gleichzeitig machen soll.« Auch am Steißbein hatte er ein Druckgeschwür.
Um ihre Verlegenheit und ihr Befremden über ihr Tun zu vergessen, nahm sich Margo jede Partie seines Körpers gründlich vor, und schon bald stellte sie fest, dass sie sich gerne so um Smoke kümmerte. Mehrmals wechselte sie das Wasser in der Schüssel, damit es immer warm und sauber war. Den Intimbereich ließ sie ihn selber waschen, was er gründlich tat.
»Ich hab noch nie jemanden gewaschen«, gestand Margo.
»Mir wär’s auch lieber, ich könnte es allein tun.«
Margo wusch Smokes dünne,
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