Studio 6
Furcht in seiner Stimme.
»Rufen Sie im Auftrag von jemandem an?«
Der Mann verstand sie nicht.
»Wie meinen Sie das?«
»Hat Sie jemand gebeten, dieses Gespräch zu führen?«
Er dachte wieder nach.
»Na ja«, sagte er, »ich habe erst mit Britt-Inger geredet.
Sie fand, dass ich anrufen solle.«
»Britt-Inger?«
»Meine Frau.«
»Und warum meinte Britt-Inger, dass Sie anrufen sollten?«
»Ja, weil die bei Studio 6 sich doch geirrt haben«, erklärte Roger Sundström, der jetzt langsam ärgerlich wurde.
»Ich habe zuerst dort angerufen, aber die wollten nicht mit mir reden. Sie sagten, ich hätte mich getäuscht, obwohl ich doch weiß, was ich gesehen habe. Britt-Inger hat ihn ja auch gesehen.«
Annika dachte fieberhaft nach.
»Und es hat Sie niemand sonst gebeten anzurufen?«
»Niemand.«
»Da sind Sie ganz sicher?«
»Jetzt hören Sie mal …«
»Okay«, beeilte sich Annika zu sagen. »Ich finde Ihre Informationen ausgesprochen interessant. Sie lassen die Behauptungen von Studio 6 in einem völlig anderen Licht erscheinen. Ich werde prüfen, ob ich diese Informationen in irgendeinem Zusammenhang benutzen oder veröffentlichen kann. Haben Sie vielen Dank, dass Sie …«
Roger Sundström hatte bereits aufgelegt.
Als sie den Hörer auf die Gabel legte, klingelte im gleichen Moment ihr eigenes Telefon.
»Sie müssen uns helfen, wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen!« Es war Daniella Hermansson.
»Was ist passiert?«, fragte Annika.
»Sie klingeln andauernd bei Tante Elna, sie sitzt jetzt hier bei mir. Vor unserer Tür stehen fünfzehn Journalisten mit Fernsehkameras und Antennen und allem möglichen Kram. Sie klingeln und machen Lärm und wollen reinkommen, was sollen wir bloß tun?«
Sie war ziemlich aufgeregt, ihr Schätzchen weinte im Hintergrund. Annika versuchte mit ganz ruhiger Stimme zu sprechen.
»Sie müssen überhaupt niemanden hereinlassen, wenn Sie das nicht wollen. Weder Sie noch Elna Svensson sind verpflichtet, mit einem Journalisten zu reden. Rufen sie auch an?«
»Andauernd.«
»Wenn Sie mit mir gesprochen haben, legen Sie den Hörer daneben, dann hört man nur das Besetztzeichen.
Und wenn Sie sich von den Journalisten im Treppenhaus bedrängt oder bedroht fühlen, können Sie die Polizei rufen.«
»Die Polizei? Nein, das traue ich mich nicht.«
»Soll ich es für Sie machen?«, erbot sich Annika.
»Wäre das möglich? Das war aber nett …«
»Bleiben Sie dran, dann rufe ich von einem anderen Apparat aus an«, sagte Annika.
Sie nahm das Idiotentelefon und wählte die Nummer der Einsatzzentrale.
»Ja, hallo, ich rufe aus der Sankt-Göransgatan 64 an«, behauptete sie. »Die Presse bevölkert unser Treppenhaus, und die alten Leute sind außer sich vor Schreck. Die Reporter schreien und lärmen, klingeln an allen Türen und drängen sich den Leuten auf. Die vom Radio sind die Schlimmsten. Ich habe inzwischen fünf völlig verschreckte Rentner bei mir. Aufgang rechts, zweiter Stock.«
Sie wechselte wieder die Leitung.
»Sie sind unterwegs.«
Daniella atmete auf.
»Tausend Dank, ich bin Ihnen ja so dankbar. Das ist wirklich die Hölle, das kann ich Ihnen sagen …«
Annika hörte ihr nicht zu.
»Warum hat Elna Svensson mit dem Reporter von Studio 6 gesprochen?«
»Sie hat mit überhaupt keinem Reporter geredet, sagt sie.«
»Das muss sie aber getan haben, denn ich habe sie im Radio gehört. Es muss heute oder gestern gewesen sein.«
Daniella legte den Hörer beiseite und sprach mit jemandem, der sich weiter hinten im Zimmer befand.
»Auf keinen Fall, sagt Tante Elna.«
Annika dachte nach.
»Also«, meinte sie, »ist Elna ein wenig senil?«
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
»Überhaupt nicht, sie ist vollkommen klar. Keine Reporter, da ist sie sich ganz sicher.«
»Irgendjemand hat auf jeden Fall mit ihr geredet, wenn nicht ich und der Rest der Journalistenherde da draußen Halluzinationen haben.«
»Ein Polizist«, sagte Daniella. »Sie hat heute Vormittag mit einem Polizisten geredet. Er wollte ein Verhör noch vervollständigen, hat er gesagt.«
Die schrecken doch vor gar nichts zurück, dachte Annika.
»Und sie ist sicher, was den Tag und die Zeit angeht?
Ich meine, als sie dem Minister begegnet ist?«
»Ja, absolut sicher.«
»Wie kann sie so sicher sein?«
»Darf ich es erzählen?«, fragte Daniella ihre Nachbarin.
Murmeln und Gebrummel. Wieder am Hörer, sagte sie:
»Nein, ich kann nicht sagen, warum, aber sie ist
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