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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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sicher.
    Jetzt passiert was da draußen! Warten Sie, ich schaue mal eben nach …«
    Sie legte den Hörer hin, und Annika hörte ihre Schritte.
    Wahrscheinlich schaute sie durch den Türspion. Dann kamen die Schritte zurück.
    »Die Polizei ist jetzt da, sie sind dabei, das Treppenhaus zu räumen. Tausend Dank für Ihre Hilfe.«
    »Nichts zu danken …«
    Annika legte den Hörer auf, ihr brummte der Schädel.
    Das Idiotentelefon klingelte erneut.
    »Jetzt musst du rangehen«, sagte Annika zu Anne Snapphane, stand auf und ging in die Cafeteria. Sie kaufte ein Mineralwasser, setzte sich ans Fenster und schaute in den Regen und den grauschwarzen Abend hinaus. Nicht einmal die Scheinwerfer vor der russischen Botschaft vermochten die Dunkelheit zu durchdringen.
    Ich frage mich, wann Josefine begraben wird, dachte sie.
    Das wird womöglich noch dauern. Die Leute von der Gerichtsmedizin und die Polizei wollen sicher die Möglichkeit nutzen, sie in kleinste Teile zu zerschneiden, damit sie sie nicht noch mal ausgraben müssen.
    Sie dachte an den Minister und fragte sich, an welchem Fenster er jetzt wohl gerade saß und hinausstarrte.
    Der sitzt ganz schön in der Scheiße, dachte sie. Wie kann einer nur so dämlich sein und eine Rechnung von einem Pornoklub einreichen? Aber er war schließlich geizig.
    Sie trank aus, und ihre Gedanken kehrten zu Josefine zurück. Das tote Mädchen war total in Vergessenheit geraten. Von dem Moment an, als sie als Stripperin entlarvt wurde, war sie nur noch ein Fleischpaket, ein Spielzeug der Mächtigen. Annika dachte an die Eltern.
    Wie hätte ihre eigene Mutter reagiert, wenn sie ermordet worden wäre? Hätte sie sich in der Lokalpresse ausgeweint? Wahrscheinlich nicht, ihre Mutter mochte Journalisten nicht. Man sollte sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern und die anderen sich selbst überlassen, so lautete das Motto ihrer Mutter. Sie hatte es zwar nie offen ausgesprochen, aber sie war nicht besonders glücklich über Annikas Berufswahl gewesen. Da war sie einer Meinung mit Sven, der auch fand, Annika solle den angebotenen Ausbildungsplatz nicht annehmen.
    »Das ist schließlich ein knallharter Job«, hatte Sven gesagt. »Zu den Leuten hingehen und sie zur Rede stellen, das passt überhaupt nicht zu dir. Dazu bist du viel zu nett …«
    Ärgerlich stand sie auf und ging zu ihrem Schreibtisch zurück.
    »Die können mich hier mal alle«, knurrte sie Anne Snapphane zu, nahm ihre Tasche und ging.
    Patricia zuckte zusammen, als die Wohnungstür aufging.
    Annika zeichnete sich wie eine schwarze Silhouette gegen das scharfe Licht im Treppenhaus ab.
    »Hast du geschlafen?«, fragte Annika und machte Licht.
    Patricia blinzelte ins Licht.
    »Ich habe die Energien strömen lassen«, antwortete sie.
    »Und jetzt habe ich sie alle vertrieben, oder?«, fragte Annika und lächelte müde.
    Patricia erwiderte ihr Lächeln.
    »Sie sind immer hier.«
    Annika hängte ihre Sachen an die Garderobe im Flur, ihre helle Jacke war völlig durchnässt. Patricia setzte sich auf.
    »Genau so eine Sommerjacke hatte Josefine«, sagte sie erstaunt, »genau die gleiche.«
    Annika schaute sie verwundert an.
    »Die ist einige Jahre alt, von H & M, glaube ich.«
    Patricia nickte.
    »Wie die von Jossie. Sie hängt immer noch im Flur in der Dalagatan. ›Diese Jacke werde ich immer und ewig tragen‹, hat sie immer gesagt. Sie sagte oft solche Sachen, große Übertreibungen. ›Ich werde immer.‹ ›Ich werde nie und nimmer.‹ ›Das hier ist das Größte überhaupt.‹ ›Du bist die allerallerbeste Freundin, die ich je hatte.‹ ›Ich werde das hassen bis zu meinem Tod.‹ Bis zu meinem Tod …«
    Patricia fing an zu weinen. Annika setzte sich neben sie aufs Sofa. »Hast du Studio 6 gehört?«
    Patricia nickte.
    »Was glaubst du? War es der Minister?«
    Patricia blickte durch den Tränenschleier auf ihre Hände hinab.
    »Es können welche von den hohen Tieren gewesen sein, von denen, die direkt nach Jossie den Klub verlassen haben. Schickes Plastikgeld hatten die, von der Regierung.
    Und dann die Deutschen. Man weiß ja, wie die sind. Nach dem Krieg haben sie sich in Asuncion versteckt. Mein Vater hat oft davon erzählt.«
    Annika schwieg, Patricia weinte.
    »Alle, die mir etwas bedeuten, sterben«, schluchzte sie.
    »Aber nein«, beschwichtigte Annika.
    »Erst Papa, dann Jossie …«
    »Das können ja wohl nicht alle sein. Wo ist denn deine Mutter?« Patricia fischte ein Taschentuch aus der Hosentasche und

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