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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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wolltest, ausgestoßen worden, du hast das Gefühl, in der Luft zu hängen. Das ist kein Wunder, Annika. Es wäre sehr erstaunlich, wenn es dir gut ginge. Lass es zu, dass du dich schlecht fühlst, und gib Acht auf dich.«
    Annika trocknete sich das Gesicht mit dem Handrücken.
    »Ich will einfach nur sterben«, sagte sie.
    »Das verstehe ich«, tröstete die Großmutter sie, »aber das darfst du nicht. Du musst leben, damit du mich eines Tages mal begraben kannst.«
    »Was redest du denn da?«, rief Annika ins Telefon.
    »Bist du krank? Du darfst nicht sterben!«
    Die alte Frau lachte kurz.
    »Nein, ich bin nicht krank, aber wir müssen alle sterben.
    Du musst für dich sorgen und darfst jetzt nichts überstürzen, meine Liebe. Bleibe ruhig und lass den Schmerz an dich herankommen. Du kannst ein wenig davor weglaufen, aber er holt dich doch immer wieder ein. Lass dich von ihm überspülen, fühle ihn, lebe in ihm. Du stirbst nicht. Du wirst leben, und wenn du auf der anderen Seite herauskommst, wirst du stärker sein, älter und klüger.«
    Annika lächelte.
    »So wie du, Großmutter.«
    Die Frau lachte.
    »Jetzt mach dir einen Kakao, Annika, kuschel dich in die Sofaecke und schau dir so eine Serie im Fernsehen an, das mache ich immer, wenn mir alles zu schwer wird. Leg dir eine Decke über die Beine, damit du es warm und schön hast. Du wirst sehen, alles wird sich fügen.«
    »Danke, Großmutter«, flüsterte Annika.
    Sie schwiegen eine Weile, und Annika merkte, wie selbstsüchtig sie war.
    »Wie geht es dir denn?«, fragte sie rasch.
    Die Großmutter seufzte ein wenig.
    »Hier hat es jeden Tag geregnet, seit du weggefahren bist. Ich bin in den Ort gefahren, um einzukaufen und ein wenig zu waschen, es ist wirklich Zufall, dass du mich hier erwischst.«
    Es gibt doch einen Gott, dachte Annika.
    »Ich habe mit Ingegerd gesprochen, auf Harpsund war mächtig was los«, erzählte die Großmutter in ihrem plaudernden Tonfall.
    Annika lächelte.
    »Und wie geht es mit der Diät des Ministerpräsidenten voran?«
    »Überhaupt nicht, sie ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Aber es sind andere da gewesen, die umso weniger gegessen haben.«
    Der Tratsch, den ihre Großmutter von der neuen Hausdame von Harpsund gehört hatte, interessierte Annika nicht sonderlich, aber sie fragte trotzdem höflich:
    »Ach ja, wer denn?«
    »Dieser Minister, der zurückgetreten ist, Christer Lundgren. Er kam an dem Tag, als die Sache veröffentlicht wurde, und blieb eine Woche. Alle Journalisten haben ihn gesucht, aber keiner hat ihn gefunden.«
    Annika lachte.
    »Da sieht man es mal wieder! Und du warst mitten drin!«
    Sie lachten beide, der Klumpen in Annikas Brust löste sich langsam und verschwand.
    »Danke, Großmutter«, sagte sie leise.
    »Komm zu mir, wenn es zu schlimm wird. Whiskas hat Sehnsucht nach dir.«
    »Das glaube ich kaum«, meinte Annika, »so wie du ihn verwöhnst. Gib ihm ein Küsschen von mir!«
    Die Wärme blieb, als sie aufgelegt hatten, und doch flossen wieder die Tränen. Sie war traurig, aber nicht verzweifelt, sie weinte kräftig, aber doch erleichtert. Als das Telefon klingelte, ließ das schrille Geräusch sie in die Höhe fahren.
    »Aha, bist du auch mal wieder zu Hause? Meine Güte, warst du lange weg. Wie war’s denn?«
    Annika wischte sich die Tränen ab.
    »Schön. Es war total schön. Die Türkei ist einfach fantastisch.«
    »Das glaube ich sofort«, antwortete Anne Snapphane.
    »Vielleicht sollte ich auch mal hinfahren. Wie steht es denn dort mit dem Gesundheitssystem?«
    Annika konnte ihr Lachen nicht unterdrücken, es drang aus ihrem Inneren und sprudelte über, ehe sie nachdenken konnte. Anne Snapphane rief sie an, trotz allem, was geschehen war.
    »Sie haben da besondere Kliniken für Hypochonder«, erwiderte Annika. »Kernspin zum Frühstück, Prozac zum Kaffee und Antibiotika zum Abendessen.«
    »Klingt gut, und wie steht es mit der radioaktiven Verseuchung in den Häusern? Wo warst du überhaupt?«
    Annika lachte wieder.
    »In einem halb fertigen Touristengetto zwei Kilometer vor Alanya«, erzählte sie, »nur massenhaft Deutsche. Ich bin dann nach Istanbul und habe bei einer Frau gewohnt, die ich im Bus kennen gelernt hatte. Ich habe eine Woche in ihrem Hotel gearbeitet. Dann bin ich nach Ankara weitergefahren, das ist bedeutend moderner …«
    Ein wohliges Gefühl lief durch ihren Körper, die Glieder wurden weich und entspannten sich.
    »Und wo hast du da gewohnt?«
    »Ich kam spät am Abend an,

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