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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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der Besitzer der Fabrik, hatte ein neues Pochwerk angeschafft, und mein Urahne sollte es bedienen. Eine Cousine von uns hat versucht, etwas Ahnenforschung zu betreiben, aber daraus wurde nichts.
    Der Stammbaum hörte bereits bei Gottfried auf. Keiner weiß, woher er kam, vielleicht war er Deutscher oder Tscheche. Auf jeden Fall hat er sich im Lohnregister ganz deutlich als Bengtzon eingetragen.«
    Anne Snapphane nahm einen großen Happen Kartoffelauflauf. »Das ist ja nicht besonders spektakulär. Und deine Mutter?« »Sie stammt aus dem ältesten Geschlecht der Metallgießer in Hälleforsnäs. Ich habe sozusagen den Hochofen auf die Stirn geprägt. Und du? Wie kannst du Snapphane heißen und aus Lappland kommen?«
    Anne Snapphane stöhnte und leckte den Löffel ab.
    »Wir sind hier an der Küste, das habe ich doch schon gesagt. Alle, die hier oben leben, abgesehen von den Samen, kommen von woanders. Sie waren Flößer und Bahnarbeiter und Wallonen und anderes fahrendes Volk.
    In unserer Familie geht die Legende, dass Snapphane zunächst als Schimpfwort für einen diebischen dänischen Urahnen benutzt wurde, der irgendwann im 18. Jahrhundert wegen Diebstahl auf dem Galgenberg bei Norrfjärden gehängt wurde. Zur Strafe und zur Abschreckung wurden seine Kinder auch Snapphane genannt, so dass es für sie nicht besonders gut lief. Den Hochofen auf der Stirn, ja, ich danke. Ich selbst trage einen Galgen im Familienwappen.«
    Annika lachte und schob sich den letzten Rest Mayonnaise in den Mund.
    »Gute Geschichte«, murmelte sie.
    »Wahrscheinlich ist nicht ein einziges Wort davon wahr«, behauptete Anne. »Sollen wir gehen?«
    Annes Vater hieß Hasse, fuhr einen Volvo und schien sich aufrichtig zu freuen, eine Kollegin von Anne aus Stockholm kennen zu lernen.
    »Hier gibt es so viel zu sehen«, rief er voller Begeisterung, während das Auto langsam die Sundsgatan entlangfuhr. »Hier gibt es Storfors, die Eliasgrotte, die Gerberei von Böleby, das Landwirtschaftsmuseum von Gran und dann Altersbruk, eine alte Metallgießerei mit Mühlteich und Mühle …«
    »Hör auf, Papa«, unterbrach ihn Anne Snapphane etwas verlegen. »Annika ist hier, um mich zu besuchen. Du klingst wie der letzte Touristenführer.«
    Hasse Snapphane war nicht böse.
    »Sagen Sie nur, wenn Sie irgendwohin möchten, dann fahre ich Sie herum«, meinte er fröhlich und sah Annika im Rückspiegel an.
    Annika nickte und schaute aus dem Fenster. Ein schmaler Kanal war zu sehen. Das Zentrum hatten sie schon hinter sich gelassen.
    Piteå. Hier wohnte doch der Mann, der auf dem Idiotentelefon anrief, als Studio 6 verkündete, Christer Lundgren sei im Pornoklub gewesen. Mit der Cousine des Ministers verheiratet, war es nicht so?
    Instinktiv holte sie die Tasche herauf und wühlte darin herum. Ja! Der Block lag immer noch darin, sie blätterte zu den letzten Eintragungen.
    »Roger Sundström«, las sie, »aus Piteå, kennen Sie den?«
    Annes Vater fuhr links aus einem Kreisel heraus und dachte laut nach.
    »Sundström, Roger Sundström, was macht er?«
    »Keine Ahnung«, sagte Annika und blätterte weiter.
    »Hier, seine Frau heißt Britt-Inger.«
    »Hier oben heißen alle Frauen Britt-Inger«, erklärte Hasse Snapphane. »Tut mir Leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen.«
    »Warum fragst du?«, erkundigte sich Anne.
    »Ein Roger Sundström hatte am Abend vor dem Rücktritt des Außenhandelsministers einen seltsamen Tipp in der Sache.«
    »Und ich kenne jemanden, der überhaupt nicht mehr am Journalismus interessiert ist«, sagte Anne Snapphane zuckersüß.
    Annika stopfte den Block in die Tasche und stellte sie auf den Boden. »Ich auch«, gab sie zurück.
    Das Elternhaus von Anne Snapphane stand in der OliJans-Gatan auf Pitholm. Es war groß und modern.
    »Ihr Mädchen könnt das obere Stockwerk haben«, meinte der Vater. »Ich mache etwas zu essen, Britt-Inger arbeitet heute spät.«
    Annika schaute Anne fragend an.
    »Meine Mutter«, meinte diese. »Das war eben kein Witz.«
    Das obere Stockwerk war offen und hell. Zur Linken am Fenster stand ein Schreibtisch mit Computer, Drucker und Scanner. Rechts befanden sich zwei Gästezimmer, von denen jede eines nahm.
    Während Hasse Reste aufwärmte, gingen sie Annes alte LPs durch, die bei der Stereoanlage im Wohnzimmer standen.
    »Meine Güte, dass du die hast!«, rief Annika erstaunt und zog Jim Steinmans Soloalbum
Bad for good heraus.
    »Eine Rarität«, sagte Anne Snapphane.
    »Ich kenne außer mir niemanden,

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