Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
der hat aber schon eine Weile gestanden. Ja, die IB war eine ganz durchschnittliche schwedische Behörde.
    Im Archiv des Generalstabs finden sich Massen von ihren Unterlagen. Es ist alles festgehalten worden, auch die Vernichtungsaktionen. Allerdings gibt es keinen Hinweis darauf, dass das betreffende Archiv vernichtet wurde, was bedeutet, dass es wahrscheinlich noch existiert.«
    »Sonst noch etwas?«, hakte Annika nach.
    Berit überlegte.
    »Sie haben immer behauptet, dass die Archive des Außen- und des Innenministeriums gleichzeitig vernichtet wurden und keine Kopien existieren. Das eine ist schon mal eine Lüge, das wissen wir jetzt.«
    Annika schaute Berit prüfend an.
    »Wie hast du den Sprecher dazu gebracht, seine Verbindung zur IB zuzugeben?«
    Berit strich sich mit der Hand über die Stirn und holte tief Luft. »Gute Frage«, sagte sie.
    »Kannst du es erzählen?«
    Berit saß eine Weile schweigend da, steckte zwei Stück Zucker in den Kaffee und rührte dann um.
    »Der Sprecher hat sich immer geweigert, zuzugeben, dass er Birger Eimer überhaupt kannte«, berichtete sie leise. »Sie seien sich nicht einmal begegnet, hat er stets behauptet. Aber ich weiß, dass das nicht stimmt.«
    Sie schwieg, Annika wartete.
    »Im Frühjahr 1966«, sagte Berit schließlich, »trafen sich der Parteisprecher, Ingvar Carlsson, und Birger Eimer in der Wohnung des Sprechers in Nacka. Auch die Frau des Parteisprechers war dabei. Sie aßen zu Abend. Bei der Gelegenheit kam das Gespräch auf die Kinderlosigkeit der Ehe des Parteisprechers. Birger Eimer schlug vor, dass die beiden doch Kinder adoptieren könnten, was sie später auch taten. Das habe ich dem Parteisprecher erzählt, und da fing er an zu reden …«
    Annika starrte Berit an.
    »Wie konntest du das wissen?«
    Berit sah sie müde an.
    »Das kann ich nicht erzählen, das ist ja wohl klar«, erwiderte sie. Annika lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
    Die Gedanken rasten durcheinander. Himmel! Berit musste eine Quelle in der obersten Parteispitze haben.
    Sie saßen lange schweigend da, während der Regen auf die Straße pladderte.
    »Wo waren die Archive, ehe sie verschwanden?«, fragte Annika schließlich.
    Berit seufzte.
    »Das Archiv des Innenministeriums befand sich in der Grevgatan 24, das des Außenministeriums auf dem Valhallavägen 56. Warum fragst du?«
    Annika hatte Papier und Stift hervorgeholt und notierte die Anschriften.
    »Vielleicht waren es gar nicht die Sozis selbst, die dafür sorgten, dass die Archive verschwanden«, erwog sie.
    »Wie meinst du das?«, fragte Berit.
    Annika antwortete nicht, und Berit verschränkte die Arme.
    »Es gab kaum jemanden, der wusste, dass die Akten existierten, geschweige denn wo sie aufbewahrt wurden.«
    Annika lehnte sich vor.
    »Die Kopien aus dem Archiv des Außenministeriums sind doch im Posteingang des Generalstabs der Armee gefunden worden, oder?«
    »Stimmt«, meinte Berit. »Das Paket kam zur Druckerei und Expedition des Generalstabs, wurde registriert, aufgelistet und klassifiziert. Der Vorgang wurde überhaupt nicht geheim gehalten.«
    »An welchem Tag kam das Paket an?«
    »Am 17. Juli.«
    »Und woher stammte es?«, fragte Annika.
    »Das ging aus der Auflistung nicht hervor«, erklärte Berit. »Der Absender war anonym. Es kann aus jeder verstaubten Behörde gekommen sein.«
    »Ja, aber warum sollte eine Behörde in diesem Fall anonym bleiben wollen?«, fragte Annika erstaunt.
    Berit zuckte nur mit den Schultern.
    »Vielleicht haben sie die Papiere ganz hinten in einem Schrank gefunden und wollten nicht eingestehen, dass sie all die Jahre darauf gesessen hatten.«
    Annika stöhnte – wieder eine Sackgasse.
    Sie saßen eine Weile schweigend da und beobachteten die anderen Gäste. Weiter hinten im Lokal saßen ein paar Männer im Blaumann, die zum Feierabend eine Pizza aßen, und zwei lautstarke Frauen, jede mit einem Bier vor sich.
    »Wo genau lagen die Dokumente, als du sie gelesen hast?«, hakte Annika nach.
    »Sie waren gerade ins Archiv gekommen«, antwortete Berit.
    Annika lächelte.
    »Du hast wohl überall Freunde, oder?«, scherzte sie.
    »Man sollte sich immer mit Telefonistinnen, Sekretärinnen und Angestellten in Registraturen und Archiven gutstellen.«
    Annika leerte ihr Glas.
    »Und es gab nichts, was darauf hingewiesen hätte, woher die Papiere kamen?«
    »Nein. Sie wurden in zwei großen Säcken angeliefert.«
    Annika hob die Augenbrauen.
    »Was für Säcke? Kartoffelsäcke?«
    Berit schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher