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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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sagte sie. »Natürlich haben sie alle Geld. Ich schaue auf den Getränkerechnungen immer mal wieder nach, nur so aus Spaß. Es sind Anwälte, Autohändler, Direktoren, Politiker, Polizisten, Leute, die bei Reinigungsfirmen, Maklern, Werbeagenturen und Medienbetrieben arbeiten …«
    Annika erstarrte. Großer Gott, wenn nun jemand kam, den sie kannte. Sie befeuchtete ihre Lippen.
    »Auch viele Prominente?«
    Patricia reichte ihr die Plastiktüte mit der Schminke herüber.
    »Allerdings«, sagte sie. »Einige. Wir haben einen Typen vom Fernsehen als Stammgast. Er kommt immer in Frauenkleidern her und kauft sich mit zwei Mädchen in einem Privatzimmer ein. Joachim hat es diese Woche einmal nachgerechnet, bisher hat der Typ über 260.000 Kronen bei neunundvierzig Besuchen ausgegeben.«
    Annika machte ein erstauntes Gesicht. Sie erinnerte sich an das Idiotentelefon.
    »Wie kann er sich das denn leisten?«
    »Du glaubst doch wohl nicht, dass er selbst bezahlt.«
    Patricia nahm vom Schminktisch ein Schlüsselbund auf.
    »Joachim kommt später. Beeil dich, dann zeige ich dir alles und kann dir noch die Preise erklären, ehe die Mädchen kommen. Wie du mit dem Roulette umgehen sollst, musst du mit Joachim besprechen.«
    Sie stand auffordernd an der Tür, und Annika beeilte sich, Mengen von grünem Lidschatten, Rouge und Lidstrich aufzulegen. Auf dem Weg aus dem Umkleideraum kam sie an einem großen Spiegel vorbei und konnte sich kurz von oben bis unten betrachten. Sie sah aus wie eine Las-Vegas-Hure.
    »Der Eintritt kostet sechshundert Kronen«, sagte Patricia und klopfte auf den Tresen. »Der Kunde kann direkt am Eingang ein Privatzimmer mieten, das kostet Zwölftausend Kronen, Eintritt inbegriffen. Dann darf er wählen, welches Mädchen er drinnen in der Bar haben will.«
    Annika war verblüfft.
    »Heißt das … das hier ist ein Bordell?«
    Patricia lachte.
    »Natürlich nicht. Die Mädchen dürfen den Kunden anfassen, massieren oder so, aber niemals am Penis. Die Typen dürfen sich selbst befriedigen, aber das Mädchen muss dabei mindestens zwei Meter weg sitzen.«
    »Wie kann einer bloß zwölf Riesen dafür bezahlen, sich einen runterholen zu dürfen?«, fragte Annika mit grenzenlosem Erstaunen. Patricia zuckte mit den Achseln.
    »Frag mich nicht«, sagte sie. »Es ist mir auch egal. Ich habe genug mit der Bar zu tun. Hier ist das Büro.«
    Patricia schloss mit einem Schlüssel aus ihrem Bund auf.
    Der Raum war ebenso groß wie der Umkleideraum, und die Einrichtung bestand aus gewöhnlichen Büromöbeln, einem Kopiergerät und einem Tresor.
    »Die Tür kann offen bleiben«, sagte Patricia. »Ich muss noch die Zahlen vom August von der Bar eintragen, Joachim hat die Bücher nur noch bis Samstag hier.«
    Sie gingen in den Striptease-Saal, und Annika musste erst einmal Luft holen. Wände und Decke waren schwarz gestrichen, der Fußboden war mit dunkelroter Auslegeware bedeckt. Die Einrichtung war in Schwarz und Chrom gehalten und sah nach billigen achtziger Jahren aus. An der linken Wand lief eine lange Theke, die rechte Wand bestand aus schwarz gestrichenen Türen, die zu den Separees führten. Geradeaus war eine kleine Bühne mit einer glänzenden Chromstange zwischen Boden und Decke, die an die Plattform einer Feuerwache erinnerte.
    Der Raum hatte keine Fenster, und die abgehängte Decke wurde von schwarz gestrichenen Betonsäulen getragen, die die Bunkeratmosphäre noch verstärkten.
    »Was ist das eigentlich?«, fragte Annika. »Eine alte Garage?«
    »Ich glaube, ja«, erwiderte Patricia und trat hinter die Bar. »Waschen und Reparieren. Joachim hat in der Grube einen Whirlpool installiert.«
    Sie reihte ein paar Flaschen auf der Theke auf.
    »Also, pass auf«, sagte sie. »Alkoholfreier Champagner, sechzehnhundert Kronen. Die Mädchen dürfen von den ersten beiden Flaschen, die sie verkaufen, fünfundzwanzig Prozent behalten, für die dritte gibt’s dann fünfzig Prozent.«
    Annika klapperte mit ihren steifen Wimpern.
    »Unglaublich«, staunte sie.
    Patricia sah zur Bühne hinüber.
    »Jossie war fantastisch im Verkaufen«, erzählte sie. »Sie war das schönste Mädchen hier. Sie trank die ganze Nacht mit den Freiern Champagner, ging aber niemals in die Privatzimmer. Die Typen bezahlten trotzdem, sie war so süß.«
    Patricias Augen waren vor Rührung feucht geworden, und sie beeilte sich, die Champagnerflaschen wegzuräu men.
    »Josefine muss reich gewesen sein«, sagte Annika.
    »Wohl kaum«, erwiderte Patricia.

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