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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Es war mit Türen nur so gespickt, die Wohnungen mussten ziemlich klein sein. Die Namen auf den Briefschlitzen waren aus gelben Plastikbuchstaben zusammengefügt worden. Sie trat näher und las den ersten.
    »Svensson« stand da. Da gab es nicht viel zu überlegen.
    Wenn sie schon hier war, konnte sie genauso gut die Reaktionen von ein paar Nachbarn aufnehmen.
    Aus dem schmalen Türspalt, der sich bei Svensson öffnete, drang eine nach ungewaschenem Körper stinkende säuerliche Wolke, die Annika zurückschrecken ließ.
    Eine unförmige Frauengestalt in einem lila- und türkisfarbenen Polyesterkleid war im Durchgang zu sehen.
    Kurzsichtige Augen, graue Haarsträhnen, fettig und mit Pomade. Sie hielt einen kleinen, dicken Hund im Arm, dessen Rasse Annika nicht bestimmen konnte.
    »Entschuldigen Sie bitte, dass ich störe«, sagte Annika, »aber ich komme vom
Abendblatt

    »Wir haben nichts getan«, antwortete die Frau.
    Sie schaute Annika durch den Türspalt erschrocken an.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Annika höflich, »ich klingele nur, weil ich wissen will, wie Sie hier im Haus auf den Mord reagieren, der ganz in der Nähe geschehen ist.«
    Die Frau schob die Tür etwas weiter zu.
    »Ich weiß von nichts«, sagte sie.
    Annika bereute schon, bei den Nachbarn geklingelt zu haben. Vielleicht war das doch nicht so eine gute Idee gewesen.
    »Möglicherweise haben Sie es ja noch nicht gehört, direkt hier nebenan im Park ist eine junge Frau ermordet worden«, sagte sie ruhig, »vielleicht war ja die Polizei hier …«
    »Sie waren gestern da.«
    »Ach so, da haben sie vielleicht gefragt …«
    »Jesper war es nicht!«, schrie die Frau unvermittelt.
    Annika ließ den Block fallen und wich vor Schreck zwei Schritte zurück.
    »Ich konnte nichts tun, um ihn daran zu hindern! Und ich glaube auch nicht, dass der Minister etwas mit der Sache zu tun hat!«
    Die Frau schlug die Tür mit einem solchen Knall zu, dass es im Treppenhaus hallte. Annika starrte verblüfft auf die Tür. Meine Güte, was hatte denn das zu bedeuten?
    Am anderen Ende des Treppenhauses wurde eine Tür einen Spalt weit geöffnet.
    »Was ist denn hier los?«, fragte eine ärgerliche ältere Männerstimme.
    Annika sammelte ihren Block auf und lief die Treppe hinunter. Unten auf der Straße ging sie schnell nach rechts, ohne zum Park hinaufzusehen.
    »Vielen Dank, dass du nach den Katzen geschaut hast!«
    Anne Snapphane war zurück und saß auf ihrem Stuhl, die Füße auf den Schreibtisch gelegt.
    »Wie war Gotland?«, fragte Annika und ließ ihre Tasche auf den Boden fallen.
    »Heiß wie ein Backofen oder wie ein großes Feuer in der Sauna. Jetzt haben sie es unter Kontrolle. Aber was hast du denn gemacht?«
    »Wieso?«, fragte Annika verständnislos.
    »Du hast eine große Wunde über dem Auge!«
    Annikas Hand schoss zur linken Augenbraue.
    »Ach so, das«, sagte sie. »Ich habe mir heute Morgen den Kopf am Badezimmerschrank gestoßen. Rate mal, wo ich war.«
    »In der Wohnung des Mordopfers?«
    Annika grinste übers ganze Gesicht und setzte sich hin.
    »Das ist ja ein Ding«, sagte Anne.
    »Hast du schon gegessen?«
    Sie gingen in die Cafeteria.
    »Und wie war es?«, fragte Anne Snapphane neugierig und schob sich eine Ladung Nudeln in den Mund.
    Annika dachte nach.
    »Patricia, das ist ihre Mitbewohnerin, finde ich nett. Sie ist ausländischer Herkunft, vielleicht in der ersten Generation schwedisch. Kommt wahrscheinlich aus Südamerika.
    Sie ist ein wenig seltsam, glaubt an Astrologie.«
    »Und was war Josefine für eine?«
    Annika legte die Gabel hin.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich kriege sie nicht richtig zu fassen. Patricia sagt, sie sei sehr intelligent gewesen, der stellvertretende Rektor hielt sie für eine dämliche Blondine. Die Klassenkameradin Charlotta schien überhaupt nichts über sie zu wissen. Sie wollte Journalistin werden und Kindern in Not helfen und fing gleichzeitig an, als Stripperin zu arbeiten.«
    »Als Stripperin?«, fragte Anne Snapphane.
    »Ihr Freund hat so eine Art Pornoklub. Studio 6.«
    »Das ist doch ein Radioprogramm. Die Besserwisser auf P3.«
    Annika nickte.
    »Genau. Joachim, der Freund, fand das offenbar ziemlich lustig. Studio 6 ist ja so ziemlich das Anspruchsvollste, was im Radio läuft.«
    »Wenn er sich auf diese Weise mit den Besserwissern anlegen wollte, deutet das ja wenigstens auf ein gewisses Maß an Intelligenz hin«, meinte Anne Snapphane.
    Annika lächelte und nahm einen großen

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