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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Bissen.
    »Erzähl weiter, wie sah es da aus?«
    Annika kaute und dachte nach.
    »Höchst spartanisch«, meinte sie dann. »Irgendwie gar nicht eingerichtet. Matratzen direkt auf dem Fußboden, so als wären sie noch gar nicht richtig eingezogen.«
    »Wie hat sie es überhaupt geschafft, eine Wohnung in der Dalagatan zu bekommen?«
    »Mama Barbro hat die Wohnung schwarz gekauft, an der staatlichen Wohnungsvermittlung vorbei. Das Telefon ist auch auf die Mutter angemeldet.«
    Anne Snapphane lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
    »Warum musste sie sterben?«
    Annika zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung.«
    »Und was sagen die Bullen?«
    »Hab sie noch nicht angerufen.«
    Sie kauften sich noch etwas zu trinken und kehrten dann in die Redaktion zurück. Spiken telefonierte gerade, sonst war niemand da.
    »Was machst du heute?«, fragte Annika.
    »Überall im Land sind weitere Waldbrände ausgebrochen. Ich lösche sie alle, höchstpersönlich.«
    Annika lachte.
    Sie schaltete ihren Computer an und legte eine Diskette ein. Schnell schrieb sie die Notizen von ihrem Gespräch mit Patricia auf, speicherte sie auf der Diskette und löschte dann das Dokument auf der Festplatte. Die Diskette legte sie in die unterste Schreibtischschublade. Annikas Telefon klingelte, und das Klingeln verriet, dass es sich um ein hausinternes Gespräch handelte. »Sie haben Besuch«, sagte Tore Brand.
    »Von wem?«, fragte Annika.
    Tore Brand war plötzlich weg, und sie konnte ihn im Hintergrund schimpfen hören.
    »Hallo, warten Sie! Sie können da nicht einfach rauf …«
    Schritte näherten sich dem Telefon.
    »Hören Sie, er ist raufgegangen, ist aber nicht gefährlich.
    Es war ein Mann.«
    Annika wurde wütend. Tore Brand saß da unten, um genau das zu verhindern. Verdammter Idiot!
    »Was wollte er?«
    »Er wollte mit Ihnen über etwas in der heutigen Ausgabe sprechen. Wir sollen den Lesern gegenüber offen sein«, meinte Tore Brand.
    Im selben Moment sah Annika den Mann im Augenwinkel. Er kam forsch auf sie zu, seine Augen glühten.
    Annika beendete das Gespräch schnell. Ihr Blick folgte dem Mann durch die Redaktion, bis er vor ihrem Schreibtisch stand.
    »Sind Sie Annika Bengtzon?«, stieß er hervor.
    Annika nickte.
    Der Mann holte weit aus und donnerte dann ein Exemplar des
Abendblatts
auf den Tisch.
    »Warum haben Sie nicht angerufen?«, fragte er, und seine Stimme wurde von einem Krampf gebrochen.
    Annika starrte den Mann an, sie hatte keine Ahnung, wer er war. »Warum haben Sie uns nicht erzählt, was Sie schreiben würden? Ihre Mutter wusste nicht, dass sie so starb und dass jemand an ihr gefressen hatte, verdammt nochmal!«
    Der Mann drehte sich um und setzte sich auf ihren Schreibtisch, schlug die Hände vors Gesicht und weinte.
    Annika nahm die Zeitung, die er ihr hingeworfen hatte. Es war der Artikel darüber, wie Josefine ausgesehen hatte, als sie gefunden wurde, ihr lautloser Schrei und die blau geschlagenen Brüste, das Bild mit dem nackten Bein im Grün. Annika schloss die Augen und strich sich über die Stirn.
    Das kann nicht wahr sein, dachte sie. Großer Gott, was habe ich bloß getan? Die Scham überschwemmte wie ein Schwall heißes Wasser ihr Gesicht, der Fußboden begann zu schwanken. Großer Gott, was hatte sie bloß getan?
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Ich dachte, Sie würden sicher nicht gestört werden wollen …«
    »Gestört werden?«, schrie der Mann. »Glauben Sie, man kann noch mehr gestört werden? Glauben Sie, wir würden den Scheiß, den Sie da geschrieben haben, nicht sehen?
    Haben Sie gehofft, dass wir auch sterben und niemals etwas davon erfahren würden? Oder was?«
    Annika standen die Tränen in den Augen. Der aggressive Mann hatte einen hochroten Kopf, sein Mund war von Spucke verschmiert. Jetzt merkten auch die anderen, was da vorging. Spiken hatte sich umgedreht und schaute zu ihr hinüber. Bild-Pelle reckte den Hals und versuchte einen Blick zu erhaschen.
    »Es tut mir wirklich Leid«, sagte sie.
    Plötzlich tauchte Berit aus dem Nichts auf. Ohne ein Wort zu sagen, legte sie dem Mann den Arm um die Schultern und geleitete ihn in Richtung Cafeteria hinaus.
    Er ging, ohne zu protestieren, mit, von Weinkrämpfen geschüttelt.
    Annika nahm ihre Tasche und ging rasch auf den hinteren Ausgang zu. Sie atmete kurz und hektisch und musste sich anstrengen, normal zu gehen.
    »Wohin gehen Sie, Bengtzon?«, rief Spiken.
    »Raus!«, erwiderte sie mit viel zu schriller Stimme.
    Die letzten Schritte

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