Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
Erdgeschoss, ging am Eingang vorbei und hinüber zum Fahrstuhl für die linke Seite des Hauses. Er war defekt. Müde begann sie wieder die Treppen zu erklimmen. Im dritten Stock war sie vollkommen erledigt und musste stehen bleiben und verschnaufen.
    Ich sollte mal anfangen, Vitamine zu nehmen, dachte sie.
    Sie schlich die letzte Treppe hinauf, atmete lautlos mit offenem Mund und betrachtete die acht Wohnungstüren.
    Hessler, Carlsson. Lethander & Sohn HG. Lundgren. Ihr Blick blieb auf dem Briefkasten des Ministers hängen. Das Namensschild war handgeschrieben und über dem schmalen Glasfensterchen des Briefschlitzes angeklebt.
    Langsam ging sie darauf zu und horchte vorsichtig. Sie ließ den Finger über der Klingel schweben, zögerte.
    Anstatt zu läuten, öffnete sie den Briefschlitz. Ein warmer Luftstrom schlug ihr aus der Wohnung entgegen.
    Im selben Moment klingelte irgendwo hinter der Tür ein Telefon. Erschrocken ließ sie die Klappe fallen, die mit einer lautlosen Bewegung zuschlug. Sie hielt das Ohr an die Tür. Es klingelte nicht noch einmal, also war jemand an den Apparat gegangen. Sie hörte eine murmelnde Männerstimme. Der Schweiß trat ihr auf die Oberlippe, und sie trocknete ihn mit dem Handrücken ab. Ihr Blick fiel wieder auf den Briefschlitz. Das sollte sie eigentlich nicht tun.
    Aber die Sozis brachen bei anderen Leuten ein und klebten ihnen Wanzen unter die Tische, dachte sie bei sich. Da konnte sie doch auch ein wenig lauschen.
    Sie bückte sich und öffnete wieder die Klappe des Briefkastens. Der Luftstrom schlug ihr ins Gesicht. Sie drehte den Kopf und legte das Ohr an den Schlitz, es rauschte vom Durchzug.
    »Ich muss heute nochmal zum Verhör«, meinte sie hinter dem Luftstrom eine Männerstimme zu hören.
    Schweigen. Sie drehte den Kopf, um besser hören zu können.
    »Ich weiß nicht. Das ist alles gar nicht gut.«
    Wieder Schweigen. Der Schweiß rann ihr zwischen die Brüste. Als die Stimme wieder zu hören war, war sie lauter und aufgeregter.
    »Was soll ich denn machen? Das Mädchen ist nun mal tot!«
    Annika veränderte ihre Position, um bequemer zu hocken, stützte sich mit dem Knie auf. Sie meinte, Räuspern und Schritte zu hören. Dann wieder die Stimme, jetzt leiser.
    »Ja, ja, ich weiß. Ich werde nichts sagen. Nein, ich werde natürlich nichts gestehen. Wofür hältst du mich?«
    Die gegenüberliegende Tür, Hessler, wurde geöffnet.
    Annika zuckte zusammen und erhob sich schnell und etwas unbeholfen. Resolut stellte sie den Finger auf die Türklingel und sah verstohlen zu Hessler hinüber. Der Mann musste an die achtzig sein, in der Hand hielt er die Leine eines kleinen weißen Hundes. Er sah Annika misstrauisch an, und sie schaute zu ihm hinüber und lächelte.
    »Ganz schön heiß heute«, sagte sie.
    Der Mann antwortete nicht, sondern ging zum Fahrstuhl.
    »Der ist leider defekt«, sagte Annika und klingelte wieder.
    Sie beobachtete den spiegelnden Fleck in der Mitte des Türspions. Er wurde plötzlich dunkel, jemand stellte sich vor das Licht. Sie schaute direkt in das Guckloch und versuchte vertrauenerweckend auszusehen. Niemand öffnete. Sie klingelte wieder. Die dunkle Stelle verschwand, und der Türspion wurde wieder blendend hell.
    Nichts passierte. Sie klingelte ein viertes Mal.
    »Hallo!«, rief sie leise in den Briefkastenschlitz. »Ich heiße Annika Bengtzon und komme vom
Abendblatt.
Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    Hessler begann ächzend die Treppe hinunterzugehen, während der Hund an der Leine zog.
    Sie klingelte noch einmal.
    »Verschwinden Sie«, sagte eine Stimme aus dem Inneren der Wohnung.
    Annika atmete schneller und merkte plötzlich, dass sie dringend aufs Klo musste.
    »Es wird nur schlimmer, wenn Sie keinen Kommentar abgeben«, behauptete sie und schluckte.
    »Blödsinn«, fauchte der Minister.
    Sie schloss die Augen und atmete tief durch.
    »Darf ich mal Ihre Toilette benutzen?«, fragte sie.
    »Wie bitte?«
    Sie stellte die Beine über Kreuz, denn der labberige Kaffee von Danielle drohte ihre Blase zu sprengen.
    »Bitte«, flehte sie. »Ich muss aufs Klo.«
    Die Tür wurde geöffnet.
    »Also, den Trick höre ich auch zum ersten Mal«, knurrte der Minister.
    »Wo?«, fragte Annika bloß.
    Er zeigte auf eine hellgrüne Tür zur Linken. Sie huschte hinein und zog die Tür hinter sich zu, atmete auf, spülte und wusch sich die Hände.
    Die Wohnung war äußerst hell und fürchterlich heiß.
    Man konnte in ihr einmal rundherum gehen, von der

Weitere Kostenlose Bücher