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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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worden, aber das Blumenmeer war noch gewachsen. Es lag an der falschen Stelle, am Eingang zum Friedhof, aber das spielte keine Rolle. Die Wahrheit über Josefine war nicht wichtig, nur der Mythos lebte und konnte als Ventil für die emotionalen Bedürfnisse der Menschen dienen.
    Sie bog ab und kam hinunter zur Hantverkargatan.
    Blaulicht zuckte durch den Sommerabend.
    Der Brandanschlag der Ninja Barbies, dachte sie, und im selben Moment: Großer Gott, Patricia!
    Sie lief schnell den Berg hinunter. Die drei goldenen Kronen des Stadthauses glühten im letzten Sonnenlicht.
    Eine Menge Neugieriger hatte sich versammelt, und sie sah Arne Påhlson von der Konkurrenz an einem Feuerwehrauto stehen. Vorsichtig trat sie näher. Die eine der schmalen Fahrspuren der Hantverkargatan war abgesperrt, und die Autos mussten sich mit dem noch verbliebenen, engen Stück Fahrbahn begnügen. Drei Feuerwehrautos, zwei Polizeiwagen und ein Krankenwagen standen vor dem anonymen Eingang von Studio 6. Der Bürgersteig und die Fassade waren schwarz von Rauch, und es sah aus, als wäre der Krieg ausgebrochen. Sie stellte sich hinter eine Gruppe junger Männer mit Bierdosen in den Händen, die aufgeregt das Geschehen diskutierten.
    Plötzlich öffnete sich die Tür zu dem Klub, und ein Polizist in Zivil kam heraus. Annika erkannte ihn sofort, obwohl er diesmal nicht das Hawaiihemd trug. Er sprach mit jemandem, der hinter der Tür verborgen war. Annika drängte sich etwas vor. Die Frau war stark geschminkt und hatte ihr Haar mitten auf dem Kopf zu einem langen Pferdeschwanz gebunden. Sie trug einen rot glitzernden BH und eine passende Hose mit String. Die Typen um Annika herum fingen an, wie verrückt zu schreien und zu pfeifen, und Patricia zuckte zusammen und schaute erschrocken zu der Gruppe hinüber. Sie erblickte Annika sogleich. Ihre Blicke trafen sich, Patricias Miene hellte sich auf. Sie erhob die Hand zum Gruß, und Annika erstarrte. Ohne nachzudenken, duckte sie sich schnell zwischen die Umstehenden und zog sich zurück. Die Männer drängten weiter vor, sie hörte eine Frau schreien.
    Sie rannte in die nächste Seitenstraße hinein, die sie überhaupt nicht kannte, lief zur Bergsgatan und am Polizeipräsidium vorbei, den Parkplatz entlang und in die Agnegatan. Dann ging sie die Abkürzung über den Hof und erreichte zitternd und atemlos ihre Haustür. Der Schlüssel in ihren Händen zitterte dermaßen, dass sie das Schloss kaum aufbekam.
    Ich bin dabei, die Kontrolle zu verlieren, dachte sie und ließ den Kopf hängen, als sie sich ihrer eigenen Feigheit bewusst wurde:
    Sie schämte sich für Patricia.

Achtzehn Jahre, ein Monat, fünfundzwanzig Tage
    Wenn tiefstes Vertrauen die Angst überwindet, entsteht wahres Vertrauen. Alles andere bedeutet Scheitern, ich weiß das. Er will mich dazu bringen, schreckliche alte Erinnerungen noch einmal zu durchleben.
    Zwingt mich ins Badezimmer zum Onanieren.
    Mach so lange, bis du kommst, sagt er. Du darfst nicht reinkommen, sage ich.
    Er macht die Tür auf, wenn ich da sitze mit der Dusche zwischen den Beinen, sein Gesicht ist weiß vor Wut.
    Mit einem verdammten Apparat kannst du so lange bumsen, bis es läuft, aber nicht mit mir, schreit er.
    Der Hotelflur, die Tür, die ins Schloss fällt. Panik, ein Zerren und Reißen, nackt und durchnässt. Stimmen, der Pool, wage nicht zu rufen. Niedergeschlagen und still, die Kacheln kalt unter meinen Füßen. Schleiche mich zwischen die Büsche, trete auf ein großes Insekt und schreie fast. Hasse Spinnen, hasse Kleingetier. Weine, friere, zittere. Es gilt, seine Angst zu meistern, seine Dämonen abzuschütteln.
    Ich schleiche mich in regelmäßigen Abständen hinein und probiere die Tür. Kurz vor dem Morgengrauen schließt er auf, warm, trocken, heiß, liebend.
    Wir sind das Wichtigste,
    das existiert,
    füreinander.

DONNERSTAG, 2. AUGUST
    Der Ministerpräsident sah die Pressefotografen schon aus weiter Entfernung und seufzte schwer. Die schwer beladenen Journalisten hatten spontan eine Mauer vor dem Eingang zu Rosenbad gebildet. Er hatte natürlich gewusst, dass sie dort stehen würden, aber dennoch gehofft, sich zu täuschen. Bislang hatte er die Verdächtigungen gegenüber Christer Lundgren noch nicht kommentiert, sondern auf die junge Integrationsministerin verwiesen, die in seiner Abwesenheit die Amtsgeschäfte führte. Jetzt konnte er nicht länger ausweichen. Die wenigen Sommertage, die seinen Jahresurlaub ausmachen sollten, hatten sich in Luft

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