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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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großen, gut gepflegten Stall und dahinter das Hauptgebäude.
    Er parkte rechts vom Eingang, blieb noch einen Moment im Auto sitzen und betrachtete das Haus. Es war 1910 erbaut worden und wirkte mit seinen zwei Etagen unter einem Mansardendach wie eine Nachbildung des karolingischen Stils. Er suchte nach seinem Regenschirm, öffnete die Fahrertür und lief zum Eingang.
    »Herzlich willkommen. Der Ministerpräsident hat schon angerufen. Ich habe Ihnen etwas zu essen gemacht.«
    Die Hausdame nahm seinen nassen Schirm und die feuchte Jacke entgegen.
    »Danke sehr, aber ich habe schon auf der Fahrt geges sen. Ich möchte einfach nur zu meinem Zimmer.«
    Die Frau verzog keine Miene.
    »Selbstverständlich. Hier entlang, bitte.«
    Sie ging vor ihm in den ersten Stock hinauf und blieb an einem Zimmer mit Aussicht über den See stehen.
    »Klingeln Sie einfach, wenn Sie einen Wunsch haben.«
    Die Hausdame schloss die Tür lautlos hinter ihm. Er zog sein Hemd und die Schuhe aus. Der Ministerpräsident hatte vollkommen Recht. Hier fanden sie ihn nie.
    Er setzte sich aufs Bett, nahm das Telefon auf den Schoß und atmete drei Mal tief durch.
    Dann wählte er die Nummer in Karungi.
    »Es ist vorbei«, sagte er, als sie abnahm.
    Er hörte lange zu.
    »Nein, Liebling«, beteuerte er, »weine nicht. Ich komme nicht ins Gefängnis. Nein, das verspreche ich.«
    Er starrte aus dem Fenster und hoffte, dass er nicht log.
    Der Nachmittag schleppte sich dahin. Sie bekam keine Aufträge zugeteilt. Den Wink verstand sie wohl, er war nicht einmal freundlich verpackt. Sie wurde von allem fern gehalten, was mit dem Mord an Josefine und dem verdächtigen Minister zu tun hatte. Alle Artikel zu diesem Thema stammten von Carl Wennergren. In einem Anfall von Überdruss rief sie das Dezernat für Gewaltverbrechen an und fragte nach Q. Er war da.
    »Die waren ganz schön brutal zu Ihnen im Radio«, sagte er.
    »Die haben sich getäuscht«, konstatierte sie. »Ich hatte Recht. Die haben danebengegriffen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich da Ihrer Meinung bin«, erwiderte er belustigt. »Sie können wirklich ziemlich trampelig sein.«
    Sie wurde böse.
    »Ich bin, verdammt nochmal, leichtfüßig wie eine Balletttänzerin!«
    Er lachte laut los.
    »Also, das ist nicht unbedingt das Bild, das sich mir aufdrängt, wenn Sie anrufen«, prustete er. »Aber Sie kommen schon damit klar. Sie sind schließlich ein starkes Mädchen. Ein bisschen müssen Sie schon einstecken können.«
    Erstaunlicherweise spürte sie, dass er Recht hatte.
    »Hören Sie mal«, fuhr sie fort, »ich habe da ein paar Fragen zu den Ninja Barbies.«
    Er wurde sofort ernst.
    »Und welche?«
    »Hatten sie Bargeld dabei?«
    Sie hörte den Kripomann Luft holen.
    »Warum, zum Teufel, fragen Sie das?«
    Sie zuckte mit den Schultern und lächelte ein wenig.
    »Ich habe es mich nur gefragt …«
    Er dachte lange nach.
    »Wissen Sie etwas?«, fragte er leise.
    »Vielleicht«, erwiderte sie.
    »Give it to me, Baby«, knurrte er.
    Sie lachte grob.
    »Das könnte Ihnen so passen.«
    Sie schwiegen.
    »Sie hatten es nicht bei sich«, sagte er.
    Annikas Herz begann zu rasen.
    »Aber im Auto? In der Wohnung? Zwischen den Einmachgläsern?«
    »In der Wohnung, bei einer von ihnen.«
    »Sagen wir, fünfzigtausend?«, fragte Annika unschuldig.
    Er klang bedauernd.
    »Wenn Sie doch nur Klartext reden könnten«, sagte er.
    »Danke, gleichfalls«, erwiderte sie.
    »48500«, gab er zu.
    Die Bestätigung stieg ihr wie Kohlensäure in den Kopf.
    Er hatte es getan, das Schwein!
    »Können Sie uns vielleicht Aufschluss geben, woher das Geld kommt?«, fragte er sanft.
    Sie antwortete nicht.
    Als die Erkennungsmelodie von Studio 6 aufheulte, schaltete Annika das Radio ab und ging in die Kantine hinunter. Sie hatte sich gerade am Salatbüfett einen Teller Kaninchenfutter zusammengestellt, als eine Kassiererin mit gefärbtem Haar ihren Namen ausrief.
    »Telefon für Sie«, sagte die Gefärbte.
    Es war Anne Snapphane.
    »Du solltest dir das anhören«, sagte sie ruhig.
    Annika schloss die Augen. Ihr rutschte das Herz in die Hose.
    »Noch eine Abrechnung verkrafte ich nicht«, erklärte sie.
    »Nein, nein«, sagte Anne. »Es geht nicht um dich. Es geht um den Minister.«
    Annika holte tief Luft.
    »Was ist mit ihm?«
    »Er war es wohl doch, trotz allem.«
    Annika legte auf und ging mit ihrem Salatteller zum Ausgang.
    »Hallo, Sie da!«, schrie die Gefärbte. »Sie dürfen hier kein Geschirr raustragen!«
    »Zeigen Sie mich

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