Stürmisch verliebt auf Mallorca
Statt sich zu freuen, sah sie ihn fast ängstlich an. Was war nur mit ihr los? Er richtete sich auf. „Irgendetwas stimmt doch mit dir nicht! Was hast du für ein Problem?“
Einen Moment lang schwieg sie, dann holte sie tief Luft: „Ramiro, ich bin nicht die Sorte Mädchen. Ich … mag es nicht, eine von vielen zu sein. Die Nacht mit dir war wunderbar, ich werde sie niemals vergessen. Aber wenn ich daran denke, wie du mit anderen …“ Sie brach ab, und eine Träne rollte über ihre Wange.
Ramiro betrachtete sie fassungslos. Dann beugte er sich zu ihr und küsste die Träne weg. „In dem Fall muss ich dich wohl um einen Vertrauensvorschuss bitten. Aber ich versichere dir, es gibt keine andere, und schon gar keine anderen. Wie kommst du nur darauf?“
Lilian sah ihn fast trotzig an. „Was ist zum Beispiel mit dieser Frau, die in der vergangenen Woche an der Bar auf dich gewartet hat?“ Nun klang ihre Stimme wieder fest.
Er stöhnte auf. Das konnte doch nicht wahr sein! Lily war Benitas Anwesenheit also nicht entgangen. „Du meinst Benita Díaz?“ Jetzt schlich sich diese Frau auch schon zwischen seine Bettlaken! „Nichts ist zwischen ihr und mir. Ganz bestimmt nicht“, sagte er fast ein wenig missmutig. „Das musst du mir schon glauben.“
„Muss ich?“
Ramiro legte den Finger unter Lilys Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Ich sage dir jetzt etwas, das ich noch zu keiner Frau gesagt habe. Du kannst jederzeit wiederkommen. Du bist mein Gast. Du kannst bei mir wohnen, und du brauchst keinen Cent dafür zu bezahlen. Du brauchst dich nicht einmal vorher anzumelden, denn ich bin immer hier. Du kommst einfach, wann du willst. Ich werde da sein.“
Mehr hatte er dazu nicht zu sagen, und ohne eine Antwort abzuwarten, begann er erneut, Lily zu küssen. Sie wehrte sich nicht, aber er hatte sie ja auch – zugegeben – ein wenig überrumpelt. Doch er musste einfach wissen, ob sie vielleicht diejenige sein könnte, nach der er suchte … und was es mit diesem tiefen, bohrenden Gefühl auf sich hatte, dass irgendetwas mit dieser bildhübschen Sprachstudentin nicht stimmte. Aber das würde er spätestens bei ihrem nächsten Besuch herausfinden. Ganz egal, ob sie es wollte oder nicht.
6. KAPITEL
Lilian sah sich in der winzigen Küche um. Nachdem sie auf Mallorca so viele Tage in einem geräumigen Apartment und dann die letzte Nacht in Ramiros luxuriösem Penthouse verbracht hatte, kam ihr Sophies Wohnung wie ein Schuhkarton vor. Nicht dass es hier nicht gemütlich war. Doch die beengten Verhältnisse, in denen sie und ihre Freundin lebten, verdeutlichten Lilian einmal mehr, dass die kurze Urlaubszeit wie eine andere Wirklichkeit gewesen war.
Trotzdem hegte sie seit Neuestem Hoffnungen auf eine Zukunft, in der Ramiro einen Platz hatte, denn selbst ihre hartnäckigsten Bedenken lösten sich in Luft auf, sobald sie sich in Erinnerung rief, wie innig er sie verabschiedet hatte: „Wann kommst du also wieder?“, hatte er nicht nur einmal gefragt und sie dabei mit seinen intensiven Blicken regelrecht gestreichelt …
Sophie hantierte am Herd, sie beeilte sich, eine Kanne Tee zuzubereiten. Vor ein paar Minuten war sie von der Arbeit nach Hause gekommen, und nun erwartete sie natürlich einen ausführlichen Reisebericht. Doch wo sollte Lilian anfangen?
„Du siehst verändert aus“, half Sophie ihr auf die Sprünge. „Sag mir nicht, du hast dein Versprechen vergessen und doch jemanden kennengelernt …“
Unvermittelt wurde Lilian verlegen. Da hatte sie ihrer Freundin vor ihrer Abreise geschworen, dass sie sich in der nächsten Zeit von allen Männerbekanntschaften fernhalten wollte, und nun war das Gegenteil passiert. „Na ja …“, begann sie zögernd und nahm ihre Teetasse entgegen. „Erzähl doch erst einmal du, wie es dir ergangen ist. Bist du wieder ganz gesund?“
Sophie grinste. „Ich kenne dich, Lily. Du willst vom Thema ablenken. Also raus mit der Sprache! Was ist passiert?“
Lilian rührte in ihrer Tasse. „Also gut“, begann sie schließlich. „Ich habe da tatsächlich jemanden getroffen … Er heißt Ramiro.“
„Ein Spanier?“
„Seine Mutter ist Spanierin, sein Vater Mexikaner.“
Sophie stieß einen Pfiff aus. „Klingt interessant! Und er sieht natürlich blendend aus, habe ich recht?“
„Absolut.“
Die Freundinnen lachten.
„Weiter!“, ermunterte sie Sophie. Und setzte dann augenzwinkernd hinzu: „Ich hatte etwas in der Art doch vorausgesagt, oder etwa nicht? Die
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