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Stürmisch verliebt auf Mallorca

Stürmisch verliebt auf Mallorca

Titel: Stürmisch verliebt auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Waters
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nächsten Moment hielt sie inne, und er ahnte schon, was nun kam. Ihre Finger tasteten über die Narben, die von seinem Brusthaar bedeckt waren, und die sie bisher noch nicht entdeckt hatte.
    „Was ist da passiert?“, wollte sie wissen.
    Er schwieg. Seit Ewigkeiten, so schien es ihm, hatte er nicht mehr über die Ereignisse von damals gesprochen. Doch warum sollte er Lily die Auskunft darüber verweigern? „Es sind Brandnarben von einem Feuer in Mexiko. Aber es ist schon sehr viele Jahre her.“ Bei der Erinnerung an die Katastrophe senkte sich eine altbekannte Schwere über sein Herz, doch die behutsamen Berührungen von Lilys Fingerspitzen auf seinen Narben bewirkten, dass er fortfuhr: „Ich habe versucht, sie zu retten“, sagte er tonlos.
    „Wen zu retten?“
    Er zögerte. Dann sprach er es aus: „Die Frau, die meine große Liebe war.“ In diesem Moment gestattete er sich das erste Mal seit Langem, wieder an sie zu denken, jene Frau, die er wohl niemals vergessen würde. Er war Lucia, einem jungen Mädchen von außergewöhnlicher Schönheit, bei einem Besuch im Dorf seines Großvaters begegnet. Über Jahre hatten sie sich heimlich getroffen, in einer kleinen Hütte auf einem verwilderten Gartengrundstück. Sie waren einander verfallen gewesen. Doch Lucia stammte aus konservativen Verhältnissen und war schon in jungen Jahren mit einem Freund ihrer Familie verlobt worden, während Ramiro fortzog nach Spanien. Sie sahen keine Chance für ihre Liebe. Aber sie konnten auch nicht voneinander lassen, wenn er jedes Jahr in Mexiko zu Besuch war …
    „Was ist mit ihr passiert?“, unterbrach Lily seine Gedanken.
    „Sie kam um bei dem Feuer.“ Ramiro löste sich von ihr und starrte dumpf in die Ferne.
    Lily schwieg betroffen.
    „Wir mussten unsere Liaison geheim halten und trafen uns bei meinen Besuchen in einem verlassenen, alten Gartenhaus“, fuhr er fort. Nun, da er einmal mit der schmerzlichen Geschichte angefangen hatte, würde er sie auch zu Ende erzählen. „Irgendwann jedoch kam der Tag, in dem sie heiraten sollte. Ein letztes Mal wollten wir uns noch sehen, um Abschied zu nehmen …“
    „… und das Gartenhaus ging in Flammen auf?“, fragte Lily leise, als wüsste sie über das traumatische Kapitel seines Lebens Bescheid.
    Ramiro spürte ein Stechen in den Schläfen, wie jedes Mal, wenn er an die Tragödie von damals dachte. Er versuchte, ruhig zu atmen, und sprach weiter: „Es brannte bereits, als ich dorthin kam. Warum Lucia an diesem Tag schon so früh dort war, konnte ich nie herausfinden. Sie muss etwas getrunken und sich hingelegt haben. Dann ist sie wohl eingeschlafen und wachte erst wieder auf, als alles in Flammen stand. Ich hörte ihre Schreie, kämpfte mich zu ihr durch, fing Feuer. Und konnte sie nur ohnmächtig bergen …“
    „Oh mein Gott!“, stieß Lily hervor. „Aber wieso … war es ein Unfall? Oder wollte euch jemand etwas Böses antun?“
    Ramiro atmete tief durch. Genau diese Frage hatte er sich selbst immer wieder gestellt, denn Lucia war nie sicher gewesen, ob ihr Verlobter nicht Wind von ihrer Affäre bekommen hatte. Hatte vielleicht ihr gehörnter zukünftiger Ehemann das Feuer gelegt, um ihr Liebesnest zu zerstören? In jedem Fall war es verhängnisvoll gewesen, dass Lucia sich bei dem Brand in dem Häuschen aufgehalten hatte. Denn dass jemand sie vorsätzlich getötet haben sollte, war schlicht undenkbar! Oder …?
    Ramiros Glieder fühlten sich auf einmal taub an. Was standen sie auch hier draußen herum? Und welchen Sinn hatte es, die schmerzvolle Vergangenheit nach all den Jahren wieder aufzuwühlen? Das Unglück – das sein Großvater vorhergesagt hatte – war geschehen, und er, Ramiro, trug Schuld daran. Denn er hätte die Liebesgeschichte mit Lucia beenden müssen, als er nach Spanien gegangen war. Stattdessen hatte er sich immer wieder mit ihr getroffen, in dem Wissen, dass es für sie beide keine Zukunft gab. Er hatte so getan, als sei alles nur ein Spiel und mögliche Konsequenzen dabei ignoriert. Dafür hatte er nun Lucias Leben auf dem Gewissen … Warum war er nicht vorausschauend genug gewesen, die düstere Prophezeiung seines Großvaters richtig zu deuten? Wenn er nur daran dachte, überfiel ihn ohnmächtige Wut. Zum Teufel mit seiner sogenannten Hellsicht! Denn im wichtigsten Moment hatte sie ihn im Stich gelassen …
    „Lass uns nicht mehr darüber sprechen“, sagte er schroffer als beabsichtigt. Und schloss dann: „Die Vergangenheit ist nicht

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