Stürmisch verliebt auf Mallorca
den Wind in den Haaren zu spüren. Hoffentlich ließ er sie nicht zu lange warten, dazu war sie viel zu aufgeregt. Nicht nur wegen des Geständnisses, das sie Ramiro zu machen hatte, auch die anschließende Nacht würde, sofern ihr er verzieh, sicherlich unvergesslich werden …
„Lilith!“
Lilian zuckte zusammen. Diesen Namen, das versprach sie sich, würde sie heute zum letzten Mal hören! Wie aus dem Nichts war Ramiro neben ihr aufgetaucht und zog sie in seine Arme. Schon beugte er sich zu ihr und küsste sie mit sanftem Nachdruck in die Halsbeuge. Ein Schauer durchlief sie.
„Bist du bereit?“, fragte er, ergriff sie bei den Schultern und sah sie mit seinen dunklen Augen durchdringend an.
Sie lächelte zaghaft. Sag es ihm! Jetzt! drängte eine Stimme in ihr.
Da plötzlich kam ein Auto angefahren und hielt neben ihnen an. Es war der schwarze Sportwagen, den Lilian schon einmal gesehen hatte, und darin saß die dunkelhaarige Spanierin.
Lilian wurde es eng um die Brust. Was ging hier vor sich? Hatte Ramiro ihr nicht versichert, diese Frau spiele in seinem Leben keine Rolle? Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Auch er wirkte ziemlich konsterniert, als die rassige Schönheit betont langsam und mit einem aufgesetzten Lächeln aus dem Wagen stieg. Zähneknirschend musste Lilian sich eingestehen, dass Benita D í az wieder einmal blendend aussah …
Ramiro schüttelte fassungslos den Kopf. Hatte er diese aufdringliche Frau immer noch nicht eindeutig genug zurückgewiesen? Es war eine Frechheit von ihr, dass sie ausgerechnet jetzt wieder auftauchte. Wie konnte er sie nur loswerden? Und zwar für immer … Musste er etwa ein Hausverbot verhängen? Damit würde er den D í az-Clan freilich endgültig gegen sich aufbringen …
Beschützend schlang er den Arm um Lily. Die Geste sollte ja wohl genügen, um Benita augenblicklich zu vertreiben.
Doch Benita hörte nicht auf zu lächeln. Was führte sie im Schilde?
„Hallo, ihr beiden“, sagte sie leichthin und wandte sich dann direkt an Lilian. „Sie sprechen Spanisch? Ach ja, angeblich sind Sie ja Sprachstudentin, wie ich von Ramiro erfuhr.“ Sie lachte auf und streckte Lilian die Hand hin: „Ich heiße übrigens Benita Díaz. Haben Sie Ramiro eigentlich schon Ihren richtigen Namen verraten?“
Was wurde denn hier gespielt? Ramiro sah zwischen den beiden Frauen hin und her und bemerkte, wie Lily auf einmal kreidebleich wurde. Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen, brachte indes keinen Ton heraus.
Benitas Lächeln wurde süffisant, und sie musterte Lily ungeniert von Kopf bis Fuß. „Vielleicht wollen Sie sich ja wenigstens mir mit Ihrem richtigen Namen vorstellen?“, setzte sie nach und machte kein Geheimnis daraus, wie sehr sie ihren Auftritt genoss.
Ramiro fragte sich, ob er wirklich begriff, was sich da gerade vor seinen Augen abspielte. Was sollten die seltsamen Anspielungen, die Benita machte?
Er spürte, wie Lily sich an seinen Arm klammerte.
„Benita! Würdest du mir bitte umgehend erklären, was du mit deinem Auftritt bezweckst?“, fuhr er sie hart an.
Doch Benita ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Wie unhöflich ihr seid!“ Gespielt entrüstet schüttelte die gut aussehende Spanierin den Kopf. „Ich komme als Freundin des Hauses, und dann darf ich nicht einmal erfahren, wie deine neueste Liaison in Wirklichkeit heißt?“
Ramiro war außer sich vor Wut. Was faselte Benita denn da? Wie unverschämt sie auftrat, so als hätte sie tatsächlich irgendwelche Rechte an ihm! Doch gleichzeitig ahnte er, dass Benitas Anschuldigungen nicht ganz aus der Luft gegriffen waren. Hatte Lily ihm nicht längst etwas erzählen wollen? Gab es zu dem, was Benita da behauptete, einen Zusammenhang? Auf einmal erinnerte Ramiro sich in aller Klarheit an die Ahnung, von der er immer wieder befallen worden war, seit er Lily kannte. Die Engländerin verheimlichte ihm etwas. Doch egal, was Benita wusste – er würde ihr keinen weiteren Triumph gönnen. Seine Beziehung zu Lily ging sie überhaupt nichts an!
„Verschwinde, Benita“, befahl er mit allem Nachdruck. „Und zwar sofort!“
„Meinst du nicht, eine Verkäuferin ist unter deinem Niveau?“, gab Benita zurück.
„Du sollst verschwinden!“
Einen kurzen Moment zögerte Benita. Sie zog einen Schmollmund. Doch dann gehorchte sie, stieg in ihren Wagen und brauste davon. Ramiro sah dem teuren Auto nach, bis es verschwunden war. Dann wandte er sich zu Lily um und blickte ihr tief in die
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