Stürmisch verliebt auf Mallorca
Becken wurde von großen weißen Steinen umrandet, zwischen denen exotische Stauden und Gräser angepflanzt worden waren. Hier, in der Nähe des Wassers, war die Luft kühler, und der Teich fügte sich perfekt in die Landschaft ein. Er bot einen Anblick ruhiger Schönheit und tiefen Friedens.
Lilian drehte sich zu Ramiro um und schüttelte ungläubig den Kopf. „Du hast meine Idee aufgegriffen …?“
Er lächelte. „Wie du siehst. Ich hoffe, es gefällt dir. Die blauen Blumen dort am Rand sind übrigens afrikanische Lilien, auch Liebeslilien genannt.“ Voller Genugtuung beobachtete er ihre Reaktion und fuhr fort: „Hattest du dir die Anlage in etwa so vorgestellt? Meine Gäste jedenfalls sind von dem Biotop begeistert. Vielleicht solltest du dir überlegen, statt Lehrerin lieber Landschaftsgestalterin zu werden …“
Lilian traten Tränen in die Augen. Alles hatte sie erwartet, nur das nicht. „Es ist überwältigend“, flüsterte sie ergriffen. Kein Mann der Welt hatte sie je mit einer so romantischen Idee überrascht. Sie schien für Ramiro tatsächlich etwas Besonderes zu sein … sie oder Lilith? Das musste sie nun endlich herausfinden! Rasch wischte sie sich die Tränen fort und holte tief Luft.
Ramiro war mehr als zufrieden. Volltreffer! Lily zeigte sich von der Überraschung überwältigt – es war aber auch wirklich eine gute Idee von ihr gewesen. Der Teich machte die Gartenanlage perfekt. Und sie, seine Lilie, weckte mehr und mehr Begehren in ihm. Er legte den Arm um sie und zog sie zu sich heran. Sie ließ es geschehen und flüsterte: „Danke. Aber nun …“
„… werde ich dich in das Apartment bringen, damit du dich etwas ausruhen kannst“, ergänzte er, bevor sie noch auf andere Gedanken kam. Denn er musste jetzt seine Termine wahrnehmen, es ging einfach nicht anders.
„Aber ich …“
„Keine Widerrede, Lily. Du machst dir einen entspannen Nachmittag“, sagte er entschlossen, wandte sich ihr zu und sah ihr tief in die Augen, die im Sonnenlicht wie Bernsteine schimmerten. „Und später erwarten dich noch ein paar andere Überraschungen.“ Zwar spürte er genau, dass Lily ihm etwas Wichtiges sagen wollte. Doch was immer es war, es musste warten. Heute bestimmte er den Takt.
Lilian musterte sich im Spiegel. Diesmal war sie mit dem Anblick, den sie bot, rundum zufrieden. Sie hatte sich nicht nur das Flugticket geleistet, sondern auch ein paar schöne Stücke für ihre Garderobe. Es war es ihr wert gewesen, dafür wie eine Verrückte zu schuften, tagsüber als Verkäuferin, abends als Kellnerin, und anschließend halb tot ins Bett zu fallen. Die Vorstellung, mit Ramiro auf Mallorca in seinem offenen Cabriolet über die Insel zu fahren oder Hand in Hand mit ihm am Strand spazieren zu gehen, war Ansporn genug.
Heute trug sie das rote, raffiniert geschlitzte Kleid, das ihre schlanke Figur so gut zur Geltung brachte. Dazu nicht ganz billigen Modeschmuck und nur wenig Make-up. Es war nicht ihr Stil, zu tief in den Schminktopf zu greifen. Ihre Locken hatte sie in einer Hochsteckfrisur gebändigt und sich einen Tropfen Parfüm aufs Dekolleté getupft. Ihr klopfte das Herz. Fertig. Der Abend konnte beginnen. Gleich würde sie Ramiro treffen.
Sie verließ das Zimmer. Natürlich hatte sie sich keine einzige Sekunde ausgeruht. Nicht nur wegen der Überraschung mit dem zauberhaften Teich und den afrikanischen Liebeslilien. Hinzu kam, dass Ramiro sie in sein eigenes Apartment gebracht hatte, das ihm hier im „Paraíso Verde“ zur Verfügung stand. Da hatte sie also allein auf seinem Bett gelegen, an die Decke gestarrt und sich ein wenig beklommen gefühlt. Denn es war seine Privatsphäre, in die sie quasi unangemeldet eindrang. Zumindest deuteten einige der Accessoires in seiner Wohnung darauf hin, wie etwa das Foto auf dem kleinen Schrank, das sie lange betrachtet hatte: Es zeigte Ramiro in jüngeren Jahren, lachend und mit strahlenden Augen, wie er den Arm um einen alten Mann gelegt hatte. Vermutlich sein Großvater …
Im Garten genoss Lilian die warme Abendluft, die ihre Haut förmlich streichelte. Wie herrlich das war! In England gab es solche Abende viel zu selten … Wie verabredet eilte sie zum Parkplatz, wo sie Ramiro treffen sollte. Beim Abendessen würde sie dann endlich Gelegenheit finden, das überfällige Gespräch mit ihm zu führen. Langsam ging sie auf seinen Wagen zu, dessen Verdeck offen war. Es würde traumhaft sein, wieder einmal in dem weißen Cabriolet zu sitzen und
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