Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
Mylord.“
„Das wusste ich auch nicht, Onkel. Ehrlich!“, platzte es aus Hester heraus.
„Das glaube ich gern.“ Plötzlich lachte Sir Thomas.
„Ich zeige Ihnen gerne das Gelände, Mylord“, erbot sich Peter. „In Richtung des Moors kann man gut galoppieren.“
„Aber haltet euch von The Lady’s Acres fern“, mahnte Sir Thomas. „Der Boden dort ist nicht sicher. Und jetzt …“, er wandte sich an Hester und wies mit dem Daumen über seine Schulter, „… ab in mein Arbeitszimmer. Sofort.“
Der Anblick Hesters, die mit gesenktem Kopf hinter ihrem Onkel hertrottete, weckte Lensboroughs Mitleid. Vielleicht würde ihre Strafe weniger schwer ausfallen, wenn er ihrem Onkel bestätigte, dass die Begegnung nicht beabsichtigt gewesen war. Aber schon führte ein Bursche sein Jagdpferd Comet aus dem Stall, und die Sache ging ihn im Grunde nichts an. Er schwang sich in den Sattel.
Lady Hester war ein hoffnungsloser Fall. Wenn je ein Mann dumm genug wäre, ihr einen Antrag zu machen, hätte er alle Hände voll damit zu tun, ihre Widerspenstigkeit zu bändigen, und das ohne Erfolgsgarantie.
Julia und Phoebe hingegen waren genau das, was seine Mutter für ihn hatte finden sollen: drall und hübsch – und völlig zufrieden mit der minimalen Aufmerksamkeit, die er ihnen zu widmen bereit war. Wie konnte Sir Thomas nur glauben, Lady Hester wäre eine Konkurrenz für seine Töchter?
Wie bedauerlich, dass er sich für keine von beiden richtig begeistern konnte, aber er sah in einer Ehe ohnehin nur eine Pflicht, die ein Mann ohne allzu großen Widerwillen auf sich nehmen sollte. Deshalb hatte er immer betont, er brauche eine Frau, die sich nicht an seinen Liebschaften störte. Eine Ehe mit einer Frau, die einzig auf den gesellschaftlichen Aufstieg erpicht war und ihm vor allem Erben schenken sollte, würde sicher so öde sein, dass er ein wenig Ablenkung brauchte.
Er zügelte seine Ungeduld mit Peter, der ihn durch den Park an eine ruhige Stelle führte, während ihm eigentlich der Sinn nach hartem Galopp stand.
Julia interessierte ihn so wenig, dass er seines Wissens nicht einmal auf ihrem Debütantinnen-Ball gewesen war, obwohl seine Mutter als ihre Patentante darauf gepocht hatte. Aber während der Saison pflegte er jeden Abend mehrere derartige Veranstaltungen zu besuchen, und sie verschwommen in seiner Erinnerung miteinander. Hingegen konnte er noch jeden Gewinner aller Pferderennen nennen, die er im selben Frühjahr in Newmarket verfolgt hatte.
Seine Mutter hatte angedeutet, dass Phoebe am liebsten als verheiratete Frau in die Gesellschaft eingeführt werden wollte, aber er fand, man sollte ihr nicht das Vergnügen rauben, das Mädchen offenbar daraus zogen, bei den Bällen von einer ganzen Traube von Junggesellen umschwärmt zu werden. Und sie war so hübsch, dass sie viele Verehrer finden würde. Um sie nicht zu enttäuschen, hatte er aber so getan, als komme sie ernsthaft in Betracht.
Endlich trieb Peter sein Pferd zu einem Kanter an, und sobald Lensborough Comets Flanken mit den Absätzen berührte, schoss der Hengst los wie ein Pfeil. Während sie an Tempo gewannen, pochte das Blut in seinen Ohren. Das war es, worauf er gewartet hatte!
Plötzlich schoss ihm der aberwitzige Gedanke durch den Kopf, dass eine Ehe mit Hester sich ungefähr so anfühlen würde: ein wilder Galopp in unbekanntem Gelände, in dem das Pferd jederzeit in ein Kaninchenloch treten und seinen Reiter in hohem Bogen abwerfen konnte. Julia oder Phoebe würden ihm höchstens einmal einen Trab zumuten.
Laut lachend ließ er seinem Hengst freien Lauf. Wenn es ihm vor allem darauf ankam, den Harpyien und Krämerseelen eins auszuwischen, indem er eine Unbekannte heiratete, die nie hinter ihm her gewesen war, dann war Hester allerdings eine noch bessere Wahl als ihre artigen Cousinen! Sie hatte ihn gewiss nicht umschmeichelt, sondern ihm bei jeder Gelegenheit Kontra gegeben. Sogar ihre Art zu gehen bewies, dass sie keinerlei Wert auf männliche Bewunderung legte: Entweder sie drückte sich herum wie ein verängstigtes kleines Mädchen, oder sie schritt forsch aus wie ein Mann. Der verführerische Hüftschwung, mit dem andere Frauen Blicke auf sich zu ziehen pflegten, war ihr völlig fremd.
„Wieso nicht “, schienen die donnernden Hufe zu fragen, „wieso nicht , wieso nicht ?“
Eine Ehe mit einem solchen Drachen wäre gewiss ein Desaster – aber er erwartete ohnehin nichts Gutes vom Ehestand.
Sie waren einen Abhang
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