Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
er sich noch wochenlang brüsten können.
Lord Lensborough nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass Lady Hester sich in einen Sessel sinken ließ, und atmete erleichtert durch. Nie zuvor hatte es ihn so befriedigt, einem Menschen aus der Klemme geholfen zu haben.
Auch Hester atmete tief durch, als sie hörte, wie Lord Lensborough ausführlich von der Abstammung der Pferde berichtete, die er mitgebracht hatte, und wie begeistert Lionel darauf einging. Typisch, dass die beiden Männer, die sie auf der Welt am tiefsten verabscheute, sofort einen Draht zueinander fanden! Doch sie wollte sich nicht beklagen; mit etwas Glück würde Lord Lensborough weiter mit seinen Zuchterfolgen angeben, bis Mr. Snelgrove aufbrechen musste. Immerhin war sie jetzt gewarnt: Wenn sie vermeiden wollte, dass Lionel die Sache mit den Zigeunern ausplauderte und damit alle Chancen ihrer Cousinen zunichte machte, und sich zugleich nicht von ihm erpressen lassen wollte, würde sie ihm strikt aus dem Weg gehen müssen.
Sie sah, wie Lord Lensborough sie kurz anblickte, als wolle er sich ihres Wohlergehens versichern. Er nickte knapp und wandte sich wieder Snelgrove zu. Das Ganze geschah so schnell, dass sie sich nicht sicher war – aber es machte wirklich den Eindruck, als habe er Snelgrove bewusst von ihr fortgelockt, um sie aus ihrer Bedrängnis zu befreien. Oder bildete sie sich das nur ein, weil sie so verzweifelt nach einem Retter Ausschau gehalten hatte?
„Es freut mich, dass Sie beide sich so gut verstehen!“, merkte Lady Gregory an. „Sie müssen einmal mit uns zu Abend essen, Lionel. Und Sie natürlich auch, Miss Dean. Sie können ja zusammen vom Pfarrhaus zu uns herüberlaufen.“
Hester sprang auf. Sie wollte Lionel aus dem Weg gehen – und ihre dumme Tante lud ihn ein!
Emily sah ihr in die Augen und sagte: „Oh … aber wir wollen Ihr Familientreffen nicht stören.“
„Ach, Unsinn. Wir haben doch bereits Lord Lensborough und seinen Freund bei uns. Zwei weitere Tischgäste können der Stimmung nur guttun. Dann sind wir endlich genug, um nach dem Essen ein wenig zu tanzen. Das wäre doch ein schöner Abschluss für unser Treffen. Sagen wir … am Mittwoch? An Lady Moultons letztem Abend bei uns?“
„O ja, Mama, das wäre wunderbar!“ Julia klatschte in die Hände.
„Komm schon, Emily“, drängte Lionel. „Sag ja. Dein Vater wird froh sein, wenn du dich mal amüsierst; es gefällt ihm sicher nicht, dass du dich wegen seiner Gebrechlichkeit zu Hause vergräbst. Außerdem werden wir für den musikalischen Teil des Abends gebraucht. Ich zumindest wäre froh, den Damen zu Diensten zu sein.“ Bei diesen Worten warf er einen raubtierhaften Blick auf Hester.
Endlich sah auch Lady Gregory Hester an und bemerkte, dass etwas nicht stimmte. „Hester, Liebes, würdest du das bitte gleich mit dem Koch besprechen? Und du musst auch ein Zimmer für den Tanz vorbereiten lassen. Ach, was sage ich da: Du weißt selbst am besten, was alles zu tun ist.“ Sie nickte zufrieden, als sie sah, wie Hesters Züge sich aufklärten.
Zum ersten Mal verspürte Lord Lensborough Sympathie für Lady Gregory: Sie hatte Hester Gelegenheit verschafft, sich zurückzuziehen, ohne noch einmal mit Snelgrove sprechen zu müssen.
Ihm lief es kalt den Rücken herunter, als ihm aufging, wie oft ihre Angehörigen sie in den letzten Tagen unter allen möglichen Vorwänden aus dem Zimmer geschickt hatten, sobald er das Gespräch mit ihr gesucht hatte. Wollten sie Lady Hester womöglich gar nicht vom Flirten abhalten, sondern sie … vor ihm schützen?
7. KAPITEL
„Was ist nur in dich gefahren, Lensborough?“, fragte Stephen am Mittwochabend, während er vor dem Spiegel sein Krawattentuch zurechtzupfte. „Wenn du in der Stadt einem solchen Windhund begegnet wärst, hättest du ihm die kalte Schulter gezeigt.“
„Du wolltest doch einen Vorwand, um das Pfarrhaus zu besuchen, oder? Ich habe ihn dir verschafft.“ Um Hesters willen war Lord Lensborough die letzten beiden Tage in aller Frühe beim Pfarrhaus aufgekreuzt und bis zur Erschöpfung mit Snelgrove übers Land geritten.
„Seit wann stellst du die Interessen anderer Leute über die eigenen?“, wollte Stephen wissen. „Ich habe den Eindruck, du versuchst, Aschenbrödel von ihm zu befreien. Er hat ihr am Montag in der Bibliothek ja ganz schön zugesetzt.“
„Dir kann man nichts vormachen.“ Lensborough lächelte. Er freute sich auf den Abend. Beim Tanzen würde er sie vor aller Augen in den Armen
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