Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
anfühlen, einen Tiger am Schwanz zu packen.
Er spürte ihren warmen Atem im Nacken. Die Seidenbinde war so glatt, dass sie sie mehrmals wieder hochziehen musste, bis sie saß; dabei lehnte sie sich notgedrungen gegen seinen Rücken. Ob sie wusste, wie sie ihn quälte?
Es war schon schlimm genug gewesen, als sie ihm den Arm auf den Rücken gedreht hatte: Vor seinem inneren Auge hatte er plötzlich gesehen, wie sie ihn an ein Messingbett fesselte. Jetzt, da sie sich in ganzer Länge gegen ihn presste, ging seine Fantasie endgültig mit ihm durch: Er meinte fast zu spüren, wie ihre zarten Finger seinen gefesselten Leib erkundeten und wie sich eines ihrer langen Beine zwischen die seinen schob. Bis jetzt hatte die Spannung zwischen ihnen sich stets als Streit entladen, aber wenn es ihnen erst gelänge, sie zur gegenseitigen Befriedigung einzusetzen … Sein Puls beschleunigte sich.
All die verführerischen Gesten ihrer Cousinen hatten ihn völlig kalt gelassen, aber ihr unschuldiges Hantieren und ihr süßer Atem an seinem Hals hatten so heftige erotische Fantasien ausgelöst, dass nur der Gedanke an die zuschauenden Kinder sichtbare Auswirkungen verhinderte.
Endlich endete die süße Qual, und Harry warnte ihn, dass es losging.
Wie er das Wicket verteidigen sollte, ohne den Ball zu sehen, war ihm ein Rätsel. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Schläger wild vor den Beinen hin und her zu führen. Ein leichter Ruck im Arm, und das fröhliche Hurra der Kinder verrieten ihm, dass es ihm wohl geglückt war. Gleich darauf riefen Harry und Hester unisono: „Aus!“ Mit dem Daumen der freien Hand zog er sich die Binde von den Augen und sah, dass das lockige Kleinkind den Ball mit beiden Händen umklammerte.
Hester kicherte. Der ungläubige Gesichtsausdruck von Lord Lensborough war einfach zu köstlich: von einem Kleinkind ausmanövriert – einem Mädchen zudem!
Die Kleine hüpfte auf ihn zu und sah ihn fröhlich und zugleich ehrfürchtig an.
„Der Ball ist ihr einfach vor die Füße gerollt, Sir“, erklärte Harry. „Sie musste ihn nur aufheben.“
Lady Hesters Spielregeln sorgten dafür, dass wirklich jedes der Kinder mithalten konnte. Feierlich überreichte er dem Mädchen den Schläger.
In diesem Augenblick trat Fisher, der Butler, in den Flur und wandte sich an Lady Hester: „Sie werden in der Bibliothek erwartet, Madam. Besuch für Sie.“
„Aber ich sollte mich doch bis elf um die Kinder zu kümmern!“
„Ich kann solange auf sie aufpassen“, bot Lord Lensborough an und streifte Augenbinde und Fesseln ab. „Harry wird mir die Regeln erklären.“
Sie sah ihn ungläubig an.
„Ich bin mit Werfen an der Reihe. Wollen Sie mir das vorenthalten – oder den Kindern? Halten Sie mich für unfähig, zehn Minuten mit einer Handvoll Kinder zurechtzukommen?“
„N…nein, natürlich nicht.“
Ihr zweifelnder Blick amüsierte ihn.
„Fantastisch“, rief Harry fröhlich und hob die Seidenbinde auf. „Ich bin gespannt, wie gut Sie werfen , wenn Sie nichts sehen!“
Hester weidete sich noch kurz an dem Anblick des Aristokraten, der sich seine Würde von einem zwölfjährigen Bengel rauben ließ, und ging. Vielleicht hatte Emily doch recht: Vielleicht hatte sie sich in ihm getäuscht.
Sie hatte sich an seiner gefühllosen Brautschau gestört, aber wenigstens schien er Kinder zu mögen. Vielleicht wäre er sogar ein nachsichtiger Vater. Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen: Er wäre sicher streng, würde sie an die Pflichten gewöhnen, die mit ihrer gesellschaftlichen Stellung einhergingen. Und warum auch nicht; Julia oder Phoebe würden ihre Kinder nach Strich und Faden verwöhnen; da war ein Gegengewicht nicht schlecht.
Vielleicht war seine Bemerkung über die interessanten Vorfälle, in die sie stets verwickelt war, auch gar nicht böse gemeint gewesen – sondern nur ein Versuch, die Wogen zu glätten, damit künftig nicht mehr jede ihrer Begegnungen im Streit endete. Vermutlich gebot ihm sein Ehrenkodex, seiner künftigen Frau zuliebe Frieden mit ihr zu schließen.
Mehr durfte sie wahrscheinlich nicht erwarten, eine ausdrückliche Entschuldigung zum Beispiel. Nein, das wäre ja einem Eingeständnis gleichgekommen, dass er nicht perfekt war. Dazu war er viel zu überheblich – verdorben durch den Reichtum, der ihm stets alles ermöglicht hatte, was er sich wünschte, und durch all die Speichellecker, die seinen Größenwahn noch gefördert hatten!
Aber diese Erklärungen überzeugten
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