Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
halten können.
„Du bist fest entschlossen, der armen Verwandten einen Antrag zu machen?“
„Warum nicht? Sie ist auch nicht schlechter als ihre Cousinen.“
Stephen suchte sich einen Ring aus, streifte ihn über und betrachtete selbstgefällig seine Hand.
„Willst du im Ernst eine Frau heiraten, die dich nicht ausstehen kann?“
„Du redest neuerdings viel Unsinn, Stephen. Was hat eine Heirat mit Zuneigung zu tun? Eine Frau, die mich vergöttert, wäre mir peinlich. Und ich habe ihr eine Menge zu bieten.
Statt weiterhin für ihre Tante zu schuften, könnte sie ein eigenes Haus führen. Und Mutter werden; sie liebt Kinder.“
Stephen prüfte noch einmal die Wirkung des Ringes und sagte ungerührt: „Du weißt, ich wünsche dir nur das Beste, Lensborough. Aber eine Ehe ist … nun ja, sie dauert ziemlich lang. Nicht wie eine Liebschaft, die man jederzeit beenden kann, wenn man von dem Mädchen genug hat.“
„Ich warne dich: Wage es nicht, irgendetwas … Abfälliges über Lady Hester zu sagen!“
Seine ernste Entrüstung erheiterte Stephen. „Dann werden wir wohl schweigend hinuntergehen.“
„Was ist nur los, Hester?“ Emily stand mit ihrer Freundin am Piano, das in den Großen Saal herübergeschafft worden war, und sichtete die Partituren, während die Damen auf die Herren warteten. Hester sah sich um: Den Bediensteten war es trotz der knappen Zeit gelungen, dem Saal mit Kübelpflanzen und viel rotem Stoff eine heitere, feierliche Atmosphäre zu verleihen. Sie hatten sogar einige altmodische mehrarmige Leuchter aufgetrieben.
Sie trug das schlüsselblumengelbe Satinkleid, das für ihre Ballsaison angefertigt worden war und dessen unangenehm tiefen Ausschnitt sie durch ein eingenähtes Tuch dezenter gestaltet hatte. Die cremefarbenen Glacéhandschuhe und die goldenen Satinschühchen, die sie damals in der Bond Street gekauft hatte, waren so gut wie neu, da sie sie nach einmaligem Tragen sorgfältig in Seidenpapier eingeschlagen hatte. Mary, die Zofe, hatte ihr geholfen, ihr Haar mit passenden goldenen und bernsteinfarbenen Kämmen hochzustecken. Ihre Garderobe war sicher nicht so aufwendig wie die ihrer Cousinen, aber sie bemühte sich schließlich auch nicht um einen Marquis.
„Du hast beim Dinner kaum etwas gesagt und wirkst immer noch bedrückt. Verläuft die Party nicht wie erhofft?“
„In gewisser Hinsicht sogar besser als befürchtet“, erwiderte Hester. „Tante Valeria ist von Lord Lensboroughs Erscheinung …“, sie tat so, als müsse sie einen imaginären Frackschoß richten, und sah mit hochgezogener Braue auf Emily hinab, „… so überwältigt, dass sie ihre obligatorischen hysterischen Anfälle ganz vergessen hat. Und Mr. Farrar, den ich erst für einen reinen Dandy hielt, bemüht sich sehr, meine Cousinen bei Laune zu halten. Allerdings nicht sehr erfolgreich.“
„Oho. Was hat der schreckliche Marquis denn angestellt?“
„Nichts – außer beim Anblick von Phoebes Aquarellen zu feixen, über Julias Stickarbeiten zu gähnen, Tante Valerias Konversationsversuche ins Leere laufen zu lassen und lieber mit Lionel Snelgrove reiten zu gehen als mit meinem Onkel …“
Emily kicherte. Das Dinner war erheblich steifer verlaufen, als es in The Holme üblich war. Julia und Phoebe waren der Antwort auf die Frage, welcher von beiden der Marquis einen Antrag machen würde, noch kein bisschen näher gekommen, was merklich an ihren Nerven zerrte. Der Marquis hatte während des ganzen Essens kein Wort gesagt und die Lippen zusammengekniffen, als unterdrücke er giftige Bemerkungen.
„Hat er sich eigentlich dafür entschuldigt, dass er dich nach dem Unfall einfach hat stehen lassen?“
„Ach was.“ Hester fächelte sich mit einem Notenblatt Luft zu. „Er hat es wahrscheinlich längst vergessen. Wenn man so viele Frauen über den Haufen fährt … Nein, wenn er überhaupt einmal mit mir spricht, geht es um Politik.“
„Politik? Oje!“ Emily lachte. „Versucht er das auch bei deinen Cousinen?“
„Ich traue es ihm zu.“ Sie warf den beiden, die am Kamin die Köpfe zusammensteckten, einen Blick zu. „Das einzig Gute an seinem unmöglichen Verhalten ist, dass mein Onkel mir freigestellt hat, mich jederzeit zurückzuziehen.“ Sie seufzte. „Außer heute Abend. Da Lionel und du formal gesehen meine Gäste seid, darf ich erst nach oben gehen, wenn ihr euch verabschiedet habt.“
Emily streckte sich.
Sofort bereute Hester ihre Worte. „Wenn es nur um dich ginge, wäre ich
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