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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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mich zur Theke. „Tommy, das ist Rebecca. Rebecca, darf ich Ihnen Tommy Williams vorstellen? Er ist sein Leben lang in Porth kerris gewesen. Wenn Sie etwas über das Dorf wissen wollen oder über die Leute, die hier leben, kommen Sie einfach her und fragen Sie ihn.“
    Wir gaben uns die Hand. Tommy hatte graue Haare und viele Runzeln. Er sah aus, als führe er in seiner freien Zeit zum Fischen hinaus. Wir setzten uns an die Theke, und Joss bestellte einen Scotch mit Soda für mich und für sich einen Scotch mit Wasser.
    Während Tommy einschenkte, fingen die beiden Männer an zu reden und waren bald in ein typisches Kneipengespräch vertieft. „Wie läuft’s so bei Ihnen?“ Das war Tommy. „Kann nicht klagen.“
    „Wann machen Sie auf?“
    „ Ostern, mit ein bißchen Glück.“
    „ Es ist doch schon fertig, oder?“
    „ Mehr oder weniger.“
    „Wer macht die Tischlerarbeiten?“
    „Ich selbst.“
    „Dann sparen Sie einen ganzen Batzen.“
    Meine Aufmerksamkeit erlahmte. Ich steckte mir eine Ziga rette an und schaute mich um. Was ich sah, gefiel mir. Die beiden alten Männer, die ihre Pfeile auf das Holzbrett warfen, ein Junge und ein Mädchen in Jeans und dicken Pullovern, die über einem Bier an einem der Tische saßen und eifrig diskutierten – Existen tialismus? Gegenständliche Malerei? Woher sie die nächste Miete nehmen sollten? Über irgend etwas. Aber für sie war es ungeheuer wichtig.
    Und dann zwei ältere, teuer gekleidete Ehepaare, die Männer betont sportlich – ein bißchen lächerlich sportlich –, die Frauen eine Spur zu elegant. Ich nahm an, daß sie im Castle Hotel wohn ten, sich vielleicht bei dem schlechten Wetter langweilten und heruntergekommen waren, um sich unter das Volk zu mischen. Sie schienen sich nicht recht wohl zu fühlen, als wüßten sie, daß sie hier fehl am Platz waren, und könnten es kaum erwarten, zum plüschigen Komfort des großen Hotels auf dem Berg zurückzu kehren.
    Mein Blick wanderte weiter durch den Raum, und nun erst sah ich den Hund. Es war ein wunderschöner Hund, ein Irischer Setter mit seidenweichem, glänzendem Fell. Seine Rute lag wie eine seidige, elegant geschwungene Feder auf den grauen Stein platten. Er saß regungslos neben seinem Herrn, nur dann und wann ruckte die Rute hin und her, als wollte er ihm zustimmen oder insgeheim applaudieren.
    Neugierig betrachtete ich den Mann, dem das schöne Tier zu gehören schien, und fand ihn fast so interessant wie den Hund. Er saß an einem Tisch, hatte das Kinn in die Hand gestützt und wandte mir sein ausgeprägtes Profil zu, fast so, als posierte er für mich. Er hatte einen richtigen Charakterkopf, sein graues Haar sah aus wie eine Silberfuchsmähne. Das Auge, das ich sehen konnte, lag tief, unter einer dichten Braue, die Nase war lang und leicht gebogen, der Mund männlich und voll, das Kinn markant. Er trug ein graues Tweedsakko und wirkte, soweit man das im Sitzen beurteilen konnte, recht groß, wahrscheinlich gut eins fünfundachtzig.
    Während ich ihn betrachtete, lachte er plötzlich über etwas, das sein Begleiter gesagt hatte. Das lenkte meine Aufmerksam keit auf den anderen Mann, und ich war unangenehm berührt, denn sie paßten einfach nicht zueinander. Während der eine schlank und elegant wirkte, war der andere klein, dick, rotge sichtig und in einen viel zu engen marineblauen Blazer gezwängt. Sein Hemdkragen drohte ihn jeden Moment zu erdrosseln. Es war nicht sehr warm im Pub, aber seine wulstige Stirn glänzte schweißnaß, und ich stellte fest, daß er sein dünnes und fettiges schwarzes Haar so von der Seite nach oben drapiert hatte, daß eine lange Strähne eine große kahle Stelle bedeckte, allerdings nur sehr notdürftig.
    Der Mann mit dem Hund rauchte nicht, während der dicke Mann gerade seine Zigarette ruckartig in dem randvollen Aschenbecher ausdrückte, als wolle er seinen Worten dadurch Nachdruck verleihen. Fast unmittelbar danach griff er in die Ta sche, holte ein silbernes Etui heraus und nahm sich eine neue Zigarette.
    Der Mann mit dem Hund wollte offensichtlich gehen. Er nahm den Ellbogen vom Tisch, schob die Manschette zurück, sah auf die Uhr und trank sein Glas aus. Offenbar darauf be dacht, sich ganz nach ihm zu richten, zündete der dicke Mann die Zigarette hastig an und kippte den Rest in seinem Whiskyglas hinunter. Sie standen auf und schoben ihre Stühle dabei mit einem häßlichen scharrenden Geräusch zurück. Der Hund stand ebenfalls auf und fing an, begeistert

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