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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Augenblick später war er auf die Hauptstraße gebogen, die nach Porthkerris führte.
     
    „Und jetzt erzählen Sie mir mehr“, sagte er. „Ich dachte, Sie leben in London.“
    „Das tue ich auch.“
    „Wollen Sie Urlaub machen?“
    „ So ungefähr.“
    „Das klingt ziemlich vage. Wohnen Sie bei Freunden?“
    „Ja. Nein. Ich weiß nicht.“
    „Was soll das heißen?“
    „Genau das. Es heißt, ich weiß es nicht.“ Es klang sehr unhöf lich, aber ich konnte nichts dafür. Mir war, als hätte ich keine Kontrolle über das, was ich redete.
    „Sie sollten es sich vielleicht überlegen, ehe wir in Porthkerris sind, sonst werden Sie die Nacht noch am Strand verbringen.“
    „Ich… Ich gehe in ein Hotel. Nur bis morgen.“
    „Oh, sehr gut. In welches?“
    Ich sah ihn genervt an, und er sagte, ganz einleuchtend: „Na ja, wenn ich es nicht weiß, kann ich Sie auch nicht hinbringen, nicht?“
    Jetzt stand ich mit dem Rücken zur Wand. „Ich habe nirgends ein Zimmer bestellt. Ich meine, ich könnte mir eines suchen, wenn ich da bin. Es gibt doch Hotels, nicht wahr?“
    „Oh, jede Menge. In Porthkerris ist jedes zweite Haus ein Hotel. Aber um diese Jahreszeit sind die meisten geschlossen.“
    „Kennen Sie welche, die geöffnet sind?“
    „Ja. Aber es kommt darauf an, was sie zahlen wollen.“
    Er sah mich von der Seite an und registrierte meine geflickten Jeans, die schäbigen Schuhe und den uralten pelzgefütterten Le dermantel, den ich anhatte, weil ich ihn liebte und weil er so schön warm hielt. Im Moment roch er wie ein nasser Hund, und er sah auch so aus.
    „Ich werde Ihnen zuerst die Extreme nennen. Es gibt das Castle Hotel, oben auf dem Berg, wo man sich zum Dinner umzieht und zu den Klängen einer Drei-Mann-Kapelle Foxtrott tanzt, und unten in der Fish Lane Nummer zwei das Bed-and-Breakfast von Mrs. Kernow. Ich kann Mrs. Kernow empfehlen. Sie hat mich drei Monate lang umsorgt, ehe ich in meine eigene Wohnung gezogen bin, und der Preis ist erschwinglich.“
    Mein Interesse erwachte. „Ihre Wohnung? Sie meinen, Sie leben hier?“
    „Ja, im Moment. Das heißt, jetzt schon seit einem halben Jahr.“
    „Aber… Das Geschäft in der New Kings Road, wo ich die Stühle gekauft habe?“
    „Da hab ich nur ein paar Tage ausgeholfen.“
    Wir kamen an eine Kreuzung, und er nahm Gas weg und wandte sich mir zu. „Haben Sie die Stühle schon abgeholt?“
    „Nein. Aber ich habe sie bezahlt. Ich werde sie holen, wenn ich wieder zurück bin.“
    „Gut.“ Er nickte.
    Wir fuhren eine Weile schweigend weiter, durch ein Dorf und über ein unbebautes, urwüchsiges Plateau hoch über dem Meer. Dann lief die Straße wieder bergab, und links und rechts standen Bäume. Zwischen ihren vom Wind gezausten nackten Ästen und Zweigen blitzten die Lichter eines kleinen Orts.
    „Ist das Porthkerris?“
    „Ja. Sie müssen mir jetzt bald sagen, ob Sie ins Castle oder in die Fish Lane wollen.“
    Ich schluckte. Das Castle kam offensichtlich nicht in Frage, aber wenn ich in das Bed-and-Breakfast in der Fish Lane ging, wäre ich diesem aufdringlichen Menschen verpflichtet. Ich fuhr einzig und allein deshalb nach Porthkerris, weil ich Grenville Bayliss besuchen wollte, und ich hatte das unangenehme Gefühl, daß dieser Knabe mir auf der Pelle sitzen würde, wenn ich seinem Rat folgte und zu Mrs. Kernow ging.
    „Nein, nicht das Castle Hotel“, sagte ich und wollte nach einem anderen, bescheidenen Hotel fragen, aber er kam mir zu vor.
    „Sehr gut“, sagte er mit einem breiten Lächeln. „Also in die Fish Lane. Sie werden es nicht bereuen.“
    Mein erster Eindruck von Porthkerris, bei Wind und Regen, war zwiespältig, um es vorsichtig auszudrücken. Der Ort war an diesem unwirtlichen Abend so gut wie menschenleer, die verlas senen Straßen glänzten im Licht der Laternen vom Regen, und in den Abflußrinnen plätscherte das Wasser.
    Wir sausten mit halsbrecherischem Tempo in ein Gewirr kleiner Gassen und Gänge und kamen zu einer Straße, die am Hafen entlangführte, um dann wieder in das Labyrinth von schmalen Straßen mit Kopfsteinpflaster und malerischen kleinen Häusern zurückzukehren.
    Schließlich bogen wir in eine Gasse mit grauen Reihenhäusern, deren Türen sich ohne Eingangsstufe zum Bürgersteig öffneten.
    Alles wirkte sauber und gepflegt. Hinter den Fenstern hingen Spitzengardinen; in einigen sah ich kleine Figuren von Mädchen mit Hunden oder Töpfe mit Weihnachtssternen.
    Er fuhr endlich langsamer und

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