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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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plötzlich ganz entspannt, wie ein arroganter Kunstkriti ker bei einer Vernissage, seine langen Beine übereinander.
    Seine offensichtliche Befriedigung verwirrte mich. Er sollte nicht denken, daß ich sie teilte.
    „Ich habe nicht danach gesucht“, sagte ich. „Ich hätte gern gewußt, wie Sophia aussah, aber ich hatte keine Ahnung, daß hier unten ein Porträt von ihr herumsteht. Ich bin nur gekom men, um mir ein Bild auszusuchen, weil Grenville gesagt hat, ich dürfe eines haben und nach London mitnehmen.“
    „Ich weiß. Meine Mutter hat es mir erzählt.“
    „Eliot, wir dürfen niemandem etwas davon sagen.“
    Er ignorierte meine Bemerkung. „Weißt du, es war immer ir gendwas Sonderbares an Joss, etwas Unerklärliches. Die Art, wie er aus heiterem Himmel in Porthkerris auftauchte. Und wie Grenville plötzlich wußte, daß er da war, wie er ihm einen Job gab und das Haus praktisch von ihm führen ließ. Ich hab ihm nie über den Weg getraut. Und das Verschwinden dieses Sekretärs – immerhin gehörte er dir. Es war alles faul. Oberfaul.“
    Ich wußte, ich hätte Eliot in dem Moment sagen sollen, daß ich den Sekretär entdeckt hatte. Ich öffnete den Mund, um es zu tun, und schloß ihn wieder, weil ich die Worte aus irgendeinem Grund nicht herausbringen konnte. Außerdem redete Eliot im mer noch und hatte gar nicht bemerkt, daß ich ihn unterbrechen wollte.
    „Meine Mutter hat immer behauptet, er habe irgendeine son derbare Macht über Grenville.“
    „Das klingt fast wie Erpressung.“
    „Vielleicht war es das in gewisser Weise. Ungefähr so:     „Eliot, wir dürfen nicht sagen, daß wir das Bild gefunden ha ben.“
    Er wandte den Kopf und sah mich an.
    „Du klingst ja ganz besorgt, Rebecca. Wegen Joss Gardner?“
    „Nein. Wegen Grenville.“
    „ Aber du magst Joss.“
    „ Nein.“
    Er tat so, als sei er ungemein überrascht. „Aber alle mögen – ihn! Offenbar kann niemand seinem jungenhaften Charme widerstehen. Grenville und Pettifer tanzen nach seiner Pfeife. Andrea ist vernarrt in ihn, sie läßt ihn anscheinend keine Sekunde allein, aber ich habe den Eindruck, diese Anziehungskraft ist nicht rein geistig. Ich dachte, du hättest dich dem Reigen inzwischen angeschlossen.“ Er runzelte die Stirn. „Du hast ihn gemocht.“
    „Das ist jetzt vorbei, Eliot.“
    Er legte den Arm auf die geschnitzte Rückenlehne des Sofas, hinter meine Schulter, und sah mich aufmerksam an.
    „Was ist passiert?“ fragte er.
    Was war passiert? Nichts. Aber Joss war mir von Anfang an ein bißchen sonderbar vorgekommen, und die vielen Zufälle, die unser Leben zu verketten schienen, waren mir nachgerade un heimlich. Außerdem hatte er den Schreibsekretär meiner Mutter gestohlen. Und jetzt, in diesem Augenblick, hatte er eine klamm heimliche Affäre mit der unappetitlichen Andrea. Allein bei die sem Gedanken drohte meine Phantasie mit mir durchzugehen, ich sah rot.
    Eliot wartete auf eine Antwort. Aber ich zuckte nur mit den Schultern, schüttelte verzagt den Kopf. „Ich habe es mir eben anders überlegt“, sagte ich nur.
    „Hat das, was gestern geschehen ist, vielleicht etwas damit zu tun?“
    „Gestern?“ Ich dachte daran, wie ich mit Eliot auf der sonnenbeschienenen Terrasse des kleinen Gasthauses gesessen hatte, an die beiden Jungen, die mit ihrer Jolle das blaue Wasser des Flus ses hinuntergesegelt waren, und zuletzt daran, wie Eliot mich umarmt hatte, an die Berührung seiner Lippen auf meinen, das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und langsam in einen Ab grund zu gleiten.
    Ich erschauerte wieder. Meine kalten, schmutzigen Hände lagen auf meinem Schoß. Eliot legte die Hand darauf und sagte etwas überrascht: „Du frierst ja.“
    „Ich weiß, ich bin schon stundenlang hier.“
    „Meine Mutter hat gesagt, du wolltest zurück nach London.“
    Das Thema Joss war offenbar fürs erste abgeschlossen, und ich war dankbar dafür.
    „Ja, ich muß zurück.“
    „Und wann?“
    „Morgen abend.“
    „Du hast mir nichts davon gesagt.“
    „Ich habe es erst heute morgen beschlossen.“
    „Du hast es dir anscheinend anders überlegt und eine ganze Menge Entscheidungen getroffen, alle an einem einzigen Tag.“
    „Mir war nicht bewußt, wie schnell die Zeit hier vergangen ist.
    Ich hab schon fast zwei Wochen nicht mehr

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