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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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er: „Ich glaube, du hast mit Grenville gesprochen.“
    „Es tut mir leid.“
    „Eines steht fest, entweder geht Joss, oder ich gehe. Wie es in den Wildwestfilmen immer heißt:     „Joss ist unwichtig. Er ist es nicht wert, etwas aufs Spiel zu setzen.“
    „Wenn ich die Werkstatt verkaufe und nach Birmingham gehe, würdest du dann mitkommen?“
    „Ach, Eliot…“
    Ich wandte mich ab, und mein Blick fiel wieder auf Sophias Porträt. Ihr Blick begegnete meinem, und es war, als ob Joss dort säße, jedes Wort hörte, das wir sagten, und über uns lachte. Dann faßte Eliot mich unter das Kinn und zog mein Gesicht zu sich herum, so daß ich ihn wieder ansehen mußte.
    „Hör bitte zu, was ich sage!“
    „Das tue ich.“
    „Wir müssen nicht ineinander verliebt sein, das ist dir doch klar, oder?“
    „Ich dachte immer, es gehört dazu.“
    „Es passiert nicht jedem. Vielleicht wirst du es nie erleben.“
    Eine schreckliche Aussicht. „Vielleicht nicht.“
    „Wäre ein Kompromiß denn so schlimm?“ Seine Stimme war sehr freundlich und eindringlich. „Wäre ein Kompromiß da nicht besser als ein Acht-Stunden-Tag für den Rest deines Le bens und eine leere Wohnung in London?“
    Er hatte einen wunden Punkt berührt. Ich war zu lange allein gewesen, und der Gedanke, mein Leben lang allein zu bleiben, war beängstigend. Du bist für einen Mann, ein Heim und Kinder geschaffen, hatte Grenville gesagt. Und nun war all das plötzlich in Reichweite gerückt. Ich brauchte nur die Hand auszustrecken und Eliots Antrag anzunehmen.
    Ich sagte seinen Namen, und er nahm mich in die Arme, zog mich an sich, küßte meine Augen, meine Wangen, meinen Mund. Sophia beobachtete uns, aber es machte mir nichts aus. Ich sagte mir, daß sie tot sei, und Joss hatte ich bereits aus meinem Leben gedrängt. Warum sollte es mir etwas ausmachen, was sie von mir dachten?
     
    „Wir müssen gehen“, sagte Eliot schließlich. „Du mußt dringend baden und dir den Schmutz vom Gesicht waschen, und ich muß die Eiswürfel aus dem Kühlschrank nehmen und mich bereithalten, um Grenville und meiner Mutter ihre Drinks zu servieren.“
    „Ja.“ Ich löste mich aus seinen Armen und strich mir eine Locke aus der Stirn. Ich war wie ausgelaugt. „Wie spät ist es?“
    Er sah auf die Uhr. Das Band, das ich ihm geschenkt hatte, glänzte noch wie neu. „Kurz vor halb acht. Wir könnten die ganze Nacht hierbleiben, aber leider geht das Leben weiter.“
    Ich stand langsam auf, nahm das Porträt, ohne noch einen Blick darauf zu werfen, brachte es in seine Ecke zurück und stellte es mit dem Gesicht zur Wand wieder an die grauen Spinn weben. Dann nahm ich wahllos andere Bilder und stellte sie ringsum dagegen, bis es nicht mehr zu sehen war. Alles ist wieder wie vorher, sagte ich mir. Wir schafften rasch ein wenig Ordnung und bedeckten die Bilder wieder mit den heruntergerutschten Bettlaken. Eliot knipste die Stehlampe aus, ich nahm die Ta schenlampe, wir gingen hinaus, schalteten das Licht aus und sperrten zu. Eliot nahm mir die Taschenlampe ab, und wir folg ten dem hüpfenden Lichtkreis durch den Garten, stolperten hier und da leicht über kleine Böschungen und Grasbüschel und stie gen die naßglänzenden Stufen zur Terrasse hinauf. Vor uns lag das Haus, durch die Vorhänge drang schwacher Lichtschein, und wir waren umgeben von alten Bäumen, die im Wind ächzten.
    „Ich habe noch nie ein Unwetter erlebt, das so lange dauert“, sagte Eliot, als er die Hintertür öffnete und wir hineingingen. Drinnen in der Diele war es warm und heimelig, und wir rochen das köstliche Hühnerfrikassee, das wir gleich essen würden.
    Wir trennten uns. Eliot ging in die Küche, und ich ging rasch nach oben, um meine schmutzigen Sachen auszuziehen, ein Bad einzulassen und mich dem heißen Wasser und dem wohltuenden Dampf hinzugeben. Endlich Ruhe. Ich war zu erschöpft, um zu denken. Ich meinte, ich würde jeden Moment einschlafen und ertrinken. Aus irgendeinem Grund hatte dieser Gedanke nichts Schreckliches an sich.
    Ich schlief aber nicht ein, denn während ich in der Wanne lag, hörte ich, als der Sturm kurz nachließ, das Geräusch eines näherkommenden Autos. Das Badezimmerfenster ging nach vorn hin aus, zur Einfahrt und zur Haustür. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, den Vorhang zuzuziehen, und die Lichtkegel des Wa gens huschten über das nachtdunkle Glas. Eine

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