Stürmische Eroberung
mich ohne Partnerin wieder", unterbrach Thomas scheinbar verärgert. "Dabei habe ich Baron Sydenham fest versprochen, dass wir mit seiner Gemahlin eine Partie wagen, und dazu braucht es nun einmal vier Mitspieler. Nun komm, sie warten dahinten schon auf uns."
Verwirrt musterte Arabella ihren Bruder. Wie konnte er nur erlauben, dass Lord Fox ihre Schwester ohne jede Begleitung wegführte? Das war doch unerhört! "Aber …"
"Prudence wird nichts geschehen", versicherte Thomas in einem Ton, der keinerlei weiteren Widerspruch zuließ. Damit zog er Arabella fort.
Zu Prudence' Entsetzen umfasste Lord Fox fest ihren Ellbogen und schob sie aus dem Salon, als würde er nicht bemerken, wie unangenehm ihr diese vertraute Berührung war. Kaum waren sie allein, fuhr sie wütend herum und machte sich von ihm frei.
"Wenn Sie mich freundlicherweise nicht anfassen würden, Sir. Ich habe niemals darum gebeten, mir Ihr Haus ansehen zu dürfen, und das wissen Sie auch ganz genau."
Mit unverhohlener Wut sah Lucas auf sie hinab. "Ich wollte Sie lediglich davor bewahren, dass Sie vor allen Anwesenden einen noch größeren Narren aus sich machen, als Ihnen dies ohnehin schon gelungen ist. Außerdem wollte ich Sie unter vier Augen sprechen. Bevor Sie Marlden Hall heute Abend verlassen, sollten wir beide eine kleine Unterhaltung führen. Ich habe gesagt, dass ich Ihnen das Haus zeige, und ich werde mein Wort auch halten. Wir fangen hier drinnen an", erklärte Lucas bestimmt, zog sie hinter sich her durch einen langen Korridor und schubste sie dann in einen hübsch eingerichteten Salon.
7. Kapitel
Fassungslos stand Prudence vor Lucas, der ihr einen eisigen Blick zuwarf. Was hatte sie nur getan, dass er sich so rätselhaft benahm?
"Was wollten Sie eigentlich damit erreichen, dass Sie mir die kleine Kokette geben?" verlangte er zu erfahren.
Noch immer brachte sie nicht mehr zu Stande, als ihn verständnislos anzusehen. Sie begriff einfach nicht, womit sie ihn derart in Zorn versetzt hatte.
"Haben Sie denn gar keinen Gedanken daran verschwendet, wie es enden kann, wenn Sie sich einem Mann meines Alters und von meiner Erfahrung derart an den Hals werfen? Ein gefährliches Spiel für ein so junges Mädchen! Ich habe Ihnen fünfzehn Jahre zahlloser Affären voraus. Aber niemals habe ich mich mit unschuldigen Mädchen abgegeben. Ich pflege mein Nachtlager nicht im Kinderzimmer aufzuschlagen, und schon gar nicht bei einem unerträglichen Balg, das mir nur schöne Augen macht, um die Eifersucht eines anderen Mannes zu erregen."
"Sie Ungeheuer!" rief Prudence wütend und zutiefst gekränkt. Wie konnte er es wagen, sie derart zu demütigen, nachdem er sie wie ein willenloses Möbel durchs halbe Haus geschoben hatte!
"Weder mir noch irgendeinem meiner Gäste ist entgangen, dass Sie betrunken sind und noch dazu kurz davor, alle Hemmungen zu verlieren! Es gibt einige Frauen bei Hofe, die rückhaltlos und offen mit den Herren flirten. Wenn Sie es Ihnen eines Tages gleichtun wollen, müssen Sie allerdings noch eine ganze Menge lernen. Leider haben Sie sich für Ihre erste Lektion den falschen Mann ausgesucht. Ich lasse mich nicht zum Narren machen."
"Was erdreisten Sie sich?" unterbrach Prudence, die dieser Schimpftirade nun lange genug gelauscht hatte. Vielleicht verdiente sie Vorhaltungen, weil sie so viel getrunken hatte, aber dies hier ging entschieden zu weit! Sie stemmte die Hände in die Hüften, hob trotzig das Kinn und erwiderte herausfordernd Lucas' Blick. "Für wen halten Sie sich eigentlich? Und wer hat Ihnen gestattet, mich gegen meinen Willen hier in dieses Zimmer zu stoßen? Ihr Benehmen ist wirklich unerhört! Sie haben kein Recht, mich zurechtzuweisen wie ein Mann, der in seiner Ehre gekränkt worden ist! Das stünde allein Thomas zu."
"Aber es war nicht Thomas, dem sie schöne Augen machten", gab Lucas spöttisch zurück. "Und selbstverständlich darf ich Sie zurechtweisen, wenn Sie mich als Gast in meinem Hause dazu missbrauchen, einen anderen Gentleman eifersüchtig zu machen."
Hochmütig schüttelte sie den Kopf. Glaubt dieser Mann denn tatsächlich, er besäße irgendeine Befehlsgewalt über mich? dachte sie ein wenig bestürzt. Es schien fast so. Sie musste ihm in Zukunft um jeden Preis aus dem Weg gehen! "Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie sprechen."
"Tatsächlich? Dann gestatten Sie mir, es Ihnen zu erklären", erwiderte er mit leiser, aber drohend klingender Stimme und machte einen Schritt auf sie
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