Stürmische Eroberung
zu.
Entschlossen richtete sie sich zu voller Größe auf, bereit für weitere Vorwürfe.
"Ich kenne Ihre Schwärmerei für Adam Lingart. Sie hofften, er würde Sie nach seiner Rückkehr aus dem Exil heiraten. Das wurde mir klar, als sie ihm den Strauß schenkten, damals bei der Prozession. Und jetzt quält es Sie, dass er Ihre Zuneigung nicht erwidert – ja, Sie nicht einmal wahrgenommen hat und stattdessen eine andere zu seiner Gemahlin machte. Sie sind verletzt, wütend und fühlen sich zurückgesetzt, weil seine Liebe Lucy gehört. Deshalb haben Sie mit mir geflirtet. Oder wollen Sie das abstreiten? Leider müssen Sie noch lernen, dass ein Mann nur eifersüchtig wird, wenn eine Frau ihm auch etwas bedeutet."
Ihr schien, als ob sein kalter Blick ihr das Herz durchbohrte. "Sie sind ein Scheusal", flüsterte sie und fühlte, wie ihr Tränen in die Augen steigen wollten.
"Wohl wahr, und ich kann Sie nur warnen, meine Liebe", erklärte er scharf. "Obwohl Sie meine Worte besser als guten Rat betrachten sollten. Sollten Sie mich je wieder benutzen, um einen anderen Gentleman eifersüchtig zu machen, werden Sie merken, was für ein schlimmer Schurke ich tatsächlich bin. Und die Erfahrung dürfte Ihnen kaum zusagen." Hart umfasste er ihr Kinn. "Geben Sie mir Ihr Wort, dass derlei nie wieder vorkommen wird?" fragte er streng.
"Ja", hauchte sie kaum hörbar.
"Ich erlaube nicht, dass Sie mich zum Gespött machen. Haben wir uns verstanden?"
"Mir ging es nicht darum, Adam eifersüchtig zu machen", entgegnete Prudence, obwohl sie glaubte, vor Zorn und Demütigung ohnmächtig werden zu müssen. "Aber glauben Sie doch, was Sie wollen. Es ist mir egal. Sie wissen doch überhaupt nichts über mich."
"Oh, doch, das tue ich. Sie sind eigensinnig und unerzogen. Und heute Abend haben Sie sich noch dazu wie ein dummes kleines Mädchen benommen, bei dem man es versäumt hat, ihm rechtzeitig Manieren beizubringen." Als er sah, dass ihr Tränen in den Wimpern schimmerten, tat sie ihm doch Leid, und er fügte sanfter hinzu: "Sie sind allerdings auch ein unglaublich reizendes Wesen. Sie haben mich derart bezaubert, dass ich Sie gern näher kennen lernen würde."
"Jede Natter wäre mir ein willkommenerer Freund", erwiderte sie, da sie ihr hitziges Temperament wiedergefunden hatte. Dann stieß sie seine Hand fort und versuchte ihn unerschrocken anzusehen, auch wenn sie wusste, dass sie ganz allein an dieser verfahrenen Situation schuld war. Musste sie sich vorhin auch so bei ihm anbiedern? Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, und sie wandte sich voller Scham ab.
Lucas betrachtete sie nachdenklich. Prudence sah aus wie eine jugendliche Rachegöttin, die ihm am liebsten die Augen auskratzen würde. Ihr Haar glänzte im Kerzenschein wie flüssiges Kupfer; das Blau ihres Kleides bildete einen wunderbaren Gegensatz zum zarten Rot der Wangen und ließ die dunkelvioletten Augen leuchten. Fast hätte er ihr bewundernd zugelächelt. "Sie scheinen mir ja ernstlich böse zu sein."
Prudence nickte. "Oh ja."
"Aber wahrscheinlich sind Sie noch wütender auf sich selbst", ergänzte er leise.
Verlegen wich sie seinem forschenden Blick aus. Er hatte Recht. Ihr dummes Benehmen beim Essen war ihr mehr als peinlich. Sie hob den Kopf und musterte ihn. Zu ihrer Überraschung zeigten seine Züge keinen Zorn, sondern Zuneigung – und in den Augen lag ein solches Feuer, dass ihr die Knie zitterten. "Ja, ich bin mehr als unzufrieden mit mir", gab sie endlich leise zu. "Es war kindisch und unverantwortlich von mir, mich so gehen zu lassen. Vergeben Sie mir, Sir, derlei wird nie wieder vorkommen."
Zögerlich nickte Lucas. Ihm gefiel ihre Ehrlichkeit und der Mut, ihren Fehler zuzugeben. Er verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich gegen einen mit Schnitzereien verzierten Tisch und sah Prudence eindringlich an.
"Nachdem wir unseren Streit nun beigelegt haben", erklärte er und lächelte nonchalant, "könnten Sie vielleicht dort weitermachen, wo Sie vorhin beim Dinner aufhörten. Ihre aufreizenden Blicke dürften doch wohl nur eine Deutung zulassen. Sie haben sich solche Mühe gegeben, mich zu verführen, warum sollten wir uns jetzt also nicht – intimeren Dingen zuwenden, solange wir ungestört sind? Was soll ich also als Nächstes tun? Oder wünschen Sie, die Führung zu übernehmen?"
Misstrauisch schaute sie zu ihm auf. Er stand viel zu nahe bei ihr. Rasch trat sie einen Schritt beiseite und sah, dass er sie amüsiert betrachtete. "Was soll
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