Stürmische Eroberung
nicht ausstehen! Willst du unsere Schwester etwa dazu zwingen, einen Gemahl zu nehmen, für den sie keinerlei Zuneigung empfindet?" fragte Arabella erschüttert.
Der Ton missfiel Thomas, und verstimmt runzelte er die Stirn. "Sei versichert, dass ich Prudence genügend Zeit lassen werde, um Gefühle für Lucas zu entwickeln und sich an den Gedanken zu gewöhnen, seine Frau und Herrin auf Marlden Hall zu werden. Tatsächlich bin ich ganz sicher, dass sie gern und aus freien Stücken in eine Ehe mit ihm einwilligen wird. Wenn Sie ihn erst besser kennt, wird sie ihre schlechte Meinung von ihm ändern." Er lächelte. "Es gibt nur wenige Frauen, die gegen Lucas' Charme unempfindlich wären, Arabella, und da wird unsere Schwester wohl keine Ausnahme machen."
"Dann ist Lord Fox also fest entschlossen, sie zu heiraten?"
"Ja, und ich kann mir keine bessere Partie für Prudence wünschen. Dir kann kaum entgangen sein, dass er ganz hingerissen ist von ihr. Er verlangt nicht einmal eine Mitgift."
"Wie nobel", bemerkte Arabella spöttisch.
"Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du so sehr gegen eine Verbindung der beiden sein würdest, Arabella."
"Natürlich will ich eine solche Verlobung nicht. Prudence ist achtzehn Jahre alt – ein Kind im Vergleich zu einem Mann von Welt wie Lord Fox! Ich muss dich doch wahrlich nicht über den Ruf deines Freundes aufklären, den er ohne Zweifel redlich verdient hat. Versteh mich nicht falsch, es ist nicht so, dass ich ihn nicht mögen würde. Er besitzt Charme und zeigt stets ein geschliffenes Auftreten in Gesellschaft. Bestimmt wird er eines Tages einen guten Gemahl abgeben, aber eben nicht für unsere Prudence. Gut, sie kann eigensinnig und aufbrausend sein, aber sie hat ein weiches Herz. Niemals würde sie einen Mann heiraten, den sie nicht liebt. Ihrem Gemahl wird sie mit Leib und Seele gehören und dasselbe auch von ihm erwarten. Leider kann ich mir nicht vorstellen, dass Lord Fox seine Zuneigung jemals nur einer einzigen Frau schenken wird. Stimmst du mir da nicht zu, Thomas?"
Der Bruder seufzte tief. Offensichtlich machte Arabella sich wirklich ernsthafte Sorgen. Nun, er würde sein Bestes geben, um ihre Bedenken zu zerstreuen. "Du täuschst dich in Lucas. Er ist wirklich ein Ehrenmann – ich könnte mir überhaupt keinen besseren Freund vorstellen. Wenn er einmal eine Entscheidung getroffen hat, steht er unwiderruflich dazu. Prudence könnte keinen Besseren finden. Natürlich kennt jeder seine Frauengeschichten, aber in diesem Punkt wird maßlos übertrieben. Lucas versucht es zwar zu verbergen, aber er ist äußerst gefühlvoll."
Während Arabella diesen Beteuerungen lauschte, zeigten sich wechselnde Empfindungen auf ihren Zügen: Wut, Ärger, doch endlich auch Unsicherheit und Zweifel. Sie schien es am Ende zumindest für möglich zu halten, dass sie sich in Fox' Charakter getäuscht hatte. "Oh Thomas!" rief sie schließlich. "Ich hoffe ja so sehr, dass du Recht hast, um Prudence' willen."
Zufrieden nickte der Bruder. Dann hatte sein Vortrag über Lucas' zahlreiche Vorzüge also doch etwas bewirkt. Arabella war eine kluge Frau, und früher oder später würde sie sicherlich einsehen, welch wunderbare Fügung eine Verbindung zwischen der Schwester und Lucas darstellte.
"Trotzdem habe ich ein wenig Angst vor dem Mann", fuhr Arabella fort. "Er mag ja wirklich so sein, wie du sagst, aber ich spüre etwas in ihm – eine bestimmte rücksichtslose Kraft. Ich glaube, er macht vor nichts Halt, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Denk nur an gestern, als er uns Prudence entführte. Ich kann mir nicht helfen, aber ich befürchte, dass er es nicht wirklich ernst meint mit unserer Schwester und ihr wehtun wird."
"Auf keinen Fall. Lucas hat nur noch sie im Sinn und will keine andere Frau mehr."
"Wie kannst du da nur so sicher sein?" fragte Arabella.
"Weil ich ihn kenne. Du hast schon Recht mit seiner unbedingten Zielstrebigkeit, und er kann tatsächlich auch rasend wütend werden. Dennoch ist er sehr wohl in der Lage, sich im Zaume zu halten. Allerdings tut er stets genau das, was er will und wann er es will, weil ihm vollkommen gleich ist, was andere von ihm denken.
Am Anfang war auch ich gegen eine Verlobung der beiden. Ja, ich habe Lucas sogar einmal deutlich zu verstehen gegeben, dass er Prudence in Ruhe lassen soll. Als ich jedoch erfuhr, dass seine Absichten vollkommen ehrenwert sind und er sie zu heiraten gedenkt, änderte ich meine Meinung. Ich werde alles
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