Stürmische Eroberung
wir uns schon wieder unter ganz ähnlichen Umständen begegnen", murmelte sie. Seine Züge und die ganze Haltung verrieten eine gewisse Arroganz und Rücksichtslosigkeit. "Das hätte ich nie erwartet."
"Oh, aber ich", widersprach er überraschend nachdrücklich. "Und ich bin außerordentlich erfreut darüber. Sie sind übrigens genauso reizend, wie ich Sie in Erinnerung hatte, werte Dame."
Das seltsame Leuchten in den Augen dieses Mannes missfiel ihr. "Sagen Sie stets so unverhohlen, was Sie gerade denken, Sir?"
"Ja, immer. Das ist der einzige Weg, um lästige Missverständnisse zu umgehen."
"Wahrscheinlich", stimmte sie halbherzig zu. "Haben Sie vielen Dank für Ihre Freundlichkeit." Geschickt balancierte sie die Einkäufe nun wieder in ihren Armen, reichte ihm zum Abschied die Hand und war überrascht, als er diese küsste, statt sie zu schütteln. Viel zu lange ließ er die warmen Lippen auf ihrer Haut verweilen, so dass sie ihm am liebsten die Finger entzogen hätte. Endlich ließ er von ihr ab.
"Es war mir ein Vergnügen", erklärte er dann. "Aber sind Sie denn ohne jede Begleitung hier?"
"Nein, meine Schwester Arabella ist bei mir. Sie kauft gerade Stoffe", antwortete Prudence und musterte erneut sein Gesicht. Dieser Mann war ein Draufgänger, daran bestand kein Zweifel. Und er gebärdete sich viel zu selbstbewusst für ihren Geschmack. "Leben Sie hier in Dorkin, Sir?"
"Nein, ich befinde mich auf der Durchreise. Darf ich mich vorstellen? Captain Jeffrey Fox." Wieder verbeugte er sich.
"Jeffrey Fox?" fragte sie verwirrt. "Dann müssen Sie Lord Fox' Cousin sein."
Die Augen des Mannes nahmen einen unergründlichen Ausdruck an, und um seine Mundwinkel zuckte es. "Sie kennen meinen Cousin?"
"Er ist unser Nachbar."
"So, so. Sind Sie ihm kürzlich begegnet?"
"Ja. Lord Fox und mein Bruder sind gute Freunde."
"Und wie steht es mit Ihnen? Hat Lucas Ihnen schon den Kopf verdreht?" wollte der Captain wissen und grinste unverschämt. "Er konnte doch noch nie an einem hübschen Gesicht vorübergehen."
Die Worte waren leichthin gesprochen, aber Prudence musste dabei an ihr letztes Zusammentreffen mit Fox denken. "Lassen Sie sich nicht von meinem unschuldigen Äußeren täuschen, Sir."
"Das klingt ja fast, als hielten Sie nicht allzu viel von meinem lieben Verwandten?"
"Ich kenne Lord Fox nicht gut genug, um mir eine Meinung über ihn anmaßen zu können", erwiderte sie bestimmt.
Er lächelte schwach und nickte dann gedankenversunken. Offenbar las er mehr in ihre Antwort hinein, als sie hatte ausdrücken wollen. "Nun, Sie werden ihn noch kennen lernen, das verspreche ich Ihnen. Die Frau, die Lucas Fox zu widerstehen vermag, ist noch nicht geboren worden. Er ist ein großer Herzensbrecher. Darin war er stets erfolgreicher als ich, aber er sieht auch besser aus. Das muss ich ihm schon lassen", gab er zu.
"Da tun Sie sowohl Lord Fox als auch sich selbst Unrecht", antwortete Prudence höflich. Jeffrey Fox war ein gut aussehender Mann, hatte aber nur entfernt Ähnlichkeit mit seinem Cousin. Allein die Form der Augen und der sinnlich geschwungene Mund erinnerten an Lucas.
Er lachte fröhlich. "Sie sind zu liebenswürdig, Teuerste."
Prudence sah ihn einen Moment an. Er wirkte so offenherzig und aufrichtig, dass sie selbst nicht verstand, warum ihr dieses Wiedersehen mit ihm missfiel. "Dennoch gibt es eine offensichtliche Gemeinsamkeit, Captain Fox", sagte sie ruhig. "Sie sind beide dreiste Draufgänger."
Hell schien es in seinen Augen aufzuleuchten. "Ja, das stimmt. Übrigens behauptet man von meinem werten Cousin, er wäre der Sohn des Leibhaftigen. Wussten Sie das?"
"Mag sein, aber ich schenke solchem Unsinn keinen Glauben."
"Geht es dem lieben Lucas denn gut?"
"Durchaus, soweit ich dies zu beurteilen vermag."
"Und lebt er wieder auf Marlden Hall?"
Die Frage war keineswegs ungewöhnlich, und der Captain lächelte Prudence dabei offen an, dennoch kam es ihr vor, als wollte er sie aushorchen. Deshalb antwortete sie ausweichend: "Zumindest als ich beim letzten Mal von ihm hörte."
Nachdenklich verengte er die Augen. "Werden Sie meinem Cousin von unserem Zusammentreffen berichten, Prudence?"
"Entspräche dies denn Ihrem Wunsch?"
Gleichgültig zuckte er mit den Schultern. "Mir soll es egal sein. Ich werde ihn jedenfalls nicht besuchen. Wir meiden die Gegenwart des anderen. Richten Sie ihm dennoch meinen Gruß aus, wenn Sie wünschen. Und sagen Sie ihm meine Glückwünsche zur vollständigen
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